Lennestadt. Das Gymnasium Maria Königin in Lennestadt lehnt im Lockdown Videokonferenzen ab - aus Datenschutzgründen.
Das Distanzlernen im Lockdown stellt Schulen vor Herausforderungen: Der Lehrer ist nicht mehr vor Ort ansprechbar, trotzdem soll der Unterricht bestmöglich digital stattfinden. "Ich habe den Eindruck, dass sich viele Schulen unter Druck gesetzt fühlen, gerade was Videokonferenzen angeht", sagt Jan Fabian Borys, Schulleiter des Gymnasiums Maria Königin in Lennestadt. Er erklärt, warum seine Schule im Gegensatz zu vielen anderen weiterführenden Schulen im Kreis von Videokonferenzen absieht und worauf er stattdessen setzt.
Lennestadt: Gymnasium Maria Königin setzt im Lockdown auf Online-Plattform
"Wir haben uns seit dem ersten Lockdown digital sehr intensiv auf den Weg gemacht", sagt Jan Fabian Borys. Die Schule greift beim Distanzunterricht bislang auf mehrere Möglichkeiten zurück:
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"Wie verwenden XSchool", sagt der Schulleiter. Hier können Aufgaben und Materialien an einem Ort digital abgerufen werden. "Die Plattform bietet uns auch einen datenschutzkonformen Austausch", sagt Borys. So können die Schüler dort Nachfragen über einen Chat stellen oder sich beispielsweise in einem Blog austauschen.
Lennestadt: Lernvideos statt Videokonferenzen am Gymnasium Maria Königin
Neben der "XSchool"-Plattform setzt das Gymnasium Maria Königin auch auf die App "Explain Everything". "Hier gibt es Folien, interaktive Tafeln und von meinen Kollegen für die Lerngruppe erstellte Lernvideos", so Borys. Sowohl die App als auch "XSchool" würden den Vorteil bieten, dass die Inhalte zeitlich unbeschränkt abrufbar seien.
Zudem setzen sich die Klassenlehrer an dem Privaten Gymnasium einmal in der Woche mit dem Elternhaus der Schüler telefonisch in Verbindung, um Nachfragen zu klären und trotz Distanzunterricht weiterhin stets ansprechbar zu bleiben. Auch schuleigene Laptops und iPads stehen zur Verfügung, die bei Bedarf von den Schülern ausgeliehen werden können.
Gymnasium Maria Königin: Eltern wünschen sich direkte Kommunikation beim Distanzunterricht
"Trotz all dieser Möglichkeiten haben wir festgestellt, dass die Eltern die direkte Kommunikation vermissen", so Borys. "Ab nächster Woche bieten wir daher Audiokonferenzen in Live-Form an." Hierfür müssen die Eltern von nicht-volljährigen Schülern und die über 18-jährigen Schüler eine Einverständniserklärung unterschreiben.
So sollen Kurse und Klassen mit den Fach- und Klassenlehrern "außerhalb von Bewertungssituationen" zusammengebracht werden und sich direkt austauschen können, heißt es in dem neuesten Elternbrief der Schule.
Distanzunterricht: Gymnasium lehnt Videokonferenzen wegen des Datenschutzes ab
Videokonferenzen sollen aber weiterhin nicht möglich sein. "Ein wesentliches Argument gegen Videokonferenzen ist die Datenschutzgrundverordnung", so Borys. Sie gäbe einen gesetzlichen Rahmen vor, über die sich das Land NRW seit Beginn der Pandemie den Schulen gegenüber nicht rechtsverbindlich geäußert habe. Das Schulministerium beruft sich stattdessen auf die Verantwortung der Schulleitung bei der Beachtung der Datenschutzbestimmungen.
Viele Schulen im Kreis Olpe arbeiten trotzdem mit Videokonferenzen. Das Gymnasium Maria Königin bleibt weiter hart. Denn neben dem Datenschutz wäre auch ein Problem, dass die Lehrer keinen Einfluss darauf hätten, "was die Schüler bei Videokonferenzen tun", erklärt Borys. So könnten etwa durch Screenshots oder Mitschnitte unerlaubte Aufnahmen von Teilnehmern erzeugt werden. Im Elternbrief der Schule wird hier auf die Mobbing-Gefahr hingewiesen: So könnten die Aufnahmen zur Bloßstellung und Diskriminierung einzelner verwendet werden. "Ohne auf das Recht am eigenen Bild Einfluss nehmen zu können", heißt es dort weiter.
Lockdown: Flexibles Lernen statt Videokonferenzen
Darüber hinaus sei die Teilnahme an Videokonferenzen von allen Beteiligten vom Gesetzgeber als "unbedingt freiwillig" definiert. "Wir müssen vorher alle Schüler abfragen", erklärt Jan Fabian Borys. Und diese Freiwilligkeit könne auch jederzeit widerrufen werden. Darüber hinaus gäbe es nicht in jedem Elternhaus die Möglichkeit, an Videokonferenzen teilzunehmen. "Eventuell ist die Mama oder der Papa nicht im Homeoffice", sagt Jan Fabian Borys. Hinzu kommen möglicherweise Probleme bei der technischen Ausstattung und der Internetverbindung.
All diese Gründe spielen für den Schulleiter zusammen, sodass er auch weiterhin keine Videokonferenzen an seiner Schule erlaubt. "Das hat auch etwas mit unserer pädagogischen Konzeption zu tun: Wir sehen den Mehrwert im Wochenplan", betont Borys. So könne sich jeder Schüler eine eigene Struktur schaffen.
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Jan Fabian Borys wünscht sich, dass das Schulministerium irgendwann eine Plattform anbietet, die alle digitalen Möglichkeiten vereint, die Schüler und Lehrer haben wollen. Sie sollte allerdings auch alle pädagogischen, technischen und rechtlichen Dimensionen erfüllen.