Wetter. Diskussionen um Ladensterben in Wetter: Ein Spiegelbild des Online-Handels und fehlender Nachfolger oder zu viel Verkehr und wenig Charme?

„Wetter ist tot“, mit diesen drei Worten kommentiert Volker Blumenthal auf die Facebook, die Meinung, dass die Schließung der Bücherstube Draht ein harter Verlust für die Innenstadt ist.

Online-Handel führt zum Aussterben

So einfach wollen es sich die meisten Leser jedoch nicht machen und diskutieren, warum das Ladensterben in Wetter so ein Thema ist. Alexandra Brück fragt: „Was soll man denn machen, wenn man keinen Nachfolger findet? Irgendwann ist bei jedem eine Grenze erreicht, an der Schluss ist. Dass Wetter mittlerweile ein trauriges Häufchen Elend ist, ist ja nicht erst seit ein paar Wochen so. Das Thema kann man rauf und runter diskutieren, bis wieder jemand um die Ecke kommt, mit schlauen Sprüchen wie ‚nicht nur meckern, besser machen‘.... Die Zeiten des Online-Handels haben die Städte zusätzlich in einen undurchbrechlichen Kreislauf gezwungen, und kleine Läden zum Aussterben gebracht“, meint sie.

Zu viel Blech, zu wenig Mensch

CDU-Ratsherr Andreas Fieberg sieht das Problem seit vielen Jahren an ganz anderer Stelle. Er meint: „Das ist eben das Resultat, wenn man Blech den Vorrang vor Menschen, Atmosphäre und Aufenthaltsqualität in den Quartieren gibt. Muss man sich nicht wundern, dass man nichts zum Flanieren, Sitzen und Wohlfühlen hat. Einkaufen muss mit weiteren Erlebnissen verbunden werden (siehe Herdecke).
Und dabei meine ich nicht Lärm, Schmutz sowie eine Karre nach der nächsten Karre. Ein Antrag auf eine temporäre Fußgängerzone, um das einfach mal sechs Wochen zu erleben, praktisch zu erfahren, wurde leider von fast allen anderen Fraktionen im Umwelt-, Klima- und Verkehrsausschuss abgeschmettert. So ist das halt, wenn man nur sehr wenig Kreativität und Mut zur Erneuerung (eventuell ja sogar Verbesserung…) hat. Tja, machen wir also weiter wie immer in Wetter. Auto, Auto, Auto. Mensch, wäre allerdings auch mal schön.“

Selbstständigkeit ist herausfordernd

Carmen Kraffzick sieht die Schwierigkeit insbesondere bei der Attraktivität der Selbstständigkeit: „Leider ist für viele eine Selbstständigkeit nicht attraktiv und Inhaber von Läden finden keine Nachfolger. Wenmakers hatte das gleiche Problem. Und man könnte die Liste sicherlich fortsetzen. Vielleicht findet sich ja hierüber noch jemand, der sich denkt: Mensch, das ist meine Chance.“ Doch auch sie gibt zu, dass Selbstständige vor einer großen Herausforderung stehen. „Selbständig kommt von selbst und ständig und ist keineswegs ein leichtes Brot. Ich war es mal und bin mittlerweile in einem Beamtenverhältnis und danke täglich dem Schicksal dafür.“

Industriestadt hat Chancen vertan

Boris Hütteküül macht vergebene Chancen nach dem Weggang der Reme verantwortlich: „Wetter hatte nie wirklich eine Chance aus einer Industriestadt etwas mit Wohlfühlcharakter zu machen. Anstatt die ehemaligen Industrieflächen zu nutzen, um an der Ruhr etwas Gastronomie und Wohnhäuser zu etablieren, hat man lieber ein Mini Gewerbegebiet gebaut, das dadurch wieder den nicht vorhandenen Charme unterstreicht. Dazu ein Einkaufszentrum, welches an Einfallslosigkeit in der Bauweise kaum zu toppen ist. Auch Herdecke hat mit den Neubauten an Charme verloren, aber wenigstens zieht es Menschen an.“

Frank Schmidt hält seinen Kommentar knapper und meint: „Zu viele Banken und Friseure, schlechte Infrastruktur. Kaum Parkplätze. Keine Fußgängerzone trotz Umgehungsstraße.“