Olpe. Andreas und Thomas waren zwei von rund 250 Menschen beim 4. Christopher Street Day in Olpe. Auch im Schützenverein erfahren sie viel Toleranz.
Der 4. Christopher Street Day in Olpe und Schützenfest in Altenhundem – da muss Andreas Cordes-Spychiger aus Altenhundem Prioritäten setzen. Am Sonntag ist der 45-Jährige gemeinsam mit seinem Ehemann Thomas (43) einer von rund 250 Teilnehmern beim Demonstrationszug durch die Olper Innenstadt. Bunte und queere Menschen machen auf sich aufmerksam. Sie wollen sich nicht weiter verstecken, denn auch sie sind ganz normale Menschen.
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Gerade erst hat der 45-Jährige mit seinem Mann Thomas den gemeinsamen Hochzeitstag gefeiert. Mit ihrer Teilnahme möchten sie ein Zeichen setzen und darauf aufmerksam machen, dass sie – auch als Schwule – ein ganz normales Leben führen. Besonders glücklich erzählt das Ehepaar in dem Zusammenhang von der Toleranz des Altenhundemer Schützenvereins. Hier ist Andreas Cordes-Spychiger nämlich Mitglied und sein Ehemann kam prompt mit der „Damenkarte“ durch die Einlasskontrolle. „Das hat uns positiv überrascht und vielleicht gibt es ja bald statt Damen- auch Partnerkarten“, lacht der 45-Jährige, der sich ehrenamtlich als Kassenwart bei der Aidshilfe des Kreises Olpe engagiert.
Martin Klenner (33) ist für den CSD extra aus Gießen angereist: „Ich finde es sehr wichtig, die Menschen auf dem Dorf zu unterstützen.“ Ganz in Pink gekleidet – mit Regenschirm, Glitzermütze und einem aufblasbaren Flamingo – tänzelt er als „Flirty Flamingo“ durch die Menge. Er hat sich längst so akzeptiert, wie er ist und geht auch offen damit um. „Zwingt die Menschen nicht, eine graue Taube zu sein“, ist seine Botschaft als Kunstfigur. „Traut euch aus den Häusern, auch hier auf dem Dorf.“ Er fühlt sich längst stark und möchte vor allem als Unterstützer für junge Menschen fungieren: „Wir brauchen viel mehr Liebe und keinen Hass. Jeder Mensch muss ohne Angst bunt sein dürfen.“
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Eine Hundemaske verbirgt sein Gesicht. Um den Hals trägt der junge Mann aus Finnentrop ein Hundehalsband. An einer Plakette baumelt sein Name. Hunter – so wird er auch von den anderen „Puppies“ genannt. Unter seiner Maske ist er anonym. „Ich finde es schwierig, Freunden und Bekannten zu erklären, wo meine Vorlieben liegen“, sagt der Finnentroper über das „Pupplay“, bei dem sich Menschen als Hunde verkleiden. In Olpe stechen die „Puppies“ unter den Teilnehmern ins Auge.
„Ich kann nur Bewusstsein schaffen, indem ich mich zeige, wie ich bin. Vor allem mit Blick auf die Wahlergebnisse der AfD ist es an der Zeit, Mut zu zeigen, auf die Straße zu gehen und auch andere Menschen zu begeistern“, sagt der junge Mann unter seiner Hundemaske, der vor zweieinhalb Jahren seine Vorliebe entdeckt hat.
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Mehr Aufklärung in Schulen
Marius (18) aus Hünsborn und seine Bekannte (17) aus Heid gehen nicht zum ersten Mal gemeinsam zum Christopher Street Day. In der Gesamtschule in Wenden haben sie die gleiche Klasse besucht und mussten dort Abneigung – vor allem durch blöde Sprüche – erfahren. Ihr Wunsch: „Wir benötigen mehr Aufklärung – auch in Schulen.“ Beide kennen das Leben in den kleinen Dörfern und das Gerede der Leute. Mit ihrer Teilnahme am CSD wollen sie das Bewusstsein stärken, um mehr Aufmerksamkeit für queere Menschen zu erlangen. „Der Kreis Olpe ist schon tolerant, aber mehr geht immer“, sagt Marius und ergänzt: „Diese Klischees, dass alle Schwulen nur ‚weibliche‘ Männer wollen und Transen keine echten Menschen sind, nerven einfach.“
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Jacob (25) aus Lüdenscheid sticht mit seiner fröhlichen Ausstrahlung ins Auge. Er verkörpert die Figur „Castiel“ aus einer Mystery-Horror-Serie, die ihn seit Jahren fasziniert. Er ist nicht lange allein in der Menge und findet innerhalb kürzester Zeit Gleichgesinnte, die ebenfalls aus Lüdenscheid kommen. Jacob hat sich erst vor drei Jahren geoutet, steckt noch im Körper einer Frau. Negative Erfahrungen hat der 25-Jährige bislang keine gemacht, auch wenn er Sprüche wie „du bist noch so jung“ oder „es ist nur eine Phase“ kennt. Als queerer Christ plant er am 18. Dezember seinen ersten Geburtstag offiziell als Jacob feiern zu können. Dafür steht schon bald der Termin für die Namens- und Geschlechtsangleichung im Ausweis an.