Wetter. Die Kaiserstraße in Wetter: Zwischen Hoffnung und Stillstand – ein Stadtspaziergang enthüllt Kontraste.

Die Kaiserstraße in Wetter. Eigentliches Aushängeschild, Zentrum und erster Eindruck für alle, die mit der Bahn anreisen. Vor einigen Jahren umgebaut, um die Attraktivität zu erhöhen. Doch irgendwie will es nicht gelingen. Oder doch? Ein Spaziergang.

Von der Redaktion aus rechts abgebogen hält sich trotz der Baustelle vor der Haustür und mangelnden Parkplätzen der Matratzen Concord lange. Die Mitarbeiterin winkt freundlich, bevor sie sich der Kundschaft wieder widmet. Ein paar Schritte weiter direkt der erste Laden, bei dem ich nie weiß: Ist er geöffnet? Sind die Besitzer noch da? Die Rede ist vom italienischen Café-Treff direkt auf der Ecke. Im Sommer stand die Tür noch offen. Gäste standen davor. Nun herrscht seit Wochen Ruhe.

Das Büro des ehemaligen ambulanten Hospizes ist weiterhin leer. Nebenan gibt es einen neuen Logopäden.
Das Büro des ehemaligen ambulanten Hospizes ist weiterhin leer. Nebenan gibt es einen neuen Logopäden. © WP | Yvonne Held

Ein paar Schritte weiter herrscht halbe Freude. Während sich in den ehemaligen Büroräumen des ambulanten Hospizdienstes nichts tut und seit Wochen Bilder auf dem Boden stehen, ist nebenan in die ehemalige Gynäkologie-Praxis jetzt ein Logopäde eingezogen. Er spendierte dem Geländer und den Fensterfronten gleich ein bisschen neue Farbe.

Die Grünen haben ihr Parteibüro an die Kaiserstraße verlegt.
Die Grünen haben ihr Parteibüro an die Kaiserstraße verlegt. © WP | Yvonne Held

Nächster erfreulicher Halt ist die Kaiserstraße 99. Die hat nämlich inzwischen einen neuen Mieter, der zumindest bunte Farbe in die Tristesse bringt. Die Grünen haben ihr Parteibüro vom Schöntal in die Kaiserstraße verlegt. Auf Augenhöhe ist die Scheibe zwar milchig foliert, aber unten gibt es bunten Plakate mit Sprüchen und Ankündigungen. Mal sehen, was daraus noch bis zur offiziellen Eröffnung wird.

Schön ist anders: das Stadtumbaubüro.
Schön ist anders: das Stadtumbaubüro. © WP | Yvonne Held

Gegenüber weiß der Betrachter noch nicht so genau, ob er lachen oder weinen soll. Das Stadtumbaubüro Wetter liegt dort. Bunkerartig fristet es sein Dasein. Die abgerundeten Fenster erinnern ein wenig an die Unterwasserstation Atlantis aus dem alten James Bond-Film. Der orangefarbene Aufkleber, der nicht mittig, aber auch nicht am Rand auf dem großen Fenster prangt, wirkt deplatziert. Einladend ist anders. Aber immerhin ist dort hin und wieder Leben.

Vorübergehend geschlossen steht seit 16 Monaten an dem ehemaligen Café Herzgold.
Vorübergehend geschlossen steht seit 16 Monaten an dem ehemaligen Café Herzgold. © WP | Yvonne Held

Das kann man vom „vorübergehend“ geschlossenem Café Herzgold nicht behaupten. Zwar kleben weiterhin die Schilder an der Tür. Die linke Fassade des Modehauses Cruse ziert auch weiterhin die übergroße Kaffeetasse, aber wer einen Blick ins Innere wirft, stellt schnell fest: Die Möbel sind inzwischen alle weg.

Der Friseur ist ein paar Häuser weiter gezogen. Das Haus steht wieder vollkommen leer.
Der Friseur ist ein paar Häuser weiter gezogen. Das Haus steht wieder vollkommen leer. © WP | Yvonne Held

Generell scheint die Kaiserstraße auf dieser Höhe kein gutes Pflaster zu sein. Das Haus gegenüber ist inzwischen vollkommen verwaist. Dort, wo eine Zeit lang die Redaktion zu finden war, bevor ein Friseur dort einzog, herrscht wieder gähnende Leere. Von der ehemaligen Gaststätte nebenan wollen wir gar nicht anfangen. Auch wenn dort noch vor einiger Zeit ungewöhnlich Aktivitäten zu beobachten waren. Zahlreiche weiße Waren wurde hinein- und hinausgebracht. Passiert ist aber seitdem nichts mehr. Immerhin ist der Friseur nicht ganz verschwunden, nur ein paar Häuser weiter rauf in das ehemalige Reisebüro gezogen. Aber ein Haus vor dem großen Leerstand gibt es zumindest inzwischen einen neuen Mieter: Das Deutsche Rote Kreuz hat dort Büroräume gemietet.

Die Versicherung neben dem Eiscafé ist raus. Das Ladenlokal ist zu vermieten.
Die Versicherung neben dem Eiscafé ist raus. Das Ladenlokal ist zu vermieten. © WP | Yvonne Held

Die Schaufenster beim ehemaligen Bestatter sind zumindest kreativ mit Kunst bestückt und wirklich nett anzusehen. Beim kleinen Eiscafé nebenan geht sowieso das Herz auf. Doch was ist das? Die Räume der früheren Versicherung sind ebenfalls seit dem 1. April zu vermieten. Die abgemachte Leuchtreklame hat Spuren an der Fassade hinterlassen.

Einen kleinen Lichtblick gibt es dann doch noch beim Blick ins Bismarckquartier. Auch dort gibt es Leerstände an der rechten Seite. Gleich zu Beginn tut sich aber gerade etwas. Eine neue und noch eingepackte Matratze ist durch die Fenster zu sehen. Paravents verdecken die Schaufenster hinter einigen Kerzenleuchtern. Das sieht aus, als könnte dort bald ein Leerstand beendet werden.

Ein paar Schritte weiter hoch gegenüber der Vinothek im Bismarckquartier sieht es momentan aber eher traurig aus. Neben dem WSG Café 1898 sind erneut leere Fenster, die geradezu nach Belebung, wie durch ein neues Café oder einen kleinen Metzger schreien. Aber das ist nur Wunschdenken. Ich weiß.