Herdecke. Die eigenbetriebsähnliche Einrichtung gehört nun zu Fachbereichen der Stadtverwaltung und existiert als Name nicht mehr. Leitungsstellen unbesetzt.

Ende einer Ära: Seit dem 1. Januar 2025 sind die Technischen Betriebe Herdecke (TBH) offiziell von der Bildfläche verschwunden. Seit 1996 gab es diese eigenbetriebsähnliche Einrichtung, die seit wenigen Tagen wieder ein Teil der Stadtverwaltung ist. Erinnerungen kommen daher noch mal auf, die Neuausrichtung führte 2023 zu einem heftigen Streit in der heimischen Politik inklusive Bürgerbegehren. Am Ende sprachen sich die Fraktionen entgegen einem ersten Ratsbeschluss doch noch für eine Rückführung zur Kommune und gegen eine Umwandlung in eine Gesellschaft mit Privatbeteiligung aus.

Für rund 70 Mitarbeitende ändert sich kaum etwas

Die rund 70 Angestellten kümmern sich um Angelegenheiten rund um Tiefbau, Abfallwirtschaft, Straßenreinigung, Friedhofswesen, Gewässerunterhaltung, Umwelt und Freianlagen. Das tun sie wie gewohnt, seit wenigen Tagen aber im Geschäftsbereich des Ersten Beigeordneten. Der heißt bekanntlich Dennis Osberg, er hat gemeinsam mit dem städtischen Justiziar Lars Heismann die Technischen Betriebe seit September 2022 vorübergehend geführt und die Wiedereingliederung auf den Ebenen der Stadtverwaltung organisiert. Nach dem Tod vom kaufmännischen TBH-Chef Volker Kioschis entstand mit der Pensionierung von Andreas Schliepkorte, dem letzten technischen Leiter der Einrichtung, im März 2024 ein weiteres Vakuum an der Spitze. Das besteht weiter.

Die Technischen Betriebe Herdecke als solche gibt es nicht mehr, die Angestellten und das Equipment gehören zu 100 Prozent wieder zur Stadt.
Die Technischen Betriebe Herdecke als solche gibt es nicht mehr, die Angestellten und das Equipment gehören zu 100 Prozent wieder zur Stadt. © WP | Steffen Gerber

Durch die Rückführung ist im Organigramm der Stadt der neue Fachbereich 7 mit den zwei untergeordneten Einheiten Tiefbau und Gebäudemanagement entstanden. Bemerkenswert: Alle drei Führungsposten sind auf den genannten Ebenen derzeit nicht besetzt. „Das ändert sich aber bald, wobei das Alltagsgeschäft problemlos läuft“, sagt Osberg und ergänzt, dass auch jemand für Freianlagen und Gewässer gesucht wird.

Drei Leitungsposten offen

Im Einzelnen: Wann die Stadt eine Fachbereichsleitung in der Schliepkorte-Nachfolge verkünden kann, hängt weiter vom Ausgang eines laufenden Rechtsstreits ab. Also ungewiss. Zweitens: Der verantwortliche Tiefbau-Posten ist vergeben, spätestens am 1. Juli 2025 führt diese Organisationseinheit jemand. Drittens: Bewerbungsgespräche für die Verantwortung im Gebäudemanagement beginnen nach dem Rückzug von Sylvia Schöne laut Osberg in den nächsten Tagen. Der Beigeordnete betont im Gesamtzusammenhang: „Wir sind nicht kopf- und führungslos, müssen aber personell noch einige Zeit lang manches überbrücken.“

Die Finanzen

Der Erste Beigeordnete Dennis Osberg steht als Kämmerer auch an der Spitze vom Fachbereich 2 mit dem Finanzwesen, zu dem nun neuerdings ebenfalls einige TBH-Angestellte und Angelegenheiten wie das Rechnungswesen oder wirtschaftliche Fragen zählen.

Osberg geht davon aus, dass die letzte TBH-Jahresbilanz für 2024 gut ausfalle. Zuletzt hatten die Technischen Betriebe zwischen 800.000 und einer Million Euro in den städtischen Haushalt gespült.

Eine weitere Herausforderung: „Uns fehlen Ingenieure, auf ausgeschriebene Stellen im Straßenbau, für Gewässer-Themen und Freianlagen haben wir zuletzt niemanden gefunden. Wir versuchen es aber natürlich weiterhin“, sagt Dennis Osberg. Eine Folge dieses personellen Engpasses: Die Stadt Herdecke müsse immer mehr Projekte priorisieren. Gleichwohl habe sich kürzlich zum Beispiel beim starken Schneefall gezeigt, dass gewohnte Abläufe wie beim Winterdienst klappen oder auch der Baubetriebshof an der Nierfeldstraße mit Leiter Bodo Sölter laufe.

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Das führt zur Sicht der Bürgerschaft. „Für die Menschen in Herdecke hat sich durch das offizielle Ende der Technischen Betriebe nichts geändert, sie dürften in ihrem Alltag bezüglich der Auswirkungen davon nichts zu spüren bekommen und finden die gewohnten Ansprechpartner vor“, erklärt der Beigeordnete. Müllabfuhr und Straßenreinigung sind wie üblich unterwegs, der Rat legt auch weiterhin die Gebühren fest. Die vorgelegten Jahresabschlüsse mit Gewinnbilanzen von bis zu einer Million zeigen zudem, dass die TBH bis zum letzten Atemzug erfolgreich wirtschafteten.

Die konkreten Änderungen

Die Änderungen durch die Rückführung: Die TBH stehen seit dem 1. Januar auf keinem Briefkopf mehr, die Mailadresse werde bald umgestellt. Der Schriftzug mit Logo ist auf neueren Dienstfahrzeugen nicht mehr zu sehen und soll Schritt für Schritt auch auf älteren Wagen verschwinden. „Das hat für uns nicht Priorität“, sagt Osberg und versteht, wenn Bürgerinnen und Bürger weiter von den Technischen Betrieben reden. „Das hat sich ja über Jahrzehnte im Sprachgebrauch so eingeschliffen, das können auch wir in der Verwaltung nicht von einem auf den anderen Tag abstreifen.“