Kreis Olpe. Eine Regional-Analyse offenbart schockierende Zahlen. Im Kreis Olpe fehlt es an allen Ecken und Enden an Wohnungen. Doch damit nicht genug.
Das Pestel Institut, das sich mit der Forschung regionaler Wohnungsmärkte beschäftigt, ermittelt in einer ausführlichen Regional-Analyse alarmierende Zahlen für den Kreis Olpe: Aktuell fehlen rund 1220 Wohnungen. Um das bestehende Defizit abzubauen, müssten ab sofort pro Jahr 460 Wohnungen neu gebaut werden, auch weil potenzielle Mieter oft in leerstehende Wohnungen nicht einziehen könnten. Hoffnung auf schnelle Besserung ist trotz der Entwicklungen nicht in Sicht.
Großer Bedarf
„Der Neubau ist notwendig, um das bestehende Defizit – immerhin fehlen im Kreis Olpe aktuell rund 1220 Wohnungen – abzubauen. Aber auch, um abgewohnte Wohnungen in alten Häusern nach und nach zu ersetzen. Hier geht es insbesondere um Nachkriegsbauten, bei denen sich eine Sanierung nicht mehr lohnt“, könnten laut Matthias Günther vom Pestel-Institut auch Altbauwohnungen das Kernproblem nicht kurzfristig lösen.
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An dem Wohnungsbedarf im Kreis Olpe ändere auch die Zahl leerstehender Wohnungen nichts. Der aktuelle Zensus registriere rund 2370 Wohnungen, die nicht genutzt würden, so das Pestel-Institut. Dies entspräche 3,8 Prozent vom gesamten Wohnungsbestand im Kreisgebiet. Ein Großteil der Wohnungen werde dabei schon seit mindestens einem Jahr nicht mehr genutzt und stünde leer. „Das sind immerhin rund 60 Prozent vom Leerstand. Dabei geht es allerdings oft um Wohnungen, die auch keiner mehr bewohnen kann. Sie müssten vorher komplett, also aufwändig und damit teuer saniert werden“, sagt Matthias Günther.
Viele Hauseigentümer hielten sich nach Beobachtungen des Pestel-Instituts mit einer Sanierung zurück: „In ihren Augen ist eine Sanierung oft auch ein Wagnis. Sie sind verunsichert. Sie wissen nicht, welche Vorschriften – zum Beispiel bei Klimaschutz-Auflagen – wann kommen. Es fehlt einfach die politische Verlässlichkeit“, betont er. Zusätzlich fehlten einigen Vermietern oft schlichtweg die finanziellen Mittel, um die teuren Sanierungsarbeiten durchführen zu können.
Wohnungsneubau eigentlich unumgänglich
Aufgrund der aktuellen Situation im Kreis Olpe sei der Neubau deshalb die einzige echte Alternative. „Am Neubau von Wohnungen führt daher auch im Kreis Olpe kein Weg vorbei“, so Günther. Obwohl der Bedarf für neue Wohnungen vorhanden sei, könne in Zukunft jedoch nicht von einem erhöhten Baupensum ausgegangen werden. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres habe es lediglich für 93 neue Wohnungen eine Baugenehmigung gegeben, womit die Bereitschaft, neuen Wohnraum zu schaffen, im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent zurückgegangen sei, berichtet Matthias Günther.
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Gründe für den Baurückgang gibt es viele. Laut Stefan Kriegeskotte, Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft im Kreis Olpe, wird sich daran nach aktuellem Stand auch nichts ändern. „Es wird im Moment keinen Neubau geben. Es sind unter anderem die Bauvorschriften und auch der Kapitalmarkt ist entsprechend hoch. Ich erkenne keine echte und ausreichende Förderung, die für die sozial orientierte Wohnungswirtschaft einen Ausgleich schaffen könnte“, wird Kriegeskotte deutlich. Mögliche Mietpreise für Neubauwohnungen seien nach ersten eigenen Berechnungen ohne bundespolitische Förderung in exorbitant hoher Höhe – so hoch, dass sich viele Mieter die Kaltmiete nicht leisten könnten.
„Wir reden hier von einer Kaltmiete, die deutlich über 15 Euro liegt, das kann ich mit meinen genossenschaftlichen Grundsätzen eigentlich nicht verantworten. Ohne eine Förderung ist das so nicht realisierbar, ansonsten muss man sich an neue Miethöhen gewöhnen“, betont Kriegeskotte. Die Folgen der Negativspirale auf dem Wohnungsmarkt würden nun auch erstmals in den Immobilienpreisen im Kreis Olpe deutlich: „Ich habe den Eindruck, dass das jetzt auch hier in Olpe spürbar wird.“ Um neuen Schwung in den Wohnungsneubau zu bekommen, fordert Katharina Metzger, Verbandschefin vom Deutschen Baustoff-Fachhandel (BDB), eine Senkung der Baustandards. „Einfacher bauen und damit günstiger bauen. Das geht, ohne, dass der Wohnkomfort darunter leidet. Andernfalls baut bald keiner mehr“, müssten bestimmte Normen und Auflagen „abgespeckt“ werden..