Herdecke. Im Alltag der Bürger spielt die eigenbetriebsähnliche Einrichtung eine große Rolle. Die Rückführung zur Stadt 2025 wirkt sich auf vielen Ebenen aus.

Abfall, Abwasser und anderes: Wie wichtig die Technischen Betriebe Herdecke (TBH) für die Kleinstadt sind, zeigt sich im Alltag unter anderem auf den hiesigen Straßen oder in öffentlichen Anlagen. Auch der politische Streit um eine Teilprivatisierung dieser eigenbetriebsähnlichen Einrichtung hat im vergangenen Jahr viele Reaktionen aus der Bürgerschaft hervorgerufen.

Finanzielle Bedeutung

Die Bedeutung der TBH hat nun auch der Beigeordnete und Kämmerer Dennis Osberg hervorgehoben. Beim Blick auf das kommende Jahr und bei der Erstellung des Haushaltsentwurfs für 2025 nehmen die Betriebe eine besondere Rolle ein, und zwar in finanzieller als auch in organisatorischer Hinsicht. Ab dem 1. Januar gehören sie als eigene Abteilung zur Stadtverwaltung. Das ist bekannt, wobei es nun vertiefende Erläuterungen gegeben hat.

Streit und Bürgerbegehren

Viele Herdeckerinnen und Herdecker dürften sich noch an den ausgiebigen Zank um die zukünftige TBH-Ausrichtung oder auch an das letztlich erfolgreiche Bürgerbegehren in 2023 erinnern. Wobei der Rat schon 2013 die Verwaltung beauftragt hatte, die notwendige Vorbereitung für eine Rückführung zur Stadt einzuleiten. In wenigen Wochen gehören die rund 70 Mitarbeitenden nicht mehr zu dieser 1996 gegründeten Einrichtung, sondern fallen unter das kommunale Ämterwesen.

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Damit werde besagter Ratsbeschluss „endlich final umgesetzt“, sagte Osberg kürzlich und sprach von viel Arbeit, die diese Eingliederung mit sich bringe. Dabei kennt der Beigeordnete alle Inhalte, kümmert er sich doch gemeinsam mit dem städtischen Justiziar Dr. Lars Heismann seit September 2023 übergangsweise um die TBH-Führung. Das Duo übernahm die Aufgaben, nachdem Volker Kioschis als kaufmännischer Chef verstorben war. Zudem rückte schon damals der Ruhestand für den technischen Leiter näher, Ende März ging Andreas Schliepkorte dann in Rente.

Neue Organisationsstruktur

Organisatorisch ändert sich nun ab Januar einiges, wobei Osberg anders als Heismann weiter in der vordersten Verantwortung steht. Die TBH gehören bald zum Geschäftsfeld des Ersten Beigeordneten. In einem eigenen Fachbereich sollen die technischen Aufgabenfelder wie Tiefbau, Freianlagen und Gewässer künftig in Verbindung mit der städtischen Hochbauabteilung (Gebäudemanagement) sowie dem Baubetriebshof unter einer neuen Führung firmieren. Ziel: Die Stadt will die verschiedenen baulich-technischen Aufgaben in einer Organisationseinheit bündeln.

Dennis Osberg ist seit Oktober 2020 Beigeordneter der Stadt Herdecke.

„Nun wird ein Ratsbeschluss aus dem Jahre 2013 endlich final umgesetzt. “

Dennis Osberg

Die kaufmännischen Abteilungen übernimmt die Kämmerei. Durch die Wiedereingliederung entfallen bei den TBH eine eigene Buchführung sowie künftig die Organe Betriebsausschuss und -leitung. Gleichwohl will die Stadt Herdecke noch den neu definierten Schliepkorte-Posten besetzen. Bewerbungen liegen den Angaben zufolge vor, doch das formelle Verfahren für die künftige Fachbereichsführung dauere noch an.

Haushalt „geschönt“

Auch finanziell wirke sich die Rückführung aus, der „TBH-Effekt“ könnte laut Osberg fast acht Millionen Euro in den Haushalt 2025 spülen. Zur Dimension der Übertragung sagte der Kämmerer, dass auch knapp 1000 Vermögensgegenstände zu integrieren seien.

Jahresabschlüsse 2022 und 2023

Daraus und aus den vorliegenden Jahresabschlüssen für 2022/23 zeigt sich: Bei den Betrieben handelt es sich um ein gesundes Unternehmen. Vor zwei Jahren erwirtschaftete es 733.000 Euro Überschuss. Kritiker könnten darauf verweisen, dass dieser leicht unter den Erwartungen und deutlich unter dem Millionengewinn aus 2021 lag. 2023 sorgten die TBH laut Wirtschaftsprüfer wieder für ein Plus von 1,1 Mio. Euro.

Der TBH-Effekt

In der Finanzfachsprache heißt es zur TBH-Einbuchung der 7,8 Millionen Euro für den Herdecker Haushalt 2025: Dabei handele es sich um die Differenz zwischen dem zum Jahresende kalkulierten Eigenkapital des Betriebes und dem auf städtische Seite bilanzierten Sondervermögen. „Da das Eigenkapital der TBH höher ist als der städtische Bilanzansatz der TBH, entsteht ein (laufender) Gewinn, der als außerordentlicher Ertrag zu erfassen ist.“

Dabei erweist sich vor allem das Geschäftsfeld Abwasser als profitabel, die Summe hat zuletzt stets die Millionengrenze überschritten. Dagegen sorge das Bestattungswesen für ein sechsstelliges Defizit. Fazit zu den jüngsten Jahresabschlüssen: „Die ungünstigen gesamtwirtschaftlichen Verhältnisse, insbesondere die zuletzt hohe Inflation sowie der Anstieg des Zinsniveaus, belasten das Ergebnis der TBH auch unmittelbar.“

Personalabbau und mehr Aufgaben

Gleichwohl stellt die Stadt die wirtschaftliche Stabilität dieser Einrichtung in den Vordergrund. Der zur Senkung der Kosten unabdingbare Personalabbau der vergangenen Jahre habe aber auch zu Leistungseinbußen geführt. Erfreulich seien derweil die Stellennachbesetzungen in der jüngeren Vergangenheit, wobei auch die Anforderungen an die Betriebe gestiegen seien. Der altersbedingte Zustand vieler Grünflächen und Straßen sowie neue öffentliche Anlagen halten die Truppe auf Trab.

Und was ändert sich ab Januar 2025 für die Bürgerschaft? Nichts, Gebührenerhöhungen stehen nach derzeitigem Stand nicht an. Und über grundlegende Fragen entscheidet der Herdecker Rat.