Olpe. Die beiden Gräber von Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg sind fast komplett zugewuchert. Jetzt meldet sich der Volksbund bei der Stadt Olpe.

Wenig erfreuliche Post hat die Stadt Olpe dieser Tage aus Essen erhalten. Ein Repräsentant des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge weist die Verwaltung darauf hin, dass ein Olper Bürger sich an den Volksbund gewandt habe mit dem Hinweis, dass die Stadt zwei Kriegsgräber nicht pflege. Es handle sich um zwei Gräber mit Opfern des Ersten Weltkriegs auf dem alten evangelischen Friedhof an der Bergstraße. „Wir dürfen Sie herzlich bitten, sich der Angelegenheit anzunehmen“, heißt es in dem Schreiben, in dem außerdem darauf hingewiesen wird, dass auf besagtem Friedhof insgesamt 47 Kriegsgräber registriert seien, außer den beiden erwähnten aus dem Ersten auch 45 aus dem Zweiten Weltkrieg.

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Und in der Tat: Ein Besuch auf dem fast verwunschenen Gelände, einem verwildernden Park mitten in der Stadt, zeigt ein zweigeteiltes Bild: Die 45 identischen Grabkreuze mit Soldaten, die zwischen 1939 und 1946 verstarben – die Kriegstoten nach 1945 erklären sich oft durch Soldaten, die im Krieg verwundet wurden und den Folgen der Verletzungen später erlagen – befinden sich auf einer gemähten Wiesenfläche, jeder Name ist klar zu lesen, ein Gedenkstein ergänzt das Feld mit den Worten „Wir gemahnen Frieden“.

Mahn- und Gedenkstätten

Kriegsgräber gelten fast weltweit als wichtige Mahn- und Gedenkstätten, die sogar von den Genfer Konventionen erfasst sind. Und in Deutschland gilt seit 1952 das entsprechende Gesetz „über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft (Gräbergesetz)“. Sie genießen ewiges Ruherecht und müssen erhalten werden. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, ein gemeinnütziger Verein mit humanitärem Auftrag, widmet sich zwar vorwiegend um deutsche Kriegsgräber im Ausland, hält sein Auge aber auch auf die in kommunaler Obhut befindlichen Gräber in Deutschland. Der Bund zahlt den Ländern Geld für die Pflege dieser Gräber.

Wenige Meter entfernt, fast zugewuchert von einem Haselnussstrauch, sind zwei Grabplatten erst auf den zweiten Blick zu finden und als solche zu erkennen: Sie sind fast vollkommen mit Moos überwuchert und teils in den Boden eingewachsen. Weder Name noch Lebensdaten sind erkennbar. Man kann nur ahnen, dass dies zwei Kriegsgräber sind. Und auch das Hinweisschild unmittelbar am Hauptzugang des stillgelegten Friedhofs kann nur noch mit Mühe entziffert werden. Es besagt, dass der bis 1958 belegte, aber immer noch als solcher gewidmete Friedhof auch „Gedenk- und Ruhestätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege“ sei.

Die Gräber aus dem Zweiten Weltkrieg sind gepflegt, jeder Name klar zu lesen.
Die Gräber aus dem Zweiten Weltkrieg sind gepflegt, jeder Name klar zu lesen. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Klaus Klapheck, pensionierter Gymnasiallehrer und viele Jahre lang als Kommunalpolitiker aktiv gewesen, ist aktiv im Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge. Für ihn ist die Pflege und der Erhalt von Kriegsgräbern ein Friedensdienst, denn jedes einzelne dieser Gräber sei eine Mahnung gegen den Krieg. „Kein Name soll vergessen werden, deshalb ist es wichtig, dass die Gräber erkennbar bleiben“, kann er den Brief seines Landesverbands gut verstehen. Er sagte umgehend zu, sich die Situation anzuschauen und dann Kontakt zur Stadt aufzunehmen, um für umgehende Abhilfe zu sorgen. Zwar gehört das Areal der evangelischen Kirchengemeinde, die Stadt hat aber die Pflege der Anlage übernommen und ist damit auch für die Gräber verantwortlich.

Der alte evangelische Friedhof an der Bergstraße: Seit Jahren werden hier keine Verstorbenen mehr beigesetzt. Der langsame Verfall verleiht dem Gelände einen besonderen Charme. Viele Gräber sind komplett zugewachsen, die Namen der hier Beigesetzten nicht mehr zu entziffern.
Der alte evangelische Friedhof an der Bergstraße: Seit Jahren werden hier keine Verstorbenen mehr beigesetzt. Der langsame Verfall verleiht dem Gelände einen besonderen Charme. Viele Gräber sind komplett zugewachsen, die Namen der hier Beigesetzten nicht mehr zu entziffern. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Im Lazarett verstorben

Der alte evangelische Friedhof ist eine der größeren Kriegsgräberstätten im Kreis Olpe. Der Volksbund führt eine lange Liste mit teils lückenhaften Angaben. Dass es hier nur wenige Gräber aus dem Ersten Weltkrieg gibt, liegt schlicht daran, dass sich die Schlachten weit entfernt von Westfalen ereigneten. Die Toten sind meist verwundete Soldaten, die in einem Lazarett in der Heimat ihren Kriegsverletzungen oder Erkrankungen erlagen. Nach der Liste des Volksbunds gibt es im gesamten Kreis Olpe außer den beiden Gräbern aus dem Ersten Weltkrieg in Olpe noch drei in Bilstein, je eins in Kirchveischede und Thieringhausen sowie sechs in Drolshagen.

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Anders im Zweiten Weltkrieg, dessen Front über den Kreis Olpe hinwegzog und ihre blutige Spur auch durch das Sauerland zog. Auf fast jedem Friedhof gibt es wenigstens ein oder zwei Kriegsgräber. Größere Grabfelder mit mindestens zehn Soldaten oder zivilen Kriegsopfern sind außer den 45 auf dem alten evangelischen Friedhof laut Volksbund auf dem alten Friedhof an der Kreuzkapelle (46 sowjetische und drei polnische Zwangsarbeiter), auf dem heutigen Kommunalfriedhof der Kreisstadt (182), dem evangelischen (14) und dem katholischen Friedhof in Altenhundem (66), Elspe (69), Langenei (17), Maumke, wo 98 sowjetische Zwangsarbeiter beigesetzt sind, Meggen (10), Milchenbach (10), Saalhausen (22), Oberhundem (32), Drolshagen (91), Schreibershof (15), Bamenohl (13), Heggen (die Angaben differieren zwischen 20 und 22), Brün (17), Hillmicke (14) und Wenden (12). Die größte Kriegsgräberstätte im Kreis befindet sich laut Volksbund in Attendorn, wo 257 Gräber aktenkundig sind, 136 davon von deutschen Kriegsopfern und 121 sowjetische.