Attendorn. Thorsten Hannig, Anwohner des Waldenburger Weges, wird gegen den Bebauungsplan für den EuroParcs-Ferienpark ankämpfen. Das sind seine Gründe.
Der neue Bebauungsplan für den EuroParcs-Ferienpark an der Waldenburger Bucht in Attendorn ist noch gar nicht rechtskräftig, da droht der Stadt bereits ein Rechtsstreit. Zumindest ist Thorsten Hannig (57), Anwohner vom Waldenburger Weg, fest entschlossen, gegen die Pläne von Stadt und Parkbetreiber rechtlich vorzugehen. Im Kern geht es dem Garten- und Landschaftsbauer um das Verkehrsgutachten aus dem Frühjahr 2023, das in diesem Jahr um eine Microsimulation ergänzt wurde. Die Inhalte dieser Verkehrsanalyse bringen den Attendorner auf die Palme, was er im Stadtrat vergangene Woche mehr als deutlich machte.
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Die zukünftigen Gäste des neuen Ferienparks, der auf und neben der alten Campinganlage mit knapp 300 Ferienhäusern in verschiedenen Größen, mit einem Camping-Bereich, edlen „Glamping“-Zelten und Baumhäusern entsteht, werden allesamt über den Waldenburger Weg an- und abreisen. Das beauftragte Planungsbüro aus Aachen, das die Verkehrsuntersuchungen durchgeführt hat, geht davon aus, dass rund 1700 zusätzliche Autos pro Tag die Straße befahren werden. Es wird also zu einer für Anwohner spürbaren Mehrbelastung kommen.
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Die entscheidende Frage lautet nun: Sind der Waldenburger Weg und die angrenzenden Knotenpunkte bzw. Straßenkreuzungen Am Zollstock/Am Wassertor (mit Bahnübergang) und an der Südumgehung/Am Wassertor (also die Kreuzung am Hagebaumarkt) überhaupt in der Lage, diese zusätzlichen Verkehre abzufangen? Die Verkehrsuntersuchung trifft dazu zwei auf den ersten Blick konträre Aussagen. Auf der einen Seite kommt das Fachbüro zu dem Ergebnis, dass „auf Grundlage der Ergebnisse (der Microsimulation) insgesamt aus verkehrlicher Sicht keine Bedenken gegen die geplante Entwicklung des Ferienparks“ bestehen. „Die Leistungsfähigkeit wird sich also nicht verschlechtern“, betonte auf Grundlage dieser Aussage der ehemalige Baudezernent der Stadt, Carsten Graumann. Bekanntlich schied der Gerlinger zum 30. Juni aus seinem Dienst aus.
„Die Verkehrssituation wird schöngeredet. Ich habe das Gefühl, dass wir nicht ernst genommen werden.“
Leistungsfähig bleibe auch der Knotenpunkt an der Südumgehung/L 539 samt der Ampelanlage, wenngleich mit „geringer Qualität“ zu bestimmten Tageszeiten, wie aus der Simulation hervorgeht. Demnach erreiche die Kreuzung an einem Vormittag außerhalb der Ferien (werktags) nur noch die Qualitätsstufe E – die zweitschlechteste Qualitätsstufe, die es gibt. Kommt es also an dieser Kreuzung zu längeren Standzeiten, die automatisch zu Rückstaus in alle Richtungen führen werden? Nein, sagt Uwe Waschke, Amtsleiter Bauen und Planen im Rathaus: „Das heißt noch lange nicht, dass uns ein Verkehrskollaps droht.“
Winfried Richard, Fraktionschef der Attendorner UWG, befürchtet aber genau dieses Szenario: „Dann würde das gesamte System zusammenbrechen“, betonte er im Stadtrat. Er hat jedoch erhebliche Bedenken und wünscht sich eine Entlastung in Form einer zusätzlichen Straße zum neuen Ferienpark, möglicherweise durch das Repetal. Konkret schwebt ihm vor, dass die Urlauber von der Berlingerhauser Höhe durch den mittlerweile gerodeten Wald hinunter auf das Ferienpark-Gelände fahren würden.
Umgehungsstraße geprüft
Doch von einer zweiten Zuwegung, die schon seit Jahren immer mal wieder diskutiert wird, ist die Stadt gedanklich weit weg – zum Ärger von Anwohner Thorsten Hannig, der wenig Vertrauen in das Zahlenwerk der Verkehrssimulation hat: „Die Verkehrssituation wird schöngeredet. Ich habe das Gefühl, dass wir nicht ernstgenommen werden.“ Schon jetzt seien die Anwohner des Waldenburger Wegs gerade an schönen Sommertagen einer enormen Verkehrsbelastung ausgesetzt, nämlich dann, wenn unzählige Einheimische und Tagestouristen zur Bucht fahren, um dort spazierenzugehen oder das Strandbad zu besuchen.
Eine neue Umgehungsstraße, die die Stadt in einer Machbarkeitsstudie schon prüfen ließ, würden die Anwohner zumindest entlastet, betont der Garten- und Landschaftsbauer. Eine mögliche zweite Anbindung an die Bucht könnte von der Südumgehung, etwa auf Höhe von Mubea, über die Bigge und unterhalb der Stromtrasse hoch in Richtung Dünneckenberg führen. Sie ist zwar technisch möglich, erklärte Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) im Stadtrat, „aus naturschutzrechtlichen Gründen wäre eine Umsetzung aber nicht einfach und es bräuchte eine immense Planung“. Eine solche Zuwegung würde zudem etliche Millionen verschlingen. Die Idee ist somit vorerst wieder verworfen.
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Für diese „große“ Lösung sprach sich allerdings auch Wolfgang Langenohl von der SPD aus: „Ich bin fast jeden Dienstag in der Gaststätte Rinscheid zur Chorprobe (Anmerkung der Redaktion: die Gaststätte liegt direkt am Waldenburger Weg) und erlebe hier durch Badegäste bei heißem Wetter ein hohes Verkehrsaufkommen.“ Doch so weit wird es zunächst nicht kommen. Der Attendorner Stadtrat wird mehrheitlich den neuen Bebauungsplan samt Verkehrsgutachten wohl noch dieses Jahr verabschieden. Anschließend wird Thorsten Hannig mit anderen Anwohnern und einem Rechtsanwalt gegen diesen Plan juristisch vorgehen. Daran ließ der 57-Jährige keinen Zweifel.