Olpe. Zwei brasilianische Bischöfe und der aus Olpe stammende Missionar Hugo Scheer wurden bei einem Empfang als Ehrengäste der Stadt geehrt.

Es kommt nicht oft vor, dass die Stadt Olpe das schwere Goldene Buch hervorholt, um Ehrengäste um einen Eintrag zu bitten. Die letzten beiden Eintragungen datieren von 2013 und 2014, als sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft dort verewigt hatten. Umso ungewöhnlicher, dass am Samstag gleich drei Unterschriften gleichzeitig in den jahrzehntealten schweren Band gesetzt wurden. Es war die bevorstehende 50. Muggelkirmes, die die Stadt zum Anlass nahm, Erzbischof Dario Campos OFM, Weihbischof Andherson Franklin Lustoza de Souza sowie Pater Hugo Scheer aus der brasilianischen Stadt Vitoria auf einer schmuckvollen, von Kirchenmaler Rolf Frank Römhild gestalteten Seite des Ehrenbuchs unterzeichnen zu lassen und damit die jahrzehntelange Verbindung von Olpe und Vitoria zu verstärken.

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Bürgermeister Peter Weber begrüßte die Gäste und betonte die wichtige Rolle der Muggelkirmes, hervorgegangen aus dem Fest der Kirchweih, die einerseits den Kindern der Stadt einen erlebnisreichen Tag bereite, zum anderen und vor allem aber Geld für kirchliche Projekte in aller Welt einspiele. Hugo Scheer und Vitoria spielen dabei eine besondere Rolle. Weber: „Die Verantwortlichen der Muggelkirmes wissen, dass der Erlös der Muggelkirmes in Vitoria sehr gut im Sinne der Menschen dort genutzt wird.“

Erinnerungsfoto nach dem feierlichen Eintrag ins goldene Buch der Stadt: das Leitungsteam der Muggelkirmes, der Verwaltungsvorstand der Stadt und die Gäste aus Brasilien.
Erinnerungsfoto nach dem feierlichen Eintrag ins goldene Buch der Stadt: das Leitungsteam der Muggelkirmes, der Verwaltungsvorstand der Stadt und die Gäste aus Brasilien. © Jörg Winkel

Erzbischof Campos sprach warme Worte des Dankes für all die Hilfe, die seine Heimat aus Olpe erfahren hat. Aber er betonte: „Heute unterstützen Sie uns mit sozialen Projekten.“ Doch in den 1870er-Jahren seien notleidende Deutsche unter anderem aus Pommern nach Brasilien ausgewandert. Brasilien sei ein reiches Land, aber mit großen Problemen bei der gerechten Verteilung. Projekte wie die aus Olpe geförderten seien Bemühungen der Kirche, den Menschen ihre Würde wiederzugeben. Weihbischof Lustoza de Souza betonte: „Das erste große Geschenk an uns war Pater Hugo.“ Der aus Olpe stammende Steyler Missionar habe große Bedeutung für die Ortskirche wie das ganze Bundesland. Die von Scheer initiierte Ausbildung von Priestern an der Hochschule, die mit Geld aus Olpe errichtet wurde, sei eine aus Olpe gesäte Frucht,. von der die ganze Region zehre. Nicht ohne Stolz berichtete Scheer, das aus „seiner“ Hochschule bereits fünf Bischöfe hervorgeangen seien – einer davon: Andherson Franklin Lustoza de Souza.

Der Weihbischof wünschte sich, ihr Besuch in Olpe solle dazu beitragen, dass „unsere Verbindung noch enger wird“. Er hoffe, dass die Tradition der Muggelkirmes von Generation zu Generation weitergegeben werde. Wolfgang Hesse, tragende Säule der Aktion Muggelkirmes, freute sich über die Eintragung ins Goldene Buch, die auch eine besondere Auszeichnung der gesamten Aktion sei. Dass erstmals in der Geschichte der Muggelkirmes das komplette Leitungsteam am Vortag der Kirmes nicht am Marktplatz oder im Lorenz-Jaeger-Haus sei, sei nur möglich, weil bereits die nächste Generation ins Rad greife und die Kirmes ermögliche.

Aus Brasilien hatten die drei Ehrengäste eine in Metall getriebene Landkarte ihrer Heimat als Präsent für die Stadt mitgebracht..
Aus Brasilien hatten die drei Ehrengäste eine in Metall getriebene Landkarte ihrer Heimat als Präsent für die Stadt mitgebracht.. © Jörg Winkel

Und Pfarrer Johannes Hammer, den sein Amtsvorgänger Clemens Steiling begleitete, betonte, dass der Austausch beiden Seiten etwas bringe. In intensiven Gesprächen mit beiden Bischöfen habe er in den vergangenen Tagen bereits festgestellt, wie sehr die Brasilianer den Olpern beim Fortgang des Synodalen Wegs helfen könnten, den diese schon lange betreten hätten. Hammer: „Unsere Kirche muss sich neu aufstellen. Das Muggelteam ist für mich ein Beispiel, wie das geht. Ich sage es an allen 38 Gottesdienststellen in unserem Pastoralen Raum: Macht euch selbstständig. Findet euch und macht. Wir können voneinander lernen.“