Herdecke. Tolles Etikett am Original Herdecke Gin: In der traditionsreichen Stiftsbrennerei hat Inhaber Michael Habbel das Spirituosen-Sortiment erweitert.

Tradition und Moderne – das passt immer wieder zusammen. Im Falle eines neuen Gin-Getränks aus Herdecke geht das gewissermaßen fließend ineinander über. Denn auf der einen Seite stehen sowohl die heimische Stiftsbrennerei als auch die Destillerie und Brennerei Heinrich Habbel als Eigentümerin für eine lange Geschichte. Andererseits gehört besagter Wacholderschnaps immer noch zu den aktuell angesagtesten Spirituosen, vor allem in Verbindung mit Tonic.

Im Gewölbekeller der altehrwürdigen und 1842 gegründeten Stiftsbrennerei im Herzen Herdeckes riecht es verführerisch. Auf einem Tisch liegen frische und getrocknete Kräuter neben einer Kiste Zitronen aus Sizilien. Mit diesen sowie weiteren Zutaten haben Seniorchef Michael Habbel und Mitarbeitende wie Annette Bos hier einen Gin mit 41 Prozent Alkohol entwickelt, der nun für 29,80 Euro jeden Donnerstag in der Stiftsstraße 3 sowie bald auch in weiteren Geschäften erhältlich ist. Insgesamt 32 so genannte Botanicals (am besten zu übersetzen mit dem Begriff pflanzliche Inhaltsstoffe) befinden sich in den nigelnagelneuen 0,5-Liter-Flaschen, über die die Destillerie mit dem Stammsitz in Sprockhövel ihr Sortiment hier in der Stadt an den Ruhrseen nun von neun heimischen auf zehn Spirituosen erweitert hat.

Besonderes Etikett gedruckt

Für einen „Original Herdecke Gin“ brauche es auch ein besonderes Etikett, meint Michael Habbel. Die Wahl fiel auf eine besondere Darstellung des früheren Verwaltungsgebäudes der von Eduard Steinbrinck gegründeten Stiftsbrennerei am gleichnamigen Platz. Das markante Haus, in dem sich heute Dienstleister (Steuerberater und Rechtsanwaltskanzlei) befinden, kommt durch verschiedene Lichteinflüsse auf der Flasche gut zur Geltung. „Die Idee dazu war im wahrsten Wortsinn naheliegend, wobei es ja sowohl auf die Optik als auch auf den Inhalt ankommt“, meint der 74-jährige Brennmeister.

Das Etikett zeigt das historische Verwaltungsgebäude der Stiftsbrennerei (früher Steinbrinck).
Das Etikett zeigt das historische Verwaltungsgebäude der Stiftsbrennerei (früher Steinbrinck). © Steffen Gerber

Vor knapp einem Jahr begannen die Spirituosen-Fachleute, immer wieder mal am Wacholderschnaps made in Herdecke zu tüfteln. Das Destillat entstand in der Stiftsbrennerei, der Rest in Sprockhövel. „Wir wollten einen eleganten, exotischen und fruchtigen Gin mit einer Zitrus-Note für die Frische herstellen, den man sowohl pur als auch mit einem Tonic-Wasser trinken kann“, so Habbel. „Wir haben darin unsere Erfahrungen aus rund 20 anderen Ginsorten, die wir selbst oder im Auftrag anderer produzieren, einfließen lassen.“ Diese Spirituose passe im weiteren Sinne auch zur Geschichte am Herdecker Stiftsplatz, da die dort beheimatete Firma 1954 mit der Adler-Brennerei in Dortmund einen der damals größten Wacholder-Betriebe Deutschlands übernahm, ehe Familie Habbel 1981 auf den Plan trat.

Die Destillerie, die heute Tochter Michaela Habbel als Vertreterin der vierten Generation führt und weiterhin Lehrlinge ausbildet („Bei uns im Betrieb ist alles im grünen Bereich“, so ihr Vater), hat für den Original Herdecke Gin eine Mischung aus Kräutern als Rezeptur ausgewählt. „Die haben wir einzeln, teilweise sogar vier Mal, und am Ende zusammen destilliert. Der Alkoholanteil ist auch etwas höher als in anderen Ginsorten“, berichtet Michael Habbel, der als Zusatz das Tonic-Wasser von Thomas Henry empfiehlt. Annette Bos, die donnerstags den Gewölbekeller am Stiftsplatz von 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr öffnet und wie andere Mitarbeitende in Sprockhövel durch häufiges Probieren an der Entwicklung beteiligt war, schlägt Fentimans vor.

Hoffnung auf historische Herdecker Fotos

Zum Sortiment der Stiftsbrennerei gehören neben Weinen, Whiskey oder Cognac auch neun heimische Klassiker wie das Herdecker Dröpken, der Sackträger oder der Äbtissin-Likör. Letztgenannte Spirituose will Michael Habbel aufwerten und modernisieren. „Da soll der Honig-Anteil etwas höher werden.“

Zudem will er das Etikett attraktiver gestalten. Dazu sucht die traditionsreiche Destillerie aus Sprockhövel (seit 1878 in Familienbesitz) noch ein schönes Bild von der Frontseite der Herdecker Stiftskirche St. Marien. Wer das imposante Bauwerk neben der Stiftsbrennerei vollständig abgelichtet hat oder ein altes Bild zur Verfügung stellen möchte, kann sich gern per Mail (info@brennerei-habbel.de) oder Telefon 02330/2229 an den Betrieb wenden.

„Als Basis haben wir zweijährige Wacholderbeeren aus der Toskana gemahlen und in Alkohol eingelegt. Dann begann das Experimentieren“, sagt Habbel und freut sich, dass etwa Koriander oder Basilikum gut zum Herdecke Gin passen.