Olpe. Rund um die Olper St.-Martinus-Kirche: Buntes Fest für die ganze Familie durch ehrenamtlichen Einsatz. Was die Organisatoren bewegt.
Zur Kirchweih läuten die Glocken: Alljährlich lässt Küster Joachim Melcher das eindrucksvolle Geläut der St.-Martinus-Kirche am dritten Sonntag im September um kurz vor 14 Uhr zeigen, was es kann. Das Festgeläut macht weithin aufmerksam, dass ein besonderer Tag für die Kirche gefeiert wird. Nach dem Ende des Glockenkonzerts bereiten sich an zahlreichen Spielständen, den Kassen, der Losbude, dem Schnäppchen-Zelt, Getränke- und Verpflegungsständen Helferinnen und Helfer fast jeden Alters bereit, um sich auf den Andrang vorzubereiten, der sie gleich erwartet.
Und zeitgleich mit dem 14-Uhr-Schlag der Kirche ertönt der 60er-Jahre-Hit „Sugar baby love“ von den „Rubettes“, seit dem ersten Tag Erkennungsmelodie der Muggelkirmes. Das große, bunte Fest ist aus dem Kirchweihfest entstanden und sorgte am Sonntag zum 51. Mal für Unterhaltung für die ganze Familie.
Das Besondere daran: Fast die komplette Kirmes fußt auf Ehrenamt. Da sind zum einen Vereine, die bestimmte Angebote bereithalten, etwa die Malteser, die Erbsensuppe aus der Gulaschkanone verkaufen. Zum anderen sind es Gruppen, die sich genau einmal im Jahr zusammenfinden, nämlich genau zur Muggelkirmes, um durch ihren Einsatz gleich zweifach Gutes zu tun. Denn einerseits leisten sie den Beitrag dazu, dass ein fröhliches Fest ermöglicht wird, bei dem Familien für kleines Geld durch den Nachmittag kommen. Zum anderen sorgen sie dafür, dass ein stolzer Erlös zusammenkommt, der Projekte in Brasilien und Afrika finanziert.
Da sind Helfer wie Peter Gernert, 67. Er ist seit 25 Jahren dabei, früher in der Werkstatt, heute im Leitungsteam. „Es macht einfach Spaß, dabei zu sein, es sind die richtigen Leute, die hier mitmachen, und man kann sich für eine gute Sache engagieren.“ Bei ihm war es eine Reise der Kirchengemeinde nach Brasilien, an der er teilnahm und sich vor Ort über die Projekte informierte, die der „Olper Junge“ Hugo Scheer, Steyler Missionar, auch durch Olper Spenden umsetzen kann.
Da ist Peter Nies, 43. „Ich mache bei der Muggelkirmes mit, seit ich neun bin“, so Nies, der seit einigen Jahren uniformiert auf der Kirmes unterwegs ist, als einer der Malteser, die ehrenamtlich den Sanitätsdienst erledigen, denn bei einer so großen Veranstaltung mit fünfstelliger Besucherzahl bleibt es nicht aus, dass Wespenstiche, Schürfwunden oder andere Blessuren professionelle Hilfe brauchen. „Es gibt weniger schöne Dienste und es gibt schöne. Die Muggelkirmes gehört eindeutig zu den schönen“, so sein Fazit.
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Thomas Mester, 62, zieht sich seit fast 20 Jahren zu jeder Muggelkirmes einen schwarzen Anzug an und holt den Zylinder aus dem Schrank. Als Teil der „Zylinderköppe“ lässt er die Besucher der Kirmes wetten: in diesem Jahr ist etwa gefragt, wie weit die Kirchtürme der beiden Hauptkirchen im Pastoralen Raum, St. Martinus in Olpe und St. Clemens in Drolshagen, entfernt sind. Weiterhin geht es um ein hängendes Fass Bier, einen vollgepackten Präsentkorb und ein E-Bike, die zu gewinnen sind.
Charlotte Nebeling ist 23 und macht bei der Muggelkirmes mit „seit ich denken kann“. Ihre Beweggründe: „Es macht Spaß, man kann sich engagieren, und dieses Jahr passt es ganz hervorragend mit den Semesterferien.“ Sie ist zum ersten Mal als Helferin im „Schnäppchen-Zelt“ im Einsatz, dem riesigen Flohmarkt, der anderswo eine eigene Veranstaltung wäre und jede Menge Helfer benötigt, weil der Andrang immens ist.
„Außerdem feiern wir ja den Geburtstag unserer Martinuskirche.“
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Moritz Müller und Emil Enders gehören ebenfalls zu den Helfern. Sie sind acht bzw. neun Jahre alt und gemeinsam an einem Stand aktiv, an dem noch jüngere Kinder mit Bobby-Cars einen anspruchsvollen Parcours bezwingen müssen. Da gilt es, Lübecker Hütchen wieder aufzustellen, die Kinderfahrzeuge bereitzuhalten und Muggeln zu kassieren – die runden, bunten Steine, die der Kirmes ihren Namen geben und an mehreren Muggelkassen gegen Geld eingetauscht werden und an den Ständen als Währung fungieren. Moritz ist begeistert: „Es macht Spaß, für Spenden für andere Kinder zu sorgen. Außerdem feiern wir ja den Geburtstag unserer Martinuskirche.“ Und Emil ergänzt: „Es macht Freude, anderen zu helfen.“ Er war schon als Baby mit dabei, ganz vorn mit Mutter Britta, die als Gemeindereferentin den Kinderzug anführt, der zum Beginn der Kirmes zur Bühne führt.
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Auf besagter Bühne wird ein buntes Programm geboten, Tanz, Musik und Spaß, unter anderem eine Tänzerin, die wagemutigen Gästen einen lebendigen Python über die Schultern legt, aber auch das Prominentenspiel, bei dem Pfarrer Johannes Hammer, Bürgermeister Peter Weber, Schützenkönigspaar Simon und Andrea Niklas sowie Markus Stachelscheid als Vorsitzender des Tambourkorps St. Sebastianus, das in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert, und Beppo Brüser, Elferratspräsident der Kolpingsfamilie, durch den Druck auf die Köpfe der „Biggejungs“ Melodien zusammensetzen müssen, sehr zur Freude der Zuschauer.
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Am Ende gibt es bei der Muggelkirmes eigentlich nur Gewinner: die vielen Kinder, die an den bunten Spielständen für umgerechnet 25 Cent Spaß haben können, die Eltern, die einen abwechslungsreichen Nachmittag verbringen, die Spendenempfänger, die mit dem Geld Gutes tun – und ganz klar auch die, die durch ihre Arbeit die Kirmes ermöglichen, denn sie lassen deutlich erkennen: geteilte Freude ist doppelte Freude.