Kreis Olpe. Ärzte und Apotheker im Kreis Olpe klagen über Lieferengpässe bei zahlreichen Medikamenten. Wer alles von den Engpässen betroffen ist.
Das Land Nordrhein-Westfalen hat mit einem Engpass an Arzneimitteln zu kämpfen. Kurz vor den anstehenden Herbst- und Wintermonaten sind weiterhin einige Medikamente nicht vorrätig oder nur mit Verzug lieferbar. Viele Apotheken und Arztpraxen stehen vor großen Herausforderungen, gerade in Zeiten niedrigerer Temperaturen und damit einhergehenden Krankheitswellen. Nach Angaben des Aktionsbündnisses Patientenversorgung, das sich aus Apothekern, Hausärzten und weiteren Fachkräften aus Gesundheits- und Pflegeberufen zusammensetzt, seien über 500 verschreibungspflichtige Medikamente aktuell nicht vorrätig.
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Auch der Kreis Olpe bleibt von den Medikamenten-Engpässen nicht verschont. Auch hier stehen die Apotheken vor dem Problem, dass verschiedene Arzneimittel nicht an Patienten herausgegeben werden können, weil diese nicht vorrätig sind. „Wir haben knapp 80 Artikel auf der Liste, die aktuell nur schwer lieferbar sind“, weiß Ulf Ullenboom, Sprecher der Apothekerschaft im Kreis Olpe. Besonders schwerwiegend sei die Lage bei den Medikamenten Sabutamol, einem Spray gegen Asthma, dem Beruhigungsmittel Oxacepam und Ozempic, einem Medikament für Diabetes-Patienten. „Die Gründe für die Knappheit bei diversen Arzneimitteln sind vielschichtig“, so Ullenboom. Bei dem Diabetes-Medikament Ozempic sei beispielsweise ein regelrechter Trend entstanden, weil dieses Arzneimittel mit dem Wirkstoff Semaglutid immer öfter auch als Diät-Mittel eingesetzt werde und daher nicht nur an Patienten ausgegeben werde, die an Diabetes erkrankt sind.
„Für uns ist das ätzend und eine schwierige Situation.“
Auch Schwierigkeiten bei der Zulieferung von Medikamenten seien Auslöser der Engpässe. „Wir greifen mittlerweile auch auf viele Medikamente zurück, die im Ausland produziert werden.“ Wenn es irgendwo beim Zustellungsprozess zum Verzug komme, wirke sich das auch auf die Vorräte aus und es komme zu Engpässen. „Für uns ist das ätzend und eine schwierige Situation. Viel tun können wir als Apotheker nicht. Die Lösungsansätze sind allgemein nur sehr begrenzt“, weiß Dr. Gerd Franke, Noch-Inhaber der Linden- und der Franziskus-Apotheke in Olpe.
Mehraufwand für Apotheker und Ärzte
„Die Arzneimittelhersteller produzieren eben auch nur gewisse Stückzahlen. Wenn es aus irgendeinem Grund zu einem kurzfristig erhöhten Bedarf an bestimmten Medikamenten kommt, dann herrscht schnell mal Knappheit“, erklärt Ulf Ullenboom. Zumindest die Lage bei Antibiotika und Fiebersäften für Kinder, die im vergangenen Winter kaum vorrätig waren, habe sich im Kreis Olpe wieder entspannt. „Wir können im Vorhinein schlecht einschätzen, bei welchen Arzneimitteln es plötzlich zu einem Engpass kommen kann. Das sehen wir erst dann, wenn es so weit ist“, so der Sprecher der Apothekerschaft. Oftmals können man sich als Apotheker gar nicht so genau erklären, warum es bei einem bestimmten Artikel zu Engpässen komme. Für Ärzte und Apotheker bedeuten die Medikamenten-Engpässe jedenfalls einen zeitlichen Mehraufwand. Wenn bestimmte Artikel nicht vorrätig sind, müssen für Kunden und Patienten Alternativen her und teilweise auf andere Behandlungspläne umgestellt werden. „Uns bleibt dann manchmal nicht anderes übrig, die Menschen wieder zurück zum Arzt zu schicken und ein Rezept für ein neues Medikament aufschreiben zu lassen“, sagt Ullenboom. „Wenn wir Arzneimittel nicht vorrätig haben, wird uns das automatisch negativ angehaftet, dabei können wir nichts dazu“.
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Von Seiten der Politik fühle man sich nicht wahrgenommen. Die bisher getroffenen Maßnahmen in der Gesundheitspolitik seien nicht ausreichend, um dem vielschichtigen Problem entgegenzuwirken. Auch wenn die Lage im Kreis Olpe vergleichsweise entspannt sei, wisse man nicht, wohin die Entwicklung in den kommenden Monaten gehe, wenn zu den Herbst- und Wintermonaten wieder stärkere Krankheitswellen und Infektionen auftreten. „Wir können im Vorhinein auch nicht jedes Medikament, bei dem ein Engpass entstehen könnte, mit riesigen Vorräten bunkern. Sonst bleiben wir hinterher auf den Medikamenten sitzen“, so Ulf Ullenboom. Das Aktionsbündnis Patientenversorgung sieht vor allem die Verlagerung der Medikamentenherstellung ins Ausland als Hauptgrund für die Engpässe an. Bei der Erforschung und Herstellung von Arzneimitteln gehe es nur noch darum, möglichst hohe Gewinne zu erzielen, was zu einer Beeinträchtigung bei der Patientenversorgung führe. „Wir können die Produktionen aber nicht mal eben so wieder nach Europa zurückholen. Das ist aktuell einfach nicht umzusetzen“, meint Ulf Ullenboom. Ein schwacher Trost, auch für die Patienten, die hinter ihrer Medizin herlaufen müssen.