Herdecke. Der Job ist hart, aber begehrt: Bis zu neun Bewerbungen lagen auf dem Tisch der Herdecker Parteivorsitzenden. Jetzt beginnt die Qual der Auswahl.
Im Juni hat Dr. Katja Strauss-Köster bekannt gegeben, dass sie für die CDU in den Bundestag einziehen will und als Bürgermeisterin für Herdecke bei der Wahl im Herbst 2025 nicht mehr zur Verfügung steht. Gleich darauf gab es bei Doris Voeste die ersten Bewerbungen für eine Nachfolge an der Rathausspitze. Neun Bewerbungen sind es mittlerweile bei der Herdecker CDU-Stadtverbandsvorsitzenden geworden. Vier davon werden die eigens gebildete Findungskommission wohl näher beschäftigen.
Wenn Parteien auf eine Wahl zusteuern, tun sie sich mitunter schwer bei der Kandidatenkür. Zu früh will niemand Ross und Reiter benennen. Viel Vorlauf bedeutet viel Gelegenheit für einen Fauxpass oder eine Beschädigung durch den politischen Gegner. Wie viel Zeit man sich lassen kann, ist derzeit auch in Wetter zu beobachten. Gerade mal die SPD hat einen Bürgermeisterkandidaten benannt. Es ist der Amtsinhaber. Und dann das: ein regelrechtes Gedränge bei der CDU in Herdecke fürs Bürgermeisteramt.
Fast alle Interessenten aus Herdecke
Einige Bewerber haben sich selbst ins Gespräch, andere wurden ohne eigenes Zutun vorgeschlagen. Die Herdecker CDU hat sich mit allen in Verbindung gesetzt und nachgefragt, wie es um ihre Ambitionen steht. Ergebnis: Von ursprünglich neun Nennungen, darunter zwei Frauen, blieben sieben übrig, darunter noch eine Frau. Fast alle Interessenten kommen aus Herdecke. Nur eine Ausnahme steckt im Stapel der Bewerbungen bei Doris Voeste. Dabei ist es auch nach der Abfrage geblieben.
Führungsqualitäten sind gefragt
Die Abfrage hatte einen weiteren Zweck. Über das generelle Interesse am Amt hinaus wurde auch schon mal vorgefühlt, welche Eignung Bewerber und Bewerberinnen mitbringen. Zentrale Frage: Wie groß waren die Betriebseinheiten, die bisher geführt worden sind. Schließlich gehe es um die Führungsaufgabe einer Verwaltung mit rund 300 Beschäftigten, so Doris Voeste. Das zweite, zentrale Eignungskriterium, ist nicht ganz so einfach zu fassen: Wie ausgeprägt ist die Fähigkeit, bei einer Wahl Menschen hinter sich zu scharen und zur Stimmabgabe zu bewegen?
„Mit Katja Strauss-Köster haben wir einen großen Glücksgriff getan.“
Vor anderhalb Jahrzehnten habe die CDU in dieser Hinsicht mit Katja Strauss-Köster „einen großen Glücksgriff getan“, ist Doris Voeste überzeugt. Ihr Handeln an der Spitze von Rat und Verwaltung, aber auch ihre Art habe Strauss-Köster gleich mehrfach die Wiederwahl gesichert. Als parteilos ist „KSK“ mehrfach als gemeinsame Kandidatin von CDU, Grünen und FDP angetreten. Erst in diesem Jahr hat sie sich parteilich festgelegt.
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Dass es nun bei der für den 14. September 2025 angesetzten Bürgermeisterwahl keinen Bewerber oder keine Bewerberin mit Amtsbonus gibt, sieht Doris Voeste aber nicht als Verlust an, sondern als eine Chance. Oft genug waren in Herdecke CDU-Bewerber fürs Bürgermeisteramt an einem SPD-Amtsinhaber gescheitert. Jetzt aber kann niemand diesen Vorteil für sich in Anspruch nehmen. Und auch sonst zeigt sich die Stadtverbandsvorsitzende zuversichtlich, dass das Rathaus künftig CDU-geführt ist: Mit der Wahl von Friedrich Merz als Bundesvorsitzendem habe die Partei insgesamt ihre Position gefunden und sei nun „sehr gefestigt.“
Doris Voeste zeigt Respekt, dass viele der Bewerber und Bewerberinnen fürs höchste Amt in der Stadt erst mal mit ihrer Familie über eine mögliche Kandidatur reden wollten. Die Führung der Verwaltung, die Leere im städtischen Portemonnaie, die vielen repräsentativen Termine - Doris Voeste weiß um die besonderen Herausforderung des Amtes. Und die ehemalige Leiterin der Herdecker Bauverwaltung gibt sich amüsiert, dass andere auch sie nach ihrem Interesse befragt hätten. Doch für Voeste ist klar: „Da gehört jemand Jüngeres hin.“
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Nach den Herbstferien will die Findungskommission einen näheren Blick auf die Bewerbungen werfen, im November könnte dann ein Vorschlag vorliegen, der erst einmal im CDU-Vorstand vorgestellt wird und dann noch von der Parteibasis bestätigt werden muss. In weniger als einem Jahr dann auch noch vom Wähler.