Herdecke. Die Linie 519 hält auf dem Weg Richtung Innenstadt Herdecke vor einem Haus nahe Breddestraße. Das ist nicht optimal, ein neuer Ansatz auch nicht.

Das Verlegen einer Bushaltestelle dürfte Bauarbeiter rein technisch vor keine allzu großen Herausforderungen stellen. Doch die Bestimmung des vermeintlich richtigen Ortes kann sich schon mal als lange Diskussion erweisen. So geschehen in der heimischen Politik. Die Fraktionen haben sich zuletzt mehrfach in verschiedenen Gremien mit einem neuen Standort für den Stadteinwärts-Stopp Breddestraße beschäftigt. Im Rat hat es dann nach einer ausgiebigen Debatte den finalen Beschluss gegeben, der ist sehr knapp ausgefallen.

Auch an Nachtexpress denken

Der Sachverhalt: Die Buslinie 519 und auch der dazugehörige Nachetxpress von der Hagener Straßenbahn AG halten, wenn sie vom Nacken in Richtung Herdecke herunterfahren, bisher vor der Goethestraße 35. Diese Stelle befindet sich an der Kreuzung zum Herdecker Bahnhof. Das Ziel der Verlegung: eine verbesserte Anfahrbarkeit und weniger Auswirkungen auf den fließenden Verkehr. Die derzeitige Haltestelle befindet sich an einem schmalen Gehweg. Der neue Ort soll ein paar Meter bergan am Oberen Nackenweg vor den Hausnummern 11-13 liegen.

Schwierige Anfahrt derzeit

Die Stadtverwaltung führt in ihrer Vorlage an, dass die Busse künftig geradlinig den Halt ansteuern können und davon vor allem mobilitätseingeschränkte Fahrgäste profitieren sollen. An einer neuen Stelle lasse sich auch räumlich Verbesserungen vornehmen, angedacht sind ein dachbegrünter Unterstand, Papierkorb, eine Sitzbank, Fahrplanvitrine sowie taktile Leitelemente. Diese Lösung bedeute allerdings auch den Verzicht auf drei öffentliche Stellplätze. Die vorhandenen Baumbeete vor und hinter dem angedachten Standort sollen in Gänze ebenso erhalten bleiben wie der Fußgängerüberweg an der Goethestraße 35. Finanzieren lasse sich das zu 100 Prozent mit Fördergeld aus einem Topf für erhöhte Barrierefreiheit. Nach entsprechenden Begehungen und Absprachen solle das klappen, sofern die Ausschreibung der Arbeiten bis Ende 2024 erfolgt.

Streit um Bushalt bzw. Haltestelle der Linie 519 Buslinie Oberer Nackenweg
Stopp für die Linie 519: Die Haltestelle Breddestraße hoch zum Nacken befindet sich bereits ein paar Meter oberhalb ihrer „Schwester“. © WP | Steffen Gerber

Die Rede ist von 300.000 Euro Kosten. Vor allem die CDU, aber auch Vertreter der Linken sehen am angedachten Standort Nachteile. Menschen mit Beeinträchtigung müssten weitere Meter berghoch zurücklegen. Daher sollte eine erneute Prüfung erfolgen, ob sich nicht doch der derzeitige Halt modernisieren lässt. Ob es dafür wiederum Fördermittel gebe und sich der Zeitdruck umgehen lasse, ist nach Angaben der Stadtverwaltung ungewiss. Sie rechne mit einigen Mehrkosten. „Dadurch gibt es mehr Schaden als Nutzen“, so Herdeckes Stadtspitze. Zudem würden dadurch sieben Parkplätze wegfallen. Auch die Hagener Straßenbahn AG halte den Angaben zufolge an den Ursprungsplänen fest.

Kritik von CDU

Dr. Georg Torwesten von der CDU kritisiert: „Was haben wir von einer tollen Haltestelle, wenn dort nur wenige hinkommen? Der Weg dorthin ist für einige durchaus sportlich, das sagte uns ja eine junge Frau mit Handicap. Und was ist mit den Älteren?“, so das Ratsmitglied. Der Christdemokrat bezeichnet eine Verlegung als „Verschlimmbesserung“ für Menschen mit Beeinträchtigungen. Klaus Klostermann von der SPD entgegnet: „Ja, das kann man so sehen. Aber wir stimmen der Verwaltungsvorlage vor allem nach dem Appell der Hagener Straßenbahn AG zu.“ Die künftige Gestaltung am Oberen Nackenweg bringe deutlich mehr Vorteile mit sich, ein moderner Ein- und Ausstieg könne dort für Erleichterungen bei Fahrgästen sorgen.

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Seitens der Grünen befürworten Irmingard Scheweg-Gerigk und Jassin El Atmani die Verlegung. „Die besagte Rollstuhlfahrerin war ja bei einer Begehung vor Ort, wir nehmen die Stimme von Betroffenen natürlich ernst. Sie hatte aber den Vorschlag der Verwaltung befürwortet. Der Weg zum neuen Haltestellen-Standort sei zwar sportlich, aus ihrer Sicht aber machbar“, so der Ratsherr, der sich am Oberen Nackenweg eine verbesserte Barrierefreiheit verspricht.

Parkplätze fallen weg

Dieter Kempka von der Linksfraktion+ bemängelt unterdessen, dass der Wegfall von drei Parkplätzen die ohnehin schon angespannte Abstellproblematik vergrößere und er sich daher enthalte. Diesen Preis, so Christopher Huck von der FDP, müsse man angesichts der erkennbar besten Lösung aber bereit sein zu zahlen. Nachdem Vladimir Munk von der Linksfraktion seinen Vorschlag und Antrag zurückgezogen hat, stimmen schließlich zwölf Ratsmitglieder für die Haltestellen-Verlegung und zehn dagegen.