Kreis Olpe/Dörnscheid. Martyn Robinson ist Golflehrer beim Golfclub Siegen-Olpe und unterstützt Anfänger. Worauf es ankommt und wie sich Golfspieler verbessern können.

Die Sportart Golf erweist sich auch im Kreis Olpe als beliebte Freizeitbeschäftigung. Doch kann man beim Golfen wirklich von Sport sprechen? Oder ist es nur ein gemütliches Spaziergehen auf frisch gemähten und gepflegten Rasenflächen? Im Gespräch verrät Golfschul-Betreiber Martyn John Robinson vom Golfclub Siegen-Olpe, worauf es beim Golfspielen ankommt und verrät die fünf besten Tipps für Anfänger, damit das Golfspielen nicht zur Zerreißprobe wird.

Was ist eigentlich ein Handicap?

Das Handicap steht dafür, wie stark ein Golfer spielt. Je niedriger das Handicap ist, desto besser ist der Golfspieler.

Mit welchem Handicap beginnen Anfänger und wie erreiche ich ein gutes Handicap?

Jeder startet mit einem Handicap von 54. Aber bevor wir hier über das Erreichen eines guten Handicaps sprechen, muss auf jedem Golfplatz erstmal die Platzreife abgelegt werden. Und sobald das erfolgt ist, heißt es üben, üben, üben. Denn nur so werden Sie besser und können bei Turnieren Ihr Handicap im Golf verbessern.

Und wie zählt das Handicap dann herunter?

Nehmen wir einen Golfplatz mit 18 Löchern. Jede Bahn hat eine andere Vorgabe, mit wie vielen Schlägen man den Ball ins Loch bringen muss. Da gibt es 3, 4 oder 5 Par (professional average result). Es werden im Idealfall also 72 Schläge benötigt. Ein Golfanfänger mit einem Handicap von 54 bekommt 54 Schläge Vorsprung. Schafft ein Anfänger den Platz also mit 126 Schlägen bleibt das Handicap erhalten. Schafft man eine Bahn gemäß der Vorgabe, wird man mit zwei Punkten belohnt. Werden unterm Strich durchschnittlich mehr als zwei Punkte auf jeder Bahn erspielt, wird das Golf-Handicap verbessert.

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Ist Golfspielen für jeden geeignet?

Jeder kann es probieren und dann merkt man relativ schnell, ob man das Talent für das Golfspielen hat. Wichtig ist, dass man vom Ablauf her beweglich ist und ein gewisses Ballgefühl mitbringt. Menschen, die Sportarten wie Schwimmen, Reiten oder Joggen nachgehen, haben nicht dasselbe Ballgefühl, wie die, die bereits Fußball, Tischtennis oder Handball gespielt haben. Diesen Sportlern kann es durchaus leichter fallen. Wenn der Golfball am Ende nicht fliegt, macht es keinen Spaß, und das ist unterm Strich dann auch frustrierend.

Und dann bin ich schneller vom Golfplatz runter, als ich da war?

Oder du hast sehr viel Geduld. Ohne die nötige Geduld und natürlich viel Fleiß, indem Teilnehmer immer wieder trainieren, wird das nichts. Allein der Ablauf im Golf muss ständig wiederholt werden. Generell fangen die Golfer in Deutschland zu spät an.

Mit welchem Alter empfehlen Sie den Start in eine Golfkarriere?

Am besten startest du als Jugendlicher. Was du in jungen Jahren erlernst, vergisst du meistens nicht mehr.

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Wie ist das Durchschnittsalter im Golfclub Siegen-Olpe?

Das Durchschnittsalter ist hoch. Wir haben zwar einige Jugendliche, die hier spielen, aber in der Regel fangen die meisten erst ab 50 Jahren an. Erst dann haben sie wieder mehr Zeit. Mit Mitte 20 bist du oft noch im Studium, gründest Mitte 30 eine Familie und bis die Kinder dann groß sind, um einem zeitintensiven Hobby wie dem Golfspielen nachzugehen, bist du Ü50.

Bei vielen gilt der Golf als Freizeitbeschäftigung der Reichen. Ist das so?

Golf zu spielen erfordert kein Vermögen. Es gibt flexible Mitgliedschaftsmodelle, die individuell auf verschiedene Bedürfnisse zugeschnitten sind, auch für die Jugend ist Golf nicht teurer als eine Mitgliedschaft im Fußball- oder Tennisverein. Die Mitglieder haben die Möglichkeit, den 70 Hektar großen Platz jederzeit zu nutzen.

Das hört sich alles sehr spannend an. Wie würde das jetzt funktionieren? Ich, die noch keine Berührungspunkte mit dem Golfen hatte, möchte da mal hineinschnuppern. Und nun?

Wir bieten Schnupperkurse zum Wochenende hin an. Hier können Interessenten für zwei Stunden in Gruppen von fünf bis acht Personen hineinschnuppern. Da kommen nur Interessenten wie Sie, die gar keine Ahnung haben und bei null anfangen. Die Schläger werden gestellt, es gibt eine kleine Vor- und Einführung in das Golfspielen und dann gehen wir ans Werk. Wenn dann Blut geleckt wurde, bieten wir einen Aufbaukurs über zehn Stunden an. Und wenn Sie danach immer noch Interesse haben, empfiehlt sich der Platzreifekurs.

Und mit dem Platzreifekurs kann ich dann Golf spielen?

Nein (lacht), so einfach ist das nicht. Mit der Platzreife erlangen Sie sozusagen erstmal den Führerschein, um auf einem Golfplatz spielen zu dürfen. Dafür muss ein Regeltest bestanden werden, nachdem Sie vorab die Regeln gelernt haben und Sie müssen wissen, wie Sie den Ball präzise schlagen. Es dauert Monate, bis Sie so weit sind, dass sie auf den Platz gehen können. Sobald Sie die Platzreife haben, können Sie 9 oder 18 Loch spielen.

Und dann kann ich auf jedem Golfplatz der Welt spielen?

Das ist tatsächlich bei jedem Golfplatz unterschiedlich. Platzreife ist eigentlich ein alter Begriff. Man startet nicht mit Platzreife, sondern mit Handicap 54. Je nach Golfplatz kann es passieren, dass vor allem am Wochenende, wenn viel Betrieb ist, nur Spieler golfen dürfen, die ein bestimmtes Handicap haben, das besser ist als 54.

Das sieht immer so gemütlich und einfach aus, so ein paar Bälle zu „kloppen“. Ist Golf anstrengend?

Golfspielen ist anstrengender als die meisten denken. Wenn du 18 Loch spielst, läufst du etwa zehn Kilometer, das sind zirka 16.000 Schritte. Da werden viele Muskeln in den Armen, den Händen, im Rücken, in den Beinen, im Bereich der Hüfte – auch durch die Rotation – beansprucht.

Was sind Ihre persönlichen Tipps für einen erfolgreichen Golfstart?

An erster Stelle steht Geduld, weil es nicht so einfach ist den Ball in Bewegung zu setzen. Dann sollten Interessenten immer Zeit mitbringen. Ein gesunder Ehrgeiz ist wichtig und der Wille, die neue Sportart erlernen zu wollen. Ein wenig Sportlichkeit sollte vorhanden sein. Wie es ein Sprichwort schon sagt: ‚Übung macht den Meister‘ – so ist vor allem der eigene Fleiß ein wichtiger Faktor. Und ganz oben sollte immer der Spaß und die Freude am Golfspielen stehen. Der beste Golfspieler der Welt, Ben Hogan, sagte mal: ‚Es gibt keine kurzen Schritte zur Perfektion‘.

Geduld und vor allem Zeit: Wer hat die denn heutzutage noch?

Golfspielen ist nicht für jedermann oder -frau. Wer die Zeit nicht hat, der lässt es am besten. Eine 18-Loch-Runde dauert eben vier bis fünf Stunden. In vielen Golfclubs klafft eine große Lücke zwischen den 25- und 45-jährigen Spielern, weil die am wenigstens Zeit haben.

Was sind die größten No-Gos beim Golf?

Wenn Spieler nicht ehrlich sind und falsche Zahlen aufschreiben oder den Ball aus den Bäumen herausschieben, um aus einer besseren Position weiterzuspielen. Die Etikette ist das Wichtigste.

Kann es auch zu Unfällen kommen?

Ja klar, das kann mitunter gefährlich sein, wenn man von einem Ball getroffen wird, der mit einer Geschwindigkeit von 230 Kilometern pro Stunde unterwegs ist. Es gibt die Regel, wenn jemand ‚fore‘ ruft, sollte man die Hände über den Kopf nehmen und in die Hocke gehen, im Falle, dass ein Ball mal komplett schief geschlagen wird.

Wie viele Golfbälle gehen im Jahr verloren?

Auf der Driving-Range gehen 4000 Bälle verloren. Außerdem haben wir noch einen großen Teich, in dem auch einige Bälle versenkt werden. Wir haben eine Regel in unserem Golfclub, dass wenn ein Mitglied ein Ass schlägt, er die Rechte vom Teich erhält und einen Taucher bestellen darf, der die Bälle sammelt. Im letzten Jahr wurden da 2000 Bälle herausgefischt und für einen guten Zweck verkauft.

Wie begrüßen sich Golfer?

Es gibt keinen besonderen Gruß. Viel Spaß und viel Erfolg wünschen wir uns gegenseitig.

Wie oft spielen Sie neben ihrem Trainerjob selbst noch Golf?

Eigentlich zu wenig, aber ich versuche, im Jahr an fünf bis sechs Turnieren teilzunehmen und war in diesem Jahr zweimal in Schottland und Südengland. Golfspielen muss man einfach genießen in diesen tollen parkähnlichen Landschaften mit gepflegten Rasenflächen.  

Steckbrief

Steckbrief: Martyn John Robinson (60) ist gebürtig aus Yorkshire (Nordengland) und als PGA Golf Professional (Golflehrer) seit 20 Jahren beim Golfclub Siegen-Olpe als Freiberufler beschäftigt. Er lebt seit 1989 in Deutschland und wohnt mit seiner Lebensgefährtin in Wenden. Robinson hat eine Tochter und ein Enkelkind. Sein Handicap liegt bei minus 1,5.

Kurz & knapp

Kaffee oder Tee? Tee.
Caddy oder Cart? Caddy.
Outfit: Leger oder schick? schick.
Allein oder im Team? Team.