Volmarstein. Auch Prominente treten am 2. August in die Pedale. Die Tagesetappe endet dann in Volmarstein bei Abus, weitere Firmen unterstützen den guten Zweck.

Nicht nur seine Beine brennen. Der ganze Mann brennt. Wenn er davon erzählt, wie der Tross bei 13 Grad und Dauerregen unterwegs war. Wie er trotzdem an jeder Station brav stoppte. Wie die Radfahrer tanzten und hüpften. Und wie sie nach einer halben Stunde, durchnässt und abgekühlt, wieder in die Sättel stiegen, um die nächste Stadt anzusteuern.

Familien und Kinder profitieren

Hans Peter Bazzanella aus Ennepetal ist einer dieser positiv Verrückten. Einer, der sich mit Leidenschaft dem Radsport verschrieben hat und gleichzeitig einem Projekt, das jährlich rund 1,5 Millionen Euro für den guten Zweck einsammelt. Bazzanella („48 - Jahrgang, nicht Alter“, wie er mit einem Lächeln sagt) organisiert die Tour der Hoffnung. Diesmal vor allem in der Region, in der er selbst regelmäßig auf seinem Rennrad unterwegs ist. Denn am 2. August rollt der Tross aus Prominenten, aus Olympia-Teilnehmern und aus Persönlichkeiten durch Breckerfeld, Ennepetal, Schwelm, Gevelsberg und Wetter. Verschiedene Projekte, die sich um krebskranke Kinder und deren Familien kümmern, profitieren.

Kapitän ist wieder Klaus-Peter Thaler

„Das kostet schon Überwindung, sich bei widrigen Bedingungen nach jedem Zwischenstopp wieder zu motivieren und weiterzufahren“, sagt Bazzanella, der in jungen Jahren selbst aktiver Radsportler war und sich gemeinsam mit dem fünffachen Querfeldein-Weltmeister (modern: Cross-Rad), Tour-de-France-Etappensieger und Träger des gelben Trikots, Klaus-Peter Thaler, um die Organisation vor Ort kümmert.

Hartnäckig auf Sponsorensuche

Bazzanella brennt und er steckt voller Leidenschaft. Und von daher zählt er zu jener Gattung, die so wunderbar über das erzählen können, was sie fasziniert: über den Radsport. Er vermag andere anzustecken und er ist - insbesondere gegenüber Sponsoren - so beharrlich, dass man ihn hinten zur Tür rausschicken mag und er gleichzeitig vorne wieder anklopft. So lange, bis sich die Schatulle öffnet.

Ende bei Abus

Dafür hält er nicht hinter dem Berg mit jenen, die diese Tour so großzügig unterstützen: die heimische Sparkasse an Ennepe und Ruhr, durch deren Gebiet die Tour einmal komplett rollt, zählt dazu. In Breckerfeld steht am 2. August bei einer Firma die Mittagsrast an, ehe es weiter durch den Ennepe-Ruhr-Kreis geht und am frühen Abend ein Ausklingen bei Abus in Volmarstein geplant ist.

Viele Höhenmeter

Diese Tagesstrecke am ersten Freitag im August ist für das Feld - rund 150 Teilnehmer rollen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde, begleitet von der Polizei - die Königsetappe. 91,8 Kilometer, 1041 Höhenmeter. Keine Herausforderung für Bazzanella oder Thaler, aber durchaus für den einen oder anderen Teilnehmer. „Wir starten mit einem Prolog in Gießen, dann geht es nach NRW, wo wir zwei Etappen fahren“, sagt Bazzanella. „Insgesamt stehen an drei Tagen 232 Kilometer an.“

Hintergrund

Die Spendenaktion „Tour der Hoffnung“ wurde 1983 von Fritz Lampert, Professor an der Kinderklinik der Universität Gießen, gegründet. Bei der privat organisierten Benefizaktion, an der Klaus-Peter Thaler schon in jenem Jahr teilnahm, kamen bereits viele Millionen Euro zusammen.

Bei der mehrtägigen Radveranstaltung werden an verschiedenen Stopps Spenden für Kliniken und Selbsthilfeorganisationen gesammelt. Unter den Teilnehmern sind regelmäßig viele Prominente.

Wer Geld dafür spenden möchte, kann dies auf ein Konto überweisen (Volksbank Mittelhessen, IBAN: DE63 5139 0000 0000 9797 08).

Start ist übrigens in jedem Jahr in Gießen, wo auch die erste Tour der Hoffnung vor 40 Jahren losrollte. Von dort geht es im Wechsel in verschiedene Bundesländer. „Der Pastor gibt uns seinen Segen, zieht dann seinen Talar aus, das grüne Trikot kommt zum Vorschein, und er rollt los“, sagt Bazzanella. Vorneweg fährt dann Thaler, im Feld Bazzanella. „Wer Klaus-Peter überholt, muss 150 Euro Strafe zahlen“, sagt der Ennepetaler, der früher eine große Agentur der Allianz geleitet hat und seine Kontakte aus dieser Zeit bis heute nutzt.

Henry Maske (Mitte) gehörte 2019 zu den Teilnehmern der Tour der Hoffnung und war damals bei Abus zu Gast.
Henry Maske (Mitte) gehörte 2019 zu den Teilnehmern der Tour der Hoffnung und war damals bei Abus zu Gast. © Veronika Szary | Veronika Szary

All das Geld, das so zusammenkommt, kann so zu 100 Prozent für die gute Sache verwendet werden. Mit diesen Argumenten hat Bazzanella auch bei Abus gepunktet. Das Traditionsunternehmen aus Volmarstein, das 2024 bekanntlich 100-jähriges Bestehen feiert und derzeit als Helmsponsor für das Team Movistar bei der Tour de France auf sich aufmerksam macht, öffnet seine Tore am 2. August für die Radfahrer. Das Firmengelände im Gewerbegebiet am Nielande ist dann Endstation für die Teilnehmenden, die sich dort umziehen und mit Mitarbeitenden den Tag ausklingen lassen wollen. „Nach Gesprächen mit der Familie Bremicker und Christian Rothe aus der Geschäftsführung gab es schnell grünes Licht“, so Organisator Bazzanella.

Der betont, dass aus dem Umfeld weitere namhafte Betriebe den guten Zweck unterstützen. Der Entsorger AHE habe als Sponsort ebenso Spendengeld in Aussicht gestellt wie AOS Stahl vom Schmandbruch und die Zimmerei Schnell aus dem Schöllinger Feld. Auch Vertretungen dieser Firmen begrüßen dann die Radfahrer und 30 Begleiter, auf die dann bei Abus ein kleines Programm wartet.

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Schon 2019 machte die Tour der Hoffnung Station bei der August Bremicker Söhne KG, das Sicherheitsunternehmen stattete als Sponsor die Gruppe mit Triokts aus. Damals strampelten die 195 Teilnehmenden aus Sport, Politik, Wirtschaft und Medizin 377 Kilometer bei der viertägigen Benefiz-Radtour. Unter den Prominenten befanden sich vor fünf Jahren Fußballtrainer Felix Magath und Boxlegende Henry Maske sowie weitere erfolgreiche Sportler. Biathletin Petra Behle war damals die Schirmherrin, das ist sie auch jetzt wieder. An ihrer Seite rollen nun ihre einstige Biathlon-Kollegin Uschi Disl und Rad-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel.