Kirchhundem. CDU-Urgestein und früherer Staatssekretär aus Kirchhundem blickt auf sein Lebenswerk: „Ich glaube, ich habe einen guten Job gemacht.“

Es ist nicht das erste Mal, dass Hartmut Schauerte ausgerechnet an einem Freitag, dem 13., seinen Geburtstag feiert. In den letzten 79 Jahren hat ihn das nicht gestört und „Aberglaube“ wäre auch eine denkbare schlechte Voraussetzung für 50 Jahre erfolgreiche Realpolitik gewesen. Heute feiert der Flaper im Kreise seiner Familie seinen 80. Geburtstag: Herzlichen Glückwunsch, Hartmut Schauerte!

„Großen Bahnhof“ wird es nicht geben. Er feiert da, wo er sich am wohlsten fühlt – im Familienkreis mit seiner Frau, den vier Söhnen und ihren Familien, die alle in Kirchhundem wohnen oder arbeiten. Schon lange sind nicht mehr die Parlamentsgebäude, sondern Familie, Haus und Hof, sein Lebensmittelpunkt. „Wir sind nah beieinander, wir verstehen uns prima. Diese Nähe ist ein großes Glück. Es geht mir gut, ich bin viel draußen, mähe den Rasen und gehe ab und zu auf den Hochsitz, aber mehr zum Gucken. Ich bin dankbar und mit meinem Weg zufrieden“, so der frühere Berufspolitiker. Eine Krebserkrankung vor 20 Jahren hat er gut überstanden. Heute gönnt er sich morgens und abends einen Zigarillo und genießt das Leben abseits des Scheinwerferlichts. „Ich habe als Gesprächspartner zwei Esel, die bekommen mehr Besuch als ich“, scherzt der Flaper.  

Hendrik Wüst, damals MIT-Landesvorsitzender, gratuliert seinem Vorgänger Hartmut Schauerte 2013 zu seiner Wahl zum Ehrenvorsitzenden der CDU-Mittelstandsvereinigung NRW (MIT).
Hendrik Wüst, damals MIT-Landesvorsitzender, gratuliert seinem Vorgänger Hartmut Schauerte 2013 zu seiner Wahl zum Ehrenvorsitzenden der CDU-Mittelstandsvereinigung NRW (MIT). © Privat | Roland Rochlitzer

Ganz ernst gemeint ist das natürlich nicht. Denn die Kontakte zwischen dem Jubilar und seiner Partei sind nach wie vor lebendig. 23 Jahre als CDU-Kreisvorsitzender, je 15 Jahre als Abgeordneter in Land- und Bundestag, dazu Führungsverantwortung in vielen Parteigremien, auf diese Erfahrung will die CDU nicht verzichten. „Ich bin in vielen Sätteln geritten“, sagt er. Das lange Politikerleben begann 1968 als stellv. Bundesvorsitzender der CDU-Studentenschaft (RCDS). Als der damalige CDU-Chef im Kreis Olpe, Helmut Kumpf aus Altenhundem, überraschend starb, wurde er 1973 jüngster CDU-Kreisvorsitzender in Deutschland. 1980 wurde der Rechtsanwalt und Notar in den Landtag in Düsseldorf gewählt und machte sich bald als scharfzüngiger Haushaltspolitiker einen Namen. „Als ich aus dem Düsseldorfer Landtag rausging, haben mich die NRW-Abgeordneten zum besten Redner des Landtags gewählt“, erinnert sich der Flaper. Jochen Ritter, CDU-Kreisvorsitzender und heute Landtagsabgeordneter in Düsseldorf, skizziert den Jubilar folgendermaßen: weitsichtig, furchtlos, schlagfertig, unermüdlich, heimatverbunden

Lesen Sie auch:

1994 wechselte er in die Bundespolitik wo er ebenfalls sichtbare Spuren hinterließ. Als Vorsitzender des Parlamentskreises Mittelstand der CDU „erfand“ er zusammen mit Karl-Josef Laumann, dem heutigen NRW-Gesundheitsminister, die unabhängige Findungskommission zur Festlegung des Mindestlohns. Und auch der Normenkontrollrat, der vor jedem neuen Gesetzentwurf die Folgekosten für die zusätzliche Bürokratie überprüft, „ist unser Baby“, so Schauerte.  

Der Mittelstand lag dem Flaper immer besonders am Herzen. Schauerte werde nicht von ungefähr „Mr. Mittelstand“ genannt, so Jochen Ritter: „Er hat sich enorme Verdienste erworben um das, was das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildet. Was gute Wirtschaftspolitik, wie er sie betrieben und verantwortet hat, für den Staat wie für den Einzelnen wert ist, wird auch und gerade jetzt mehr als deutlich und kann nicht hoch genug geschätzt werden“, so der Landtagsabgeordnete.

Was Schauerte in seiner Karriere auszeichnete, ist ein gutes Gespür für Personen. Den heutigen NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst installierte er als seinen Nachfolger als Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung in NRW. „Den habe ich aufs Tablett gebracht“, sagte Schauerte. Und auch Carsten Linnemann, heute CDU-Generalsekretär und ebenfalls Mittelstandspolitiker, förderte er als „einen der zukunftsfähigen, jungen Leute in der CDU“.

Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.

Folgen Sie uns auch auf Facebook.

Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.

Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.

Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.

„Ich glaube, ich habe einen guten Job gemacht und bin erhobenen Hauptes aus dem Hexenkessel herausgekommen – unverletzt aus dem Getümmel“, sagt Schauerte, der nach wie vor nah am weltpolitischen Geschehen ist. In dieser Woche schaute er sich das nächtliche TV-Duell der beiden US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump live an und ist entsetzt über das „schlimme Niveau“.  „Wenn diese beiden Leute unsere Führungspersönlichkeiten in der westlichen Welt sein sollen, dann läuft bei der Auslese für unser Spitzenpersonal etwas falsch.“ Harris habe noch nicht mal ihren Steuerplan erklären können und selbst die AfD rede über Migration überlegter als Trump. „Das tut weh.“

In 50 Jahren viele Ämter und Funktionen

Nach dem Abitur ab 1966 Jurastudium in München und Bonn; 1975 Zulassung als Rechtsanwalt.
1967 Eintritt in die CDU; 1973 bis 1995: Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Olpe, seitdem Ehrenvorsitzender; 1994 bis 2013 Landesvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU (MIT) NRW, seitdem Ehrenvorsitzender.
1975 bis 1988 Mitglied des Olper Kreistags; 1980 bis 1994 Mitglied des Landtags NRW; 1994 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags; 1999 bis 2002 stellvertretender Vorsitzender und von 2002 bis 2006 Vorsitzender des Parlamentskreises Mittelstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
1999 bis 2002 Sprecher der CDU/CSU-Fraktion in der Enquête-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft – Herausforderungen und Antworten“.
2005 bis 2009 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie; 2007 bis 2009 Beauftragter der Bundesregierung für den Mittelstand.

Trotz der vielen Krisenherde in der Welt sei er dennoch optimistisch, dass die Probleme gelöst werden können. „Es wird kein Spaziergang, aber die Gesellschaften werden sich neu finden müssen, sonst wird die Erde unbewohnbar. Für seine Partei CDU wünscht er sich, dass sie als Volkspartei „ein verlässlicher Ankerplatz für eine demokratische Entwicklung in Deutschland und Europa“ bleibe.

Und wen wünscht sich der Jubilar als Kanzler? „Ich halte Friedrich Merz für jemand, der es schaffen könnte.“ Die Bewährungsprobe komme jetzt erst. Wenn das Landtagswahlergebnis in Brandenburg für die CDU einigermaßen stabil bleibe und die schwierigen Koalitionsbildungen im Osten unter der Regie von Merz die Partei nicht spalte, „dann ist es Merz“. Mit Söder als Kanzler tue er sich schwer. Für Hendrik Wüst, dem auch Kanzler-Ambitionen nachgesagt werden, hat er eine klare Empfehlung: „Bleib‘ in NRW. Die Aufgabe als Ministerpräsident ist groß genug.“ Wüst habe noch Zeit und in vier Jahren seien wieder Wahlen. Er habe damals auch Armin Laschet vor einem Wechsel nach Berlin gewarnt. „Doch der wollte nicht auf mich hören.“