Attendorn. Mit großen Vorschusslorbeeren gestartet, ist das Benediktiner Wirtshaus in Attendorn ab sofort geschlossen. So soll es weitergehen.

Das Benediktiner Wirtshaus mit seinem bayerischen Flair und dem großen Biergarten im Herzen der Hansestadt Attendorn sollte nicht weniger als ein gastronomisches Leuchtturmprojekt für ganz Südwestfalen werden. Doch nach gerade einmal sechs Jahren ist die mit vielen Vorschusslorbeeren versehene Zusammenarbeit zwischen der Stadt als Eigentümerin und Verpächterin, der in Attendorn bekannten Betreiber-Familie Berisha und der Bitburger Brauerei gestorben. Das Wirtshaus an der Niedersten Straße im früheren Postgebäude ist ab sofort geschlossen – und das Verhältnis zwischen der Stadt und der Familie Berisha offenkundig zerrüttet.

„Für die Stadt mit ihrem Handel und der Gastronomie ist diese Nachricht in hohem Maße schlecht.“

Martin Pursian, Vorsitzender der Attendorner Hanse

Es war nur eine kurze Nachricht, die die Betreiberfamilie am Freitag veröffentlichte (wir berichteten) und seitdem das Gesprächsthema Nummer eins in Attendorn ist: Die Berishas teilten mit, dass ihr Wirtshaus ab sofort geschlossen sei. Am Samstag folgte ein kurzes, aber aussagekräftiges Statement der Stadt: Sie habe eine „außerordentliche Kündigung mit sofortiger Wirkung ausgesprochen, da die vertraglichen Verpflichtungen in erheblichem Maße nicht eingehalten wurden.“ Die Stadt selbst will sich zu den genauen Hintergründen zwar nicht äußern, nach unseren Informationen müssen sich die Betreiber jedoch in einem hohen Maße im Zahlungsrückstand befunden haben. Offenbar haben den Betreibern zunächst die Corona-Pandemie, dann die extrem gestiegenen Energiekosten und große Personalprobleme über die Jahre zugesetzt.

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Die fristlose Kündigung „kam für uns überraschend“, erklärt Mentore Berisha am Montagmorgen im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Familie sei bis zuletzt davon ausgegangen, dass der Betrieb in ihrem Wirtshaus weitergehen werde. Viele Details könne und wolle Berisha öffentlich nicht preisgeben, zumindest nicht so lange, bis ein Insolvenzverwalter das Zepter in die Hand genommen habe. Genau das wird jetzt nämlich passieren. Im Übrigen wird die Familie ihr zweites Wirtshaus in Dortmund vorerst weiterbetreiben.

Die Stadt hat ihre Kündigung auf Grundlage einer im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verankerten Regelung ausgesprochen, die besagt, dass der Verpächter dem Pächter fristlos kündigen darf, wenn dieser entweder „für zwei aufeinander folgende Termine mit der Entrichtung der Miete oder eines nicht unerheblichen Teils der Miete in Verzug ist“ oder „in einem Zeitraum, der sich über mehr als zwei Termine erstreckt, mit der Entrichtung der Miete in Höhe eines Betrages in Verzug ist, der die Miete für zwei Monate erreicht.“ Offenkundig war dies hier der Fall.

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Mit Bestürzung nahm Martin Pursian, Vorsitzender der Attendorner Hanse (ehemals Werbegemeinschaft), das plötzliche „Aus“ der Familie Berisha auf: „Zunächst einmal tut es mir leid für die Betreiber, ganz unabhängig davon, woran es jetzt gelegen hat. Für die Stadt mit ihrem Handel und der Gastronomie ist diese Nachricht in hohem Maße schlecht, denn ein Betrieb wie das Wirtshaus sorgt für große Belebung und am Ende befruchten sich Einzelhandel und Gastronomie gegenseitig.“ Er hoffe nun, dass die Stadt schnell eine Lösung findet, sprich einen Nachfolger, der unter fairen Pacht-Konditionen die Gastronomie weiterbetreiben wird.

Genau das hofft auch Bürgermeister Christian Pospischil. Auf Anfrage dieser Redaktion erklärt der SPD-Politiker aus Ennest: „Wir sind kämpferisch und glauben an das Konzept des Benediktiner Wirtshauses. Wir glauben auch an einen personellen Neustart.“ Ähnlich äußert sich ein Sprecher der Benediktiner Weißbräu GmbH: „Die Hansestadt Attendorn und die Bitburger Braugruppe werden gemeinsam unverzüglich alles unternehmen, um das attraktive Gastronomieangebot im Herzen der Stadt zeitnah wieder anbieten zu können.“ Damit das Wirtshaus auch in Zukunft nicht weniger als ein gastronomisches Leuchtturmprojekt für ganz Südwestfalen ist.