Herdecke. In der Fußgängerzone Herdecke geht die Diskussion weiter, ob neben Händlern auch Dienstleister oder andere leerstehende Geschäfte übernehmen können.

Nächste Runde im Streit um Geschäftslokale in der Fußgängerzone: Nachdem im Frühjahr ein Frisör seinen Laden räumen musste und die Stadt Herdecke den Dienstleistungs-Betrieb stillgelegt hatte, entwickelt sich nun ein Streit an den Rathausarkaden. Dort haben die Grünen – wie berichtet – einen Laden für ihr Parteibüro angemietet. Das kritisiert die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU. Die hat zuvor in einer Pressemitteilung darauf verwiesen, dass sich in der Flaniermeile Händler ansiedeln sollen. Dazu gebe es einen Beschluss mit dem Ziel, die Innenstadt attraktiver zu machen, Arbeitsplätze zu sichern und Gewerbesteuern einzunehmen.

Vorwürfe sind „peinlich“

Bündnis 90/Die Grünen verweisen in ihrer Antwort darauf, dass die CDU und andere Parteien in vielen Städten (auch in Nordrhein-Westfalen) in jüngster Zeit Büros in Fußgängerzonen der Innenstädte angemietet haben. „Die Aufregung und Vorwürfe der Herdecker CDU und von André Moldenhauer als Sprecher ihrer Mittelstandsvereinigung gegen die neue Geschäftsstelle der Grünen sind schon deshalb geradezu peinlich und gehen grundsätzlich an der tatsächlichen Problemlage der Herdecker Innenstadt vorbei“, so Fraktionssprecher Andreas Disselnkötter.

Leerstand mehr beachten als Konzepte aus 1980-er Jahren

Wer sich mit dem Leerstand und der prekären Situation von stationärem Handel ernsthaft befasse, wird nach Ansicht der Grünen die Konzepte und die Satzung für die Innenstadt aus den 1980-er Jahren überarbeiten und vor allem den bestehenden Handel besser unterstützen müssen. Zudem sollte überlegt werden, insbesondere den Bereich der oberen Fußgängerzone unterhalb des Rathauses baulich zu erneuern, um ihn für Einzelhandel und Dienstleister und damit für die Herdecker Bürger wieder attraktiver zu machen. „Von der CDU ist zu diesen Themen einer Weiterentwicklung der Fußgängerzone wenig bis gar nichts Inhaltliches gekommen. Da reicht auch der Hinweis auf ein wichtiges Förderprogramm der schwarz-grünen Landesregierung als alleiniges Handlungskonzept nicht aus“, so die Grünen. „Auch deshalb werden wir diese Themen weiter vorantreiben.“

Sorgenkind Rathausarkaden: In leerstehenden Ladenlokalen öffnen demnächst auch zwei Frauen aus Wetter Geschäfte.
Sorgenkind Rathausarkaden: In leerstehenden Ladenlokalen öffnen demnächst auch zwei Frauen aus Wetter Geschäfte. © WP | Steffen Gerber

Hintergrund: André Moldenhauer hat als stellvertretender Stadtverbandsvorsitzender der Mittelstandsvereinigung Sorgen geäußert, wonach durch den Umzug der Grünen „Chancen für Herdecke zunichtegemacht werden. Je breiter das Angebot innerhalb der Fußgängerzone ist, desto besser für Herdecke.“ Zudem hat das CDU-Ratsmitglied auf ein „neues und gut ausgestattetes Förderprogramm unserer schwarz-grünen Landesregierung“ hingewiesen. Das habe laut MIT-Pressemitteilung erste Erfolge bei der Neuansiedlung von Geschäften mit sich gebracht. Als Beispiel ließe sich zwar die Wiedereröffnung vom Café Kornspeicher nennen. Die Lokalredaktion erfuhr aber auf Nachfrage bei der Stadt Herdecke, dass dieses Unterstützungsgeld zur teilweisen Deckung von Mietkosten in der Fußgängerzone bisher noch nicht zum Tragen kam.

Zwischenlösung

Die Grünen verteidigen die Anmietung des Ladenlokals in der Hauptstraße 39c. „Wenn wir jetzt das kleinste der leerstehenden Räume in der Ladenzeile der oberen Fußgängerzone zunächst als Zwischenlösung für unsere Geschäftsstelle beziehen, dann hat das mit den drängenden Themen der Weiterentwicklung der Innenstadt überhaupt nichts zu tun“, so Kirsten Deggim, die Vorsitzende des Ortsverbands. „Zumal die Geschäftsräume in den Rathausarkaden sich durch ihre Aufteilung (wenig Verkaufsfläche, großes Lager) nur sehr eingeschränkt für den Einzelhandel eignen und bereits 2017 im Rat ein Beschluss gefasst wurde, die Nutzung der Räume auch durch Dienstleister zuzulassen.“

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Tatsächlich haben die Herdecker Grünen sich kurz vor der Sommerpause kurzfristig auf die Suche nach neuen Räumen begeben müssen, teilt die Partei mit. Nach dem zweiten Farbbeutelanschlag innerhalb von 16 Monaten wurden dem Ortsverband die seit vielen Jahren genutzten Räumlichkeiten fristlos gekündigt. Um den verängstigten Vermietern entgegenzukommen, habe der Ortsverband sich eilig nach neuen Räumen umgeschaut und wurde fündig. „Wir haben das Angebot des Immobilienmaklers Wolfgang Sperz in alle Richtungen geprüft, die Verwaltung frühzeitig beteiligt und deren Zustimmung abgewartet.“

Appell von Ehrenamtlern

Es sollte das Selbstverständnis aller politischen Parteien sein, sich angesichts der zunehmenden Gewaltbereitschaft gegen Amtsträger und ehrenamtliche Engagierte in der Politik „nicht wegzuducken“, so die Grünen abschließend.