Kirchhundem. Familie Feistel aus Kirchhundem erzählt, warum der Unterricht auf Distanz für alle Beteiligten eine große Herausforderung ist.
Alle Grundschüler im Kreis befinden sich seit Montag ebenfalls im „Home Office“. Während einige noch mit Arbeitsblättern in Papierform arbeiten, die in der Schule abgeholt und am Wochenende bearbeitet zurückgebracht werden müssen, arbeiten andere bereits mehr oder weniger digital. Die Grundschule am Kreuzberg in Kirchhundem setzt auf die Padlet-App, eine Art digitale Pinwand. Hier können die Klassenlehrerinnen und -lehrer sämtliche Arbeitsmaterialen und Aufgaben hinterlegen und die Kinder von daheim auf die Inhalte zugreifen und online bearbeiten.
Enorme Belastung
Hört sich einfach an, ist es aber nicht, schon gar nicht für alle Familien. „Es ist schon eine enorme Belastung für alle Beteiligten, man muss sich die Arbeitsblätter online runterziehen, das alles vor- und nachbereiten, das ist sicherlich für die Kinder eine große Aufgabe“, sagt Michael Feistel. Seine jüngste Tochter (9) besucht die vierte Klasse der Grundschule, die Ältere (13) die Jahrgangsstufe 7 am Gymnasium Maria Königin. „Wir sind zuhause ganz gut aufgestellt, dass wir das alles sortiert bekommen“, so der 44-jährige Familienvater.
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Die Familie bemüht sich, den gewohnten Tagesrhythmus beizubehalten, „denn morgens ist Schulzeit und nicht erst am Nachmittag“, sagt Michael Feistel. Auch, damit sich die Kinder nach dem Re-Start in den Präsenzunterricht nicht wieder umstellen müssen. So sitzen bei Familie Feistel jeden Morgen beide Kinder am Schreibtisch und machen Distanzunterricht. Weil Frau Feistel in der Schulbetreuung tätig ist, ist auch sie jetzt im „Home-Office“. Michael Feistel: „Die Aufgabe meiner Frau ist jetzt, zu sehen, dass die Kinder die Aufgaben hintereinander kriegen, und als Ansprechpartnerin zur Verfügung zu stehen. Aber die Mutter oder der Vater ist keine Lehrerin oder Lehrer. Es ist ein ganz anderes Rollenverständnis“, so Michael Feistel. Zwar arbeiten die Grundschüler auch in der Schule mit Wochenplänen, „aber die Kinder lernen anders dabei. Ich glaube, dass der Präsenzunterricht nicht zu ersetzen ist.“
Soziale Kontakte fehlen
Klar ist auch, dass nicht alle Familien technisch so ausgestattet sind, dass jedes Kind einen eigenen Laptop oder PC mit Drucker hat und viele Eltern nicht in der Lage sind, ihre Kinder zuhause zu unterstützen. Die Abhängigkeit der Bildungsperspektive vom sozialen Status des Elternhauses wird ohne Präsenzunterricht noch verstärkt.
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Für die Schülerinnen und Schüler hat das Lernen im Home-Office ein entscheidendes Manko. Es fehlen die sozialen Kontakte in der Schule, mit Freundinnen und Freunden. Für die Kinder sei das eine Riesenbelastung, zumal ja auch die Treffen mit Freunden oder das Gruppentraining im Sportverein weggefallen sind, so Michael Feistel.
Lieber heute statt morgen wieder in die Schule
Um dies zumindest etwas abzumildern, soll es am Mittwoch den ersten Feldversuch einer Videokonferenz an der Grundschule geben, damit die Kindern nach vielen Wochen mal wieder ihre Lehrer und ihre Mitschüler sehen können. Auf die Frage, was seine Kinder selbst von der Situation halten, muss Michael Feistel nicht lange überlegen: „Der Nachwuchs möchte am liebsten heute statt morgen wieder in die Schule gehen.“