Kreis Olpe. Neue Studie: Im Nachbarschaftsvergleich hat der Kreis Olpe die Nase vorn. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien birgt große Chancen.

Herzlichen Glückwunsch, Kreis Olpe! Im neuen Regional-Ranking des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW) , das vor einigen Tagen veröffentlicht wurde, liegt der Kreis Olpe auf Platz 1 in Südwestfalen – vor dem Hochsauerlandkreis, dem Kreis Soest, dem Märkischen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis. Für das Aufstellen der neuen Hitliste nahmen die IW-Experten Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt und Lebensqualität unter die Lupe. Der Platz an der Sonne in Südwestfalen ist dennoch kein Grund, sich auf Lorbeeren auszuruhen, denn im Bundesvergleich der 400 Landkreise und kreisfreien Städte rangiert die Region Südwestfalen mit Plätzen um Platz 200 lediglich im Mittelfeld. Hier kommt Olpe auf Platz 205. Die demografische Entwicklung sieht ebenfalls nicht gerade rosig aus: Für den Kreis Olpe prognostiziert die Bertelsmann-Stiftung bis zum Jahr 2040 einen Bevölkerungsrückgang von satten 4,9 Prozent auf knapp 127.000 Einwohner, außerdem mehr Rentner und weniger Erwerbstätige. Anders gesagt: Der Kreis vergreist.

Mehr zum Thema

Doch es gibt auch positive Perspektiven. Denn die vieldiskutierte Energiewende könnte den Kreis Olpe weiter nach vorn bringen. Wegen seiner ländlichen Struktur, der Topografie und nicht zuletzt wegen der vielen abgeholzten Fichtenwäldern (Kalamitätsfächen) ist das Kreisgebiet prädestiniert für den Ausbau sowohl der Windkraft als auch der Photovoltaik- und Solartechnik. Denn hier gibt es nicht nur ausreichend Flächen für Windkraftanlagen bzw. Flächen-Photovoltaik, sondern kaum Hemmnisse durch dichte Bebauung oder kritische Infrastrukturen (z. B. Flughäfen, Stromtrassen oder Drehfunkfeuer), wie sie in dichtbesiedelten und urbanen Regionen zu finden sind.

Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.

Folgen Sie uns auch auf Facebook.

Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.

Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.

Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.

Diesen Vorteil haben auch andere ländlich geprägte Landkreise, doch im Kreis Olpe gibt es laut Untersuchung des IW offenbar mehr Fachkräfte, die für den Bau und den Betrieb dieser Anlagen dringend benötigt werden.  „Die Geschwindigkeit der Energiewende hängt maßgeblich davon ab, in welchem Umfang Kranführer, Maschinen- und Anlagenbauer, technische Planer oder Netzwerktechniker zur Verfügung stehen, um Anlagen zu planen, zu errichten, zu betreiben und zu warten“, so das Institut der Deutschen Wirtschaft. Es braucht Mechatroniker, Elektroniker, aber auch Personen mit Expertenwissen in den Bereichen Raumplanung oder Informatik – und diese gibt im Kreis Olpe mehr als anderswo. Unter den zehn ländlichen Regionen mit den größten Beschäftigtenanteilen in Berufen, die eine hohe Relevanz für die Solar- und Windenergiebranche haben, schafft es der Kreis Olpe als einziger Kreis in NRW in die bundesweite Top Ten. Olpe liegt laut IW hinter dem Hohenlohekreis und den Landkreisen Tuttlingen, Main-Spessart, Rottweil, Unterallgäu und Main-Tauber-Kreis auf Platz 7.

Die Forscher des IW sind zudem überzeugt: Der Ausbaustand der erneuerbaren Energien wird in den kommenden Jahren ein bedeutender Standortfaktor und Wettbewerbsvorteil für Regionen werden. Vor diesem Hintergrund sehen die Perspektiven für den kleinsten Kreis in NRW nicht schlecht aus; der Ausbau der Erneuerbaren Energien könnte sich zu einem bisher oft unterschätzten Wachstumsfaktor entwickeln. Dr. Sebastian Mann, Geschäftsführer der Erneuerbare Energien Beteiligungs- und Entwicklungsgesellschaft im Kreis Olpe mbH (EEBE), sieht das genauso. „Wir haben die Fachkräfte und die Infrastruktur, denn der Strom muss ja auch ins Netz“ – und das möglichst ortsnah. Als industriestarke Region sei man gut aufgestellt „Unsere Netze in der Region haben noch freie Kapazitäten.“ Die EEBE arbeite selbst mit drei Planungsbüros aus dem Kreis Olpe zusammen. Die Windkraftunternehmen griffen auf das heimische Handwerk zurück. Letztlich profitierten auch die Kommunen von Stromentgelten nach dem EEG-Gesetz und durch Gewerbesteuereinnahmen.