Olpe. Im Kreis Olpe gibt es 600 Denkmäler. Neuer Band der Schriftenreihe zeigt alle in einem einzigen Buch. Wir stellen sieben besondere Denkmäler vor.
Der Landrat ist voll des Lobes: „Das ist das Ergebnis einer unglaublichen Fleißarbeit, ein Muss für jeden Bürger und jede Bürgerin, der oder die sich für seinen Ort, seine Gemeinde interessiert – ein bemerkenswertes Werk.“ Unsere Zeitung hat aus jeder Stadt und Gemeinde des Kreises Olpe ein außergewöhnliches Denkmal beispielhaft herausgesucht.
Am Freitag wurde im alten Amtsgericht, heute Teil des Kreishauses und selbst eingetragenes Baudenkmal, die jüngste Ausgabe der Schriftenreihe des Kreises Olpe präsentiert, doch irritiert der Name „Schriftenreihe“, ist es doch ein veritables Buch mit 617 Seiten, hochwertiger Ausstattung und repräsentativem Einband, das den Landrat ins Schwärmen bringt. „Bau – Kunst – Boden – Denkmäler im Kreis Olpe“ lautet der Titel des Werks, an dem seit 2012 gearbeitet wird und das bereits die Vorgänger der heute Verantwortlichen eingestielt haben.
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In Kooperation zwischen Kreis und Kreisheimatbund haben Dr. Ulrich Schäfer und Andrea Arens ein Werk geschaffen, das detailliert und strukturiert eine ausführliche Übersicht über die Denkmäler im Kreis Olpe gibt.
Dabei haben sich die Verfasser nicht auf die Denkmäler beschränkt, die offiziell in den Denkmallisten stehen, sondern auch insbesondere Gebäude aufgenommen, die aus ihrer Sicht ortsbildprägend und erhaltenswert sind, auch wenn für einige von ihnen, etwa das ehemalige Empfangsgebäude des Olper Bahnhofs oder die riesige Halle 1 des Apparatebaus Rothemühle, das letzte Stündlein schon geschlagen hat.
In seinem Vorwort findet Landeskonservator Dr. Holger Mertens ebenfalls Worte höchsten Lobes: „Es ist ein überzeugendes Werk entstanden: Die klar formulierten Texte, die attraktiven Bilder und die informativen Karten – alles zusammengenommen sind sie ein überzeugendes Plädoyer für die Erhaltung und Pflege der 600 amtlich eingetragenen Bau- und Bodendenkmäler im Kreis Olpe – sowie ,der Bauwerke, die diesen Status (noch) nicht erreicht haben‘, wie die Herausgeber anmerken.“
Das Buch sei eine Einladung in den Kreis, ein Reiseführer voller Überraschungen und eine Handreichung für die Arbeit der amtlichen Denkmalpfleger.
„Ein überzeugendes Plädoyer für die Erhaltung und Pflege der 600 amtlich eingetragenen Bau- und Bodendenkmäler im Kreis Olpe.“
Alphabetisch gegliedert, wird zunächst eine Karte jeder Stadt oder Gemeinde gezeigt, auf der alle dort registrierten Denkmäler eingezeichnet sind. Es folgt jeweils eine Einführung über die kulturelle und strukturelle Entwicklung jeder Kommune, bis eine bebilderte Auflistung aller Bau-, Boden- und Kunstdenkmäler folgt.
Andrea Arens, die die Haupt-Autorenschaft 2019 übernahm, als Dr. Ulrich Schäfer dies krankheitsbedingt abgab, betont, jedes Denkmal werde mit mindestens einem Bild dargestellt. Das älteste Objekt im Buch sei die rund 1000 Jahre alte Ruine Waldenburg und reiche bis zu den jüngst eingetragenen Denkmälern, etwa der Josefskapelle der ehemaligen Familienferienstätte Olpe, die in den 1970er-Jahren fertiggestellt wurde.
Ergänzt wird dies durch ein Glossar aller im Kreis Olpe tätig gewordenen Künstlerinnen und Künstler, deren Werke Eingang in das Buch gefunden haben, und eine Erläuterung von Fachbegriffen, insbesondere aus dem Bereich Architektur.
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Kreisheimatpflegerin Susanne Falk dankte den Beteiligten und freut sich sehr über das Werk, das laut Andrea Arens „einladen soll, genauer hinzuschauen“ und, so betont Kreisarchivar Jörg Endris Behrendt, der die Schlussredaktion des Buchs übernommen hat, durch die ausführliche Quellenliste auch eine Einladung sein soll, die reichen Bestände des Kreisarchivs und der übrigen kommunalen Archive, insbesondere das Stadtarchiv von Olpe, zu nutzen. Das Buch kann zum einen im Kreisarchiv, zum anderen in allen Buchhandlungen im Kreis Olpe erworben werden, und Interessentinnen und Interessenten von außerhalb können es dank der ISSN-Nummer (0177-8153) in jeder deutschen Buchhandlung bestellen.
Die außergewöhnlichsten Denkmäler im Kreis Olpe
Ein Denkmal muss nicht schön sein – vieles, was im neuen Buch der Schriftenreihe des Kreises Olpe enthalten ist, entspricht zwar dem, was die breite Masse unter „Denkmal“ versteht: Bruchstein und Fachwerk. Dennoch gibt es auf den über 600 Seiten einige Denkmäler, die diesem Bild ganz und gar nicht entsprechen. Wir haben uns aus jeder Kommune eines herausgesucht, das dem volkstümlichen Bild eines Denkmals eher nicht entspricht.
Attendorn: Außer Schlössern, Burgen, Herren- und Kaufhäusern mit eindeutigem Denkmalcharakter hat es auch ein Gebäude auf die Liste geschafft, das heute nicht mal mehr eine Verwendung hat: eine ehemalige Trafo-Station am Gutsweg in Dahlhausen. „Das kleine Gebäude steht auf einer abschüssigen Wiese nahe dem Wald und erinnert in seiner einladenden Gestaltung als Blickfang in einer ,naturbelassenen‘ Landschaft an Gartenpavillons des englischen Landschaftsgartenbaues oder an klassizistische Gartenhäuser des 19. Jahrhunderts“, wird das Denkmal beschrieben.
Drolshagen: Hier überragt die weit und breit einzigartige Doppelkirche St. Clemens nicht nur die Stadt, sondern auch das Kapitel über Denkmäler im Stadtgebiet. Insbesondere die reiche Geschichte des Klosters Drolshagen schlägt sich hier nieder. Doch auch weit kleinere Denkmäler finden sich wieder, die Geschichte widerspiegeln. so etwa die trigonometrischen Punkte in der Schladermark oder am Bremerhaufen – es sind fest angebrachte Messpunkte im Boden, die von Landvermessern genutzt wurden. Zwei Sandsteinpfeiler mit Tonnenkopf haben seit dem 19. Jahrhundert die Zeit überdauert.
Finnentrop: Der Gemeindesitz weist wenige Denkmäler auf, zu jung ist seine Geschichte, die faktisch erst 1969 mit der kommunalen Neuordnung beginnt. Zusammengefügt aus Teilen des alten Amts Serkenrode und den Gemeinden Attendorn-Land, Helden und Oedingen entstanden, wurde Finnentrop erst damals Sitz der Gemeinde. Seine Dörfer indes sind reich an Denkmälern, von den Schlössern in Bamenohl oder Ahausen ganz abgesehen. Doch eines ragt heraus: das Reiterstellwerk am Bahnhof Finnentrop, eisenbahntechnisch schon seit 22 Jahren außer Gebrauch, aber durch seinen ungewöhnlichen Aufbau über den Gleisen inzwischen eine Rarität und durch Denkmalschutz vor Abbruch gefeit.
Kirchhundem: Uralte Kirchen, eindrucksvolle Fachwerkhäuser – die Denkmalliste ist lang. Aber ein Bauwerk sticht hervor: das alte Heitmicke-Viadukt, einst Teil der 1945 unterbrochenen und nie wieder instandgesetzten Bahnstrecke von Altenhundem nach Birkelbach in Wittgenstein. Drei große Bögen aus Porphyr tragen das Bauwerk über die Hundem und es erfällt allmählich trotz Denkmalschutzes.
Lennestadt: Breit gestreut ist hier die Liste der Denkmäler, insbesondere der Bergbau ist hier recht häufig unter anderem durch eindrucksvolle Wohnhäuser wohlhabender Grubenbesitzer vertreten. Alles überragend natürlich die dem darunter liegenden Ort den Namen gebende Burg Bilstein. Aber auch ein eher unscheinbares und schlichtes Bauwerk ist ein Denkmal: der alte Feuerwehrturm in Grevenbrück, 1928 gebaut und einst zum Aufhängen und Trocknen nasser Löschschläuche genutzt.
Olpe: Auch hier dominieren viele kirchliche Gebäude, so die zentrale und dominante Pfarrkirche St. Martinus, die nicht nur als Gebäude ein Denkmal ist, sondern auch ihr in Folge der Stadtbombardierung 1945 beschädigter und gesprengter zweite Turm, der als Mahnmal nicht wieder aufgebaut wird. Viel unauffälliger und daher seltener: ein Bienenhaus als Denkmal. Es steht an der Günser Schlade im Ortsteil Günsen und wurde im 19. Jahrhundert errichtet.
Wenden: Die Gemeinde mit der geringsten Zahl an Denkmälern im Kreis, darunter aber einem der wichtigsten: der Wendener Hütte, einem einzigartigen Relikt der industriellen Frühzeit. Weiterhin stehen zahlreiche Kirchen und Kapellen unter Denkmalschutz, aber auch ein Meilenstein, der an der Landesstraße 512 bei Römershagen die Zeitläufte überdauert hat. Er weist auf die Fernziele Minden und Koblenz und die Nahziele Olpe und Freudenberg hin. Ein metallener preußischer Adler, der mit hoher Wahrscheinlichkeit einst an ihm prangte, lässt nur noch Spuren erahnen.