Herdecke. Michael Füllkrug sammelt Daten über verstorbene Herdecker Persönlichkeiten, auch über den Unternehmer und Lokalpolitiker Carl August Thomashoff.

Fakten sammeln, Lebensläufe nachverfolgen, klassische Recherchearbeit: Darauf hat sich Dr. Michael Füllkrug spezialisiert. Der Vorsitzende von Haus und Grund Herdecke/Ende hat bekanntlich eine Datenbank über verstorbene Persönlichkeiten angelegt. Manchmal lassen sich die Ermittlungen des früheren Staatsanwalts für aktuelle Anlässe nutzen.

Gedenkstein und Baum

So wie im Falle von Carl August Thomashoff. Für den am 25. Dezember 2021 verstorbenen Unternehmer wollen die Lokalpolitiker eine Erinnerungsstätte einrichten, um die Verdienste des Herdeckers für seine Heimatstadt zu würdigen. Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) hatte das angeregt, nach Diskussionen im Hintergrund einigten sich die Fraktionen auf einen Gedenkstein und eine Baumpflanzung. Michael Füllkrug hat folgende Biografie über das langjährige CDU-Ratsmitglied verfasst:

Generationswechsel bei Idealspaten

Carl August Thomashoff wurde am 20. Mai 1938 in Düsseldorf als Sohn von Dr. Otto Thomashoff und Edith Thomashoff (geb. Gapp) geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Herdecke. Nach dem Abitur absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung. 1964 übernahm er von seinem Vater die damals schon über Deutschland hinaus bekannte Firma Idealspaten-Bredt. Er leitete die GmbH & Co. KG über 30 Jahre erfolgreich. Ab 1996 übergab er die Firmenleitung nach und nach an seine Tochter Dr. Corinna Reinke und seinen Schwiegersohn Dr. Bodo Reinke.

CDU und stellvertretender Bürgermeister

In politischer Hinsicht war er ein engagierter Mitbürger. 1964 trat er in die CDU ein. Von Mai 1975 bis Ende 2016 gehörte er dem Rat der Stadt Herdecke an. Von 1994 bis zu seinem Ausscheiden aus dem Rat bekleidete er das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters, mal erster, mal zweiter Stellvertreter. In Anerkennung seiner Verdienste wurde ihm 2017 der Ehrenring der Stadt Herdecke verliehen; er war zudem Träger der Ehrennadel im Hinblick auf seine 25-jährige Mitgliedschaft in der Stadtvertretung.

Gesellschaftliches Engagement

Thomashoff war aber auch gesellschaftlich engagiert. Schon als Jugendlicher trat er dem Herdecker Tennisverein 1920 (HTV) bei und blieb diesem über 70 Jahre verbunden, davon allein 36 Jahre als Vorsitzender. 1996 gründete er mit Dieter Kahl einen Förderverein für den HTV. Seit 1977 war er Mitglied im Lions-Club Herdecke, dessen Präsident er in den Jahren 1990/91 und 2004/05 war. Er gehörte von Anfang an dem Kuratorium der 2007 gegründeten Bürgerstiftung an, dabei war er auch in finanzieller Hinsicht ein Förderer. Im Zusammenhang mit seinem gesellschaftlichen Engagement verdiene zudem Erwähnung, dass er über 30 Jahre als ehrenamtlicher Arbeitsrichter tätig war.

Historische Verantwortung

Er habe lau Füllkrug auch im Hinblick auf seine historische Verantwortung Bemerkenswertes geleistet. Die Firma seines Großvaters Carl Gapp (ein Vorläufer der heutigen Firma Idealspaten) hatte – wie auch andere Herdecker Firmen – während des 2. Weltkrieges Zwangsarbeiter beschäftigt, namentlich aus Polen, Russland und der Ukraine; im amtlichen Sprachgebrauch wurden sie Ostarbeiter genannt. Als ein Zeichen von Annäherung und Versöhnung hat Thomashoff den Schüleraustausch zwischen Schülern des Friedrich-Harkort-Gymnasiums und des Lyceums Stanislaw Staszic im polnischen Starachowice gefördert. In Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus und der damit verbundenen Verfolgung jüdischer Mitbürger finanzierte er zusammen mit seiner Ehefrau eine Gedenktafel auf dem alten jüdischen Friedhof an der Bahnhofstraße mit den Namen aller aus Herdecke stammenden Juden, die den Morden des Hitlerregimes zum Opfer gefallen waren. Er setzte damit ein Zeichen gegen das Vergessen der menschenverachtenden Gräueltaten der Nationalsozialisten.

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In Anerkennung seines selbstlosen Wirkens zum Wohl der Stadt Herdecke und seiner Bürger wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Thomashoff war bis zu seinem Tod verheiratet mit Beate Thomashoff geb. Kind, beigesetzt wurde er auf dem Waldfriedhof Buchenstraße. Füllkrug nennt Thomashoff abschließend „einen aufrechten Demokraten und einen hoch angesehenen Mitbürger“ in Herdecke.

Vorsitzender Haus & Grund und ehemaliger Oberstaatsanwalt
Michael Füllkrug baut eine Datenbank auf, in der er verstorbene Persönlichkeiten aus Herdecke erfasst und einige Biografien ableitet © WP | Archiv