Olpe. Deutsche Lösung statt Microsoft: St.-Franziskus-Schule muss ihre Software-Versorgung auf neue Beine stellen. Der Umstieg ist alternativlos.
Mit jedem neuen Schuljahr heißt es für Schülerinnen und Schüler, dass wieder vieles neu gelernt werden muss. In diesem Schuljahr gilt das an der St.-Franziskus-Schule in Olpe aber auch für die Lehrkräfte: Denn katholische Datenschutzvorgaben haben dafür gesorgt, dass die private Bündelschule mit einem Gymnasial- und einem Realschulzweig sich von zahlreichen Softwarelösungen trennt, die mit dem Marktführer Microsoft zu tun haben.
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Zwar wird kein endgültiger Abschied von Microsoft genommen, aber alles, was zu den sogenannten „cloudbasierten“ Angeboten gehört, ist künftig gestrichen. Das gilt unter anderem für das Büropaket „Office 365“ und die Kommunikations- und Kooperationsplattform „Teams“. Denn diese werden nicht auf dem jeweiligen Rechner der Nutzer ausgeführt, stattdessen läuft die Software in riesigen Rechenzentren von Microsoft, der Nutzer arbeitet in einem Fenster seines jeweiligen Internet-Browsers und muss per Internet mit der Microsoft-Cloud verbunden sein. Und genau hier liegt der „Hase im Pfeffer“, denn nicht nur der katholische Datenschutz, sondern auch mehrere Bundesländer und viele Behörden haben ein großes Problem damit, dass der amerikanische Software-Riese ihnen keine ausreichenden Garantien gibt, dass die in der Cloud abgelegten und verschlüsselten Daten der Nutzer auch gemäß den strengen deutschen und europäischen Datenschutzregeln gesichert sind.
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Es ist keine Entscheidung der Schule, sondern die ihres Trägers, der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO), die nicht nur für die Franziskusschule, sondern für alle ihre Einrichtungen den Abschied von Microsoft-Cloud-Lösungen beschlossen hat. Sie ist damit nicht allein, viele Schulträger gehen diesen Weg – während andere Bundesländer dies jedoch vorgeben, hält Nordrhein-Westfalen sich vornehm zurück. Für die Franziskusschule bedeutete dies viel Arbeit – und viel Ärger. Stellv. Schulleiter Björn Donadell: „Es heißt ja, dass die Lehrkräfte, die seit fünf Jahren mit ,Office 365‘ und ,Teams‘ gearbeitet haben, komplett umlernen müssen.“ Ein Team aus EDV-affinen Lehrkräften hat die vom Träger gewährte Übergangszeit genutzt und sich an anderen Schulen die dort verwendeten datenschutzkonformen Lösungen angesehen. Manuel Cordes, Mitglied der Schulleitung, ist davon überzeugt, dass die Schule eine mehr als gute Entscheidung getroffen hat: „Wir haben uns nach reiflicher Überlegung, vielen Gesprächen und Tests für das Produkt ,IServ‘ entschieden.“ Hier handelt es sich um Software auf Basis des freien Betriebssystems Linux. Entstanden ist diese unmittelbar in der Praxis, denn der Ursprung war ein Werk des Administratoren-Teams der Hoffmann-von-Fallersleben-Schule in Braunschweig, aus der später eine Firma entstand, die nicht nur die ursprüngliche Idee von leicht zu wartenden Schulservern umsetzt, sondern inzwischen auch viele speziell auf Schulen zugeschnittene Softwarelösungen anbietet. So läuft nun ein Schulserver von IServ, und auch das Kommunikations-Tool stammt aus Braunschweig – und das nicht zum Nachteil der Schule. Cordes: „Das neue Produkt bietet eine sehr schöne Schnittstelle zur Elternkommunikation, die bei ,Teams‘ nicht verfügbar war.“ Die IServ-Produkte sind vollkommen technologieoffen, das heißt, sie laufen in jedem herkömmlichen Browser auf praktisch jeder Plattform, sodass die Schülerinnen und Schüler die freie Wahl haben, ob sie einen Windows-Rechner benutzen, einen von Apple, ein Chromebook oder eines der zahlreichen Linux-Derivate.
„Eine Schule soll ja nicht den Umgang mit „Excel“ vermitteln, sondern mit einer Tabellenkalkulation.“
Und was vor wenigen Jahren noch als Science Fiction abgetan worden wäre, ist nun Realität, denn auch die Tafeln der Schule brauchen neue Software, hat die St.-Franziskus-Schule doch die Kreide schon längst verbannt. Stattdessen wurden digitale Tafelmodelle angeschafft, die einerseits als Bildschirm dienen und auf denen andererseits auch mit speziellen Stiften „geschrieben“ werden kann. Für Björn Donadell hat das Ganze einen weiteren Vorteil, denn auf diese Weise werden die Schülerinnen und Schüler nicht auf eine spezielle Software festgelegt. „Eine Schule soll ja nicht den Umgang mit ,Excel‘ vermitteln, sondern mit einer Tabellenkalkulation“, so der stellv. Schulleiter.
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IServ bietet auch eine Videolösung an, die vom Kollegium bereits für die Schulung an IServ getestet und für gut befunden wurde. Auch wenn bis zum endgültigen Umstieg noch viel Wegstrecke zurückzulegen ist, dankt Schulleiterin Eva Jansen ihrem Team schon jetzt: „Das war wirklich viel Arbeit, die die Kolleginnen und Kollegen da investiert haben, und da wird auch noch einiges an Mühe investiert werden müssen. Aber es gab keine Alternative. Wenn nun Eltern kritisieren, dass andere Schulen weiterhin mit ,Office 365‘ arbeiten, können wir nur klarmachen, dass wir umsteigen mussten, und so viel können wir jetzt schon sagen: Es ist machbar und kein Nachteil.“