Herdecke. Eine deutsch-niederländische Freundschaft von Schwestern gehört zur Geschichte von Ginister 2.1., den es exklusiv in Herdeckes Fußgängerzone gibt.

Der Name macht neugierig. Auf einer schön schlicht gestalteten Flasche steht Ginister 2.1., zwei Geschwister-Duos haben sich dieses Wortspiel einfallen lassen. Die Herdecker Schwestern Lisann und Siri Brincker haben mit Kelly und Lynn van Heijst aus den Niederlanden ihren eigenen Gin kreiert. Nach längerem Vorlauf gibt es dieses hochprozentige Getränk nun beim Fachhändler in der hiesigen Fußgängerzone zu kaufen.

Langer Weg

„Was als kleine Idee begann, ist jetzt real – wir können es immer noch nicht ganz glauben. Es war ein langer Weg, aber wir würden alles wieder tun“, hat das Quartett kürzlich in den Sozialen Medien zum besonderen Anlass geschrieben. Seit einigen Tagen kann vor allem Herdecker Kundschaft das Ergebnis dieser deutsch-holländischen Freundschaft probieren. Es passt ins internationale Bild, dass momentan nur Abderrahim Ajaoud diesen Gin mit 42 Prozent Alkohol an der Hauptstraße 54 in seinem Geschäft Vinos y mas anbietet.

Von der Konsumentin zur Fachfrau

2020 hat sich Lisann Brincker mit ihrer damaligen Freundin verstärkt für diese Wacholder-Spirituose interessiert. „Als klassische Konsumentin“, so die 28-Jährige. 2015 hat es die Herdeckerin nach Utrecht zum Studieren verschlagen. In den Niederlanden, wo Gin und Genever sehr beliebt sind, ist sie auch nach ihrem Abschluss geblieben. Seit 2019 arbeitet die Pädagogin und Biopharmazeutische Wissenschaftlerin an der Universität Leiden.

Wacholderschnaps
So sieht eine Flasche „Ginister 2.1.“ aus, das Label lässt sich quasi beim Durchgucken erkennen. © WP | Privat

Ihre jüngere Schwester Siri, die ihr Mode-Studium in Paderborn mit dem Bachelor-Titel beendete und seit einiger Zeit in München arbeitet, hat sie mehrfach in den Niederlanden besucht. Dabei lernte die heute 26-Jährige auch Lisanns Freundinnen Kelly und Lynn kennen, die Vier tauschen sich bis heute oft über Videoanrufe aus. Dauer-Thema: der eigene Gin.

Bekannte Herdecker Familie

„Auch unsere Eltern teilen diese Leidenschaft“, erzählt Lisann, die ältere Tochter von der Herdecker Bürgerstiftungs-Vorsitzenden Annette Brincker und Enkelin von dem langjährigen stellvertretenden Bürgermeister Walter Uphoff (2016 verstorben). In den Niederlanden haben sie und die van-Heijst-Schwestern sich immer mehr von klassischen Ginsorten verabschiedet, um tiefer in die Materie einzutauchen. Als Geburtsstunde des Geschwister-Projekts gilt ein Workshop in einer Destillerie, 2021 haben die Vier nach vielen Verkostungen beschlossen: Das machen wir selbst.

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Den Geschwister-Gin gibt es nur bei Vinos y mas in der Fußgängerzone, wo kürzlich eine Verkostung stattgefunden hat. © WP | Privat

In der Corona-Zeit haben sich Gelegenheiten geboten, zuhause mit einem gekauften Kupferkessel zu experimentieren. Schnell sollten sich zwei Geschmacksrichtungen herauskristallisieren, eine davon befindet sich nach Weiterentwicklungen heute in den zunächst 200 abgefüllten Flaschen. „Wir haben 2021 ein Gewerbe angemeldet und sind dabei wegen des hochprozentigen Alkohols auf viele bürokratische Faktoren gestoßen“, so Lisann Brincker. Trotz privater Veränderungen und beruflicher Aufgaben habe das Quartett das Gin-Hobby nach internen Abwägungen (weiter machen oder nicht) aber weiter im Blick behalten. Erst recht, als ein Fachmann das Rezept lobte und ein Angebot für die erste Produktion abgab.

„Cooles Gefühl“

Vor einigen Monaten hielten die Vier ihren eigenen Ginister in den Händen. „Ein richtig cooles Gefühl“, sagt die 28-Jährige in Erinnerung an jenen Moment. „Toll war und ist auch, dass uns der nach dem häufigen Probieren immer noch selbst gut schmeckt.“ Die Aufschrift 2.1. haben sie angefügt, da sie zu Beginn ihres Experimentierens zwei Geschmacksprofile entwickelt und das deutlich bessere Rezept dann im Laufe der Zeit erfolgreich verfeinert haben. „Das hat uns genauso überrascht wie kritische Konsumenten.“

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Vier sogenannte Botanicals prägen den Gin von den vier Freundinnen bzw. Schwestern. © WP | Privat

Im großen und hart umkämpften Gin-Markt sieht sich das Geschwister-Duo aber nur als recht kleinen Fisch. Ihr Getränk bei Freunden und Familie oder auf lokaler Ebene bekannt zu machen, das wäre schön. Dank der gewachsenen Kontakte zu Vinos y mas, wobei Abdel Ajaoud die Damen auch beraten und ihnen die Hälfte der ersten Auflage abgekauft hat, sollte dann im August ein richtiges Probetrinken für geladene Gäste in Herdeckes Fußgängerzone stattfinden. Die Resonanz? „Sehr positiv, sowohl zur Variante mit Tonic als auch pur. Viele fragten dann noch nach unseren Hintergründen“, so Lisann Brincker.

Für jede Jahreszeit

Wie schmeckt denn nun der Ginister 2.1. mit den vier sogenannten Botanicals (pflanzliche Aromastoffe) Lavendel, Szechuan Pfeffer, Zimt und Nelken? „Er ist würzig und etwas für alle Jahreszeiten“, meint die Herdeckerin. Mit einer Limette lasse sich die Frische betonen, wobei sich auch sanfte und winterliche Noten herausschmecken lassen.

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Derzeit laufen Gespräche, ob ein Händler in den Niederlanden die andere Hälfte der ersten Charge kauft und vertreibt. Ausgang offen. Wobei die zwei Geschwister-Duos entspannt wirken, wenn es um Zukunftsfragen geht. „Nachdem der Anfang nun gemacht ist, sollte es uns vieles im Falle einer Fortsetzung leichter fallen“, meint die Spirituosenherstellerin. Sie freue sich immer noch sehr über die schönen Apotheker-Flaschen, deren Stöpsel in Handarbeit entstanden sind, mit dem selbst entwickelten Etikett und Getränk.

Kein Schnäppchen

Der Gïnïster (mit vier i-Punkten als Zeichen für das Schwester-Quartett geschrieben) kommt mit 59 Euro für 0,7 Liter aber nicht gerade als Schnäppchen daher. „Eine kleine Auflage ist nun mal etwas teurer“, so Lisann Brincker. „Vielleicht eignet sich unser Gin aber als Geschenk oder so.“