Attendorn. Die 54-jährige Ute Scholz entscheidet sich dazu, den alten Beruf aufzugeben und als Podologin neu anzufangen. Warum gesunde Füße so wichtig sind.
Ute Scholz, staatlich anerkannte Podologin, startet als Quereinsteigerin in ihrem Beruf spät durch. Nach vielen Jahren fühlt sie sich in ihrem alten Job nicht mehr wohl und fängt beruflich komplett neu an. Sie warnt, dass die Pflege von Füßen in der Gesellschaft noch nicht den Stellenwert hat, den sie haben sollte und erzählt, wie schwer es ist, nach einer längeren Schwangerschaftspause wieder im Berufsleben Fuß zu fassen.
Die tägliche Arbeit verdeutliche der heute 54-Jährigen, wie wichtig die Behandlung und Pflege von Füßen ist, um auch im höheren Alter noch vernünftig laufen zu können. „Der Fuß hat in der Gesellschaft nicht den Stellenwert, den er haben sollte. So lange es mit den Füßen keine Probleme gibt, fällt eine mögliche Erkrankung nicht auf“, betont sie. Doch genau das sei oft ein Trugschluss und es könne sich bei einigen Patienten eine ernsthafte Erkrankung ausbreiten. Im schlimmsten Fall könne das zur Folge haben, dass sie überhaupt nicht mehr richtig laufen können. „Meistens ist es die mangelnde Pflege – es wird zu wenig eingecremt, dadurch entstehen kleine Risse. Die Risse gehen dann bis ins tiefere Gewebe. Das kann zu Blutungen und dem Eindringen von Viren und Bakterien führen“, erklärt die mehrfache Mutter. Vor allem im zunehmenden Alter werde das Laufen in vielen Fällen durch andere Krankheiten, wie zum Beispiel Diabetes, zusätzlich erschwert. Eine solche Erkrankung könne zu einer Nervenerkrankung (Neuropathie) führen, bei der die Patienten die Schmerzen am Fuß gar nicht mehr spürten. „Es fängt damit an, dass sie keine Reibung mehr spüren“, so Scholz weiter. Sie rät daher bewusst auf die eigene Fußpflege zu achten.
Die Fußpflege beginne schon bei der richtigen Auswahl der Schuhe. Oft bleibe vor den Zehen nicht genug Platz, um diese frei zu bewegen und auch ein zu schmaler Schnitt führe langfristig zu Problemen. Bei der Arbeit stelle sie immer wieder fest, dass sich viele Leute nicht genug um die eigenen Füße kümmerten. Im Alter beschleunige sich dann oft die Schmerz- bzw. Krankheitsentwicklung. Sie wünscht sich daher, dass die Pflege der Füße mehr in das Bewusstsein der Menschen rückt. „Die Pflege wird unterschätzt, das merkt man dann, wenn man nicht mehr Laufen kann.“
Neustart in Attendorn
Zuvor arbeitete Ute Scholz viele Jahre als Krankenschwester. Schon damals war es ihr ein großes Anliegen, Menschen in Not zu helfen. Nach einer längeren Schwangerschaftspause versuchte sie in ihrem alten Beruf wieder Fuß zu fassen, doch der mangelnde Patientenkontakt machte ihr zu schaffen. Sie fühlte sich nicht mehr wohl und beschloss, etwas in ihrem Leben zu ändern. Nach einer nebenberuflichen Tätigkeit in der Fußpflege begann sie im Alter von 48 Jahren eine dreijährige medizinische Ausbildung zur Podologin – dort lernte sie auch die Mendener Podologin Claudia Moll kennen, die ein ähnliches Schicksal teilt. Unmittelbar nach dem Abschluss öffnete sie nur wenige Wochen später eine Praxis in Attendorn.
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Der Neustart im Arbeitsleben kann schwierig sein – vor allem nach vielen Jahren Auszeit haben sich die gewohnten Arbeitsabläufe oft stark verändert. Bei Ute Scholz und Claudia Moll war das nicht anders. „Die Frau ist oft wegen der Kindererziehung aus dem Job raus. Man fragt sich dann, was mache ich jetzt“, berichtet die Mendenerin. Schon länger spielten die beiden mit dem Gedanken sich neu aufzustellen und dem eigenen Hobby, der Fußpflege, nachzugehen. „Ich habe bei meiner Arbeit gesehen, dass viele Kunden nicht mehr richtig laufen können. Irgendwann dachte ich mir, dass ich jetzt etwas in meinem Leben verändern muss“, erzählt Claudia Moll. Die Entscheidung als staatlich anerkannte Podologin zu arbeiten und sich um die Füße von Patienten und Patientinnen zu kümmern, kommt im privaten Umfeld zunächst nicht nur gut an. „Viele haben gesagt, mach doch was anderes“, so Moll. Trotz der Zweifel ließen sich die beiden Frauen nicht von ihrem Weg abbringen und eröffneten ihre eigenen Praxen in Menden und Attendorn. „Ich sehe die Problematik am Fuß und die Arbeit nicht als etwas Unangenehmes“, kann sich die Ute Scholz heute keinen besseren Beruf vorstellen.