Lennestadt. Eine Projektleiterin im Gesundheitsministerium und ehemalige Hebamme soll helfen, Lösungen für die Betreuung von Schwangeren in Lennestadt zu finden.
Es ist ein kleines Fünkchen Hoffnung. Die vielen Proteste, Initiativen, Appelle, Briefe und Gespräche auf verschiedensten Ebenen zur geplanten Schließung der Geburtshilfe im St. Josefs-Hospital haben offenbar Wirkung gezeigt. Im Rathaus Lennestadt hat sich Juliane Walz, Leiterin der Projektgruppe „Strukturelle Weiterbildung Geburtshilfe“ im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf gemeldet.
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Die ehemalige Hebamme ist Beraterin des Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann (CDU) für die Bereiche der Geburtshilfe. „Sie möchte in der Region vorstellig werden und versuchen, mit den Bürgermeistern und Landräten die Situation irgendwie in den Griff zu bekommen, mit neuen Formaten, Gesprächen und Initiativen, die die Ängste bei den Müttern und Eltern nehmen sollen. Es ist eine Initiative unmittelbar aus dem Gesundheitsministerium heraus, die uns hoffentlich helfen wird, mit der veränderten Situation umzugehen“, informierte Bürgermeister Tobias Puspas die Stadtverordneten in der Ratssitzung am Mittwoch.
Vier Monate ist es her, dass die Nachricht die Menschen im Kreis Olpe, vor allem in Lennestadt und Umgebung, schockierte: Die Geburtshilfe-Abteilung am St.-Josefs-Hospital Lennestadt soll zum Ende des Jahres geschlossen werden. Seitdem kämpfen Mitarbeiter, Betroffene, Mütter, Schwangere und die Politik um den Erhalt von Geburtshilfe, Kreißsaal und Gynäkologie. Puspas ließ die vielen Gespräche mit Mitarbeitern, Ärzten und Politik noch einmal Revue passieren. Aus der Sicht des NRW-Gesundheitsministers sei die Entscheidung, die Geburtshilfe zu schließen, keine Folge der Krankenhausreform in NRW, sondern die alleinige Entscheidung des Krankenhausträgers GFO.
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In den Gesprächsrunden mit den Bürgermeistern und den beiden Landräten der Kreise Olpe und Hochsauerlandkreis sei es auch um die Frage der künftigen Versorgungssicherheit gegangen, so Puspas. Denn die Kündigung der Chefärzte der „Klinik für Innere Medizin“ am St. Josefs-Hospital zum 31. März 2025 habe das Krankenhaus „maßgeblich geschwächt“, so Puspas.
Diese Entwicklung sei im Vorgriff auf die kommende Krankenhausreform nicht nur in Lennestadt, sondern im gesamten Land NRW zu beobachten. Dass „die Fachkräfte die Flucht nach vorn antreten“ und sich beruflich verändern wollen, sei verständlich. Allerdings würden damit Tatsachen geschaffen, die den geregelten Übergang in die neue Situation noch schwerer machen.
Puspas ging auch auf die Rolle der Stadt ein. „Wir haben keine Zuständigkeit, etwas zu verändern. Ich habe im Moment keinen intensiven Kontakt mit dem Krankenhausträger und keine Informationen, wie es Ende März nach dem Weggang der Chefärzte weitergeht und welcher Weg beschritten wird.“ An Spekulationen, ob das Rad noch gewendet werden kann, will sich Lennestadts Bürgermeister nicht beteiligen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass spätestens Ende Dezember die Geburtshilfe geschlossen ist. Es gibt keine Anzeichen aus irgendeiner Richtung, dass sich daran was ändern wird“, sprach Puspas Klartext.
Heinz Vollmer, SPD-Fraktionschef, setzt auf das Prinzip Hoffnung: „Wir haben uns damit noch nicht abgefunden. Es gibt noch eine ganze Menge Fragen, die noch beantwortet werden müssen.“ So halte sich das Gerücht, dass der Standort Lennestadt gar nicht defizitär gewesen sei, wie die GFO behaupte, im Gegensatz zum Hauptstandort Olpe. Es habe auch keinen Ärztemangel auf der Geburtshilfestation gegeben, diese sei voll ausgelastet gewesen und das Ärzteteam sei noch aufgestockt worden. Er warnte davor, den Krankenhausträgern das Feld allein zu überlassen. „Wenn die Träger allein über die Krankenhausversorgung im ländlichen Bereich entscheiden würden, dann hätten keine Versorgung mehr“, so Vollmer.
Dr. Gregor Kaiser (Grüne) nahm den Gedanken auf. Wenn die Grundversorgung nicht mehr gesichert sei, müsse die Politik handeln. Eine Station zu schließen und ein bestimmtes Konzept zu verfolgen, sei Sache des Trägers. Der Minister sei nun gefordert, dies auszuwerten und dann zu entscheiden, welche Konsequenzen das hätte. „Wir könnten in eine Situation geraten, wo durch betriebswirtschaftliche Entscheidungen der Träger Krankenhäuser aufgegeben werden und dann die Kreispolitik in die Lage versetzt werden muss, zu handeln, zu einem Zeitpunkt, wo schon ganz viel den Bach heruntergeflossen ist. Und das ist der Punkt, an dem wir gerade stehen“, so der Landtagsabgeordnete. „Wir müssen den Gesundheitsminister dazu bewegen, über die Feststellung der zugewiesenen Leistungsgruppen für die Krankenhäuser nachzudenken“, so Kaiser. Hierbei könne jeder sein Engagement auf allen Ebenen einbringen.