Wetter. Die Bücherstube Draht ist in Alt-Wetter eine Institution. Seit Mai 1986 hat Hansi Draht viele Kunden bedient. Im Dezember ist nun Schluss.

Sich heimlich, still und leise einfach aus dem Staub zu machen, ist nicht sein Ding. „Ich verabschiede mich stilvoll“, verspricht Hans Günter (Hansi) Draht, Inhaber der Bücherstube im Bismarckquartier.

Traum erfüllen

Seine Ankündigung, den Laden zum 31. Dezember dieses Jahr zu schließen, wird für viele überraschend kommen. Die Entscheidung dazu hat er sich nicht leicht gemacht. Einige Versuche, einen Nachfolger zu finden, sind letztlich gescheitert, aber irgendwann muss eben auch Schluss sein. „Ich bin letzte Woche 67 Jahre alt geworden“, sagt Draht und nennt damit den Grund für seine Entscheidung. Schließlich habe er noch einiges vor. „Wenn ich den Laden abgeschlossen habe, werde ich mir den langgehegten Traum erfüllen, Geschichte zu studieren“, verrät er.

Im Mai 1986 hat Draht die Bücherstube in Wetter eröffnet, damals noch in einem kleinen Ladenlokal unter den Arkaden an der Kaiserstraße neben der Rolltreppe. Im April 1992 folgte der Umzug in das heutige Ladenlokal von Dinges, dem E-Bike-Reparaturladen, bevor es im April 2001 in das Bismarckquartier ging.

Sozial wichtig

38 Jahre sind eine lange Zeit. „Mir ist klar, dass wir in Wetter wirtschaftlich eher eine kleine Rolle gespielt haben, aber sozial waren und sind wir für viele wichtig. Im Laufe der Zeit haben sich viele freundschaftliche und auch private Kontakte ergeben, die ich natürlich auch weiter pflegen will“, erklärt Draht. Wirtschaftlich hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert und das nicht immer zum Guten. Das meiste davon hing mit Faktoren zusammen, die Draht selbst nicht beeinflussen konnte. In jüngster Zeit beispielsweise die Baustellensituation in Wetter, die das Erreichen der Bücherstube für viele Kunden schwieriger machte. Oder auch die Corona-Pandemie, als der Laden im Lockdown schließen musste. Hinzukommt noch die generelle Leerstandssituation, die Wetter auch nicht unbedingt attraktiver macht.

Aber jammern ist nicht seine Art und so gelang es Draht immer wieder durch seine Kreativität, neue Konzepte zu entwickeln, seine Kunden zu halten und auch neue hinzuzugewinnen. Büchertaxis während Corona, die GreenCard als Kundenkarte, die Schließzeiten, Lesungen oder auch Formate wie die Mord- und Totschlagnacht sowie die Vorstellung der Frühjahrs- und Herbstfavoriten – sind nur einige der Ideen, die sich als äußerst beliebt durchsetzten.

„Ich brauch’ die Kohle“

Damit soll dann ab Januar Schluss sein. Aber bis dahin sind es noch ein paar Monate und solange will Hansi Draht in der Bücherstube noch durchstarten. „Ich bin alt, ich brauch’ die Kohle“, meint Draht in seiner bekannt humorvollen Art und lacht. „Und das Geld bitte in umnummerierten, kleinen Scheinen“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Anreize, um die Scheine loszuwerden, wird es bis zum Ende des Jahres noch einige geben.

„Natürlich veranstalten wir noch eine Mord- und Totschlagnacht dieses Jahr“, verspricht der Buchhändler. Und verrät: „Die wird größer als alle bisher dagewesenen.“ So ist zumindest sein Plan. Ein paar Stellschrauben müssen noch gedreht werden, dann gibt es auch weitere Informationen dazu. Klar ist aber schon, dass die Bücherstube im Herbst wieder ihre Favoriten sowohl im Café Herzken in Volmarstein als auch im Landgasthof am Alten Bahnhof in Albringhausen vorstellen wird. „Das hat uns und unserem Publikum immer viel Spaß gemacht, das machen wir auch diesmal wieder“, so Draht.

Individuell verabschieden

Schon übernächste Woche wird es eine weitere Besonderheit geben. „Wir werden in den kommenden Tagen ein kleines und modernes Antiquariat aufbauen, in dem dann einige Besonderheiten zu günstigen Preisen zu finden sind“, erzählt Draht. Außerdem besteht für Kunden auch weiterhin die Möglichkeit, sich in seinem Laden einschließen zu lassen und ganz privat in einer kleinen Gruppe durch die Auswahl an Büchern zu stöbern - ungestört und abseits der Öffnungszeiten. Vielleicht auch eine Möglichkeit, sich ganz individuell von der Bücherstube zu verabschieden.