Wetter. In der Jugendarrestanstalt für Mädchen in Wetter arbeiten nur wenige Männer. Ulrich Pfitzer ist einer von ihnen - und sehr zufrieden.

Fast allein unter Frauen: Ulrich Pfitzner ist einer der wenigen männlichen Mitarbeiter in der Mädchen-Arrestanstalt in Wetter. Seit rund drei Jahren versieht der Justizvollzugsbeamte seinen Dienst an der Gustav-Vorsteher-Straße. Im Gespräch berichtet der 59-Jährige, wie sehr ihm seine Aufgabe gefällt, die er mit einer Mischung aus Autorität, Humor und Vertrauensperson meistert.

Er hat freundliche Augen, die durch die derzeit obligatorische Schutzmaske betont werden. Er lacht gerne, ist der offene und freundliche Typ und strahlt gleichzeitig etwas Konsequentes aus. Bei ihm weiß der Mensch, der ihm gegenübersteht, genau, wo er dran ist. Etwas anders formuliert: Mit seinem Auftreten und seinem Wesen ist Ulrich Pfitzner ganz offensichtlich prädestiniert für den Job, den er seit nunmehr 37 Jahren hat.

Es war wohl der Zufall, der ihn damals den Weg in die Justiz einschlagen ließ. Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr war er noch etwas unentschlossen, wie seine berufliche Zukunft aussehen sollte. Er informierte sich, und parallel dazu wurde er, der in Hamm lebt, von Fußball-Mannschaftskollegen aus Werl, von denen etliche in der dortigen JVA arbeiteten, gefragt, ob das nicht auch etwas für ihn sei. Tatsächlich interessierte ihn das Ganze, er bewarb sich, wurde angenommen und versah seinen Dienst für die ersten sechs Jahre in einer JVA in Castrop-Rauxel.

Mit einer ordentlichen Prise Humor erinnert er sich: „Ich hatte überhaupt keine Vorstellung von den Aufgaben, was ich da zu tun habe.“ Das habe sich allerdings schnell geändert – auch dank eines älteren Kollegen, der ihn gut ausgebildet habe. 1990 wechselte er zur Arrestanstalt für junge Männer in Lünen. Eine gute Idee, da „seine“ JVA in Castrop-Rauxel kurz darauf geschlossen wurde. Und, trotz der Umgewöhnung, es nun mit Jugendlichen zu tun zu haben, lief es gut für Ulrich Pfitzner. Er sei nett aufgenommen und ebenso gut eingearbeitet worden. Mit den Jungs habe er viel Sport getrieben, habe bei der Gelegenheit auch seinen Sport-Übungsleiter-Schein erworben. Dann, im August 2018 erhielt der Vollzugsbeamte die Chance auf eine neue Herausforderung, eine Veränderung. Der 59-Jährige trat seinen Dienst in der Mädchen-Arrestanstalt in Wetter an.

Anfangs herrscht Skepsis

Im Vorfeld, so gibt er offen zu, habe er sich gar keine Gedanken darüber gemacht, es nun nur noch mit jungen Frauen zu tun zu haben. Auch nicht darüber, dass er zu der Zeit ausschließlich auf weibliche Kollegen treffen würde. „Ich wurde total nett und freundlich aufgenommen, habe überall Hilfe erhalten“, freut er sich noch heute.

In diesen drei Jahren habe er noch einmal viel gelernt, habe aber auch seine langjährige Berufserfahrung mit einbringen können. Bei den „Stammgästen“ in der Mädchen-Arrestanstalt sei er zunächst auf etwas Verwunderung und leichte Skepsis gestoßen. Das habe sich aber schnell gelegt. Die Neuzugänge hätten das gar nicht hinterfragt, hätten das offenbar als völlig normal empfunden. Er komme gut mit ihnen zurecht, arbeite mit einer Mischung aus Autorität und Humor. Das komme gut an. Und manchmal vertrauten sich ihm die Mädchen auch gerne an. „Manche kommen eben besser mit Männern zurecht.“ Zumal er eine Tochter und mehrere Nichten habe, ihm also nichts Weibliches fremd sei. Vielmehr habe er in Situationen, in denen es um Aggressionen und Lautstärke ginge, offenbar eine beruhigende Wirkung auf die jungen Frauen, könne tatsächlich deeskalieren. Und, sollte er einmal krank sein oder frei haben, könne es auch vorkommen, dass er von seinen Schützlingen vermisst werde.

Mittlerweile habe er auch zwei männliche Kollegen an der Seite. An sich sei ihm das Geschlecht aber egal: „Hauptsache, der- oder diejenige passt in das tolle Team.“ Denn: „Ich fühlte mich hier als Mann nicht allein gelassen.“

Ulrich Pfitzner geht gerne zur Arbeit, nimmt für den Dienst in Wetter auch gerne eine längere Fahrstrecke in Kauf. „Mit einem guten Gefühl“, wie er sagt. Und deshalb hat er auch nur ein kurzes „Ne“ als Antwort auf die Frage parat, ob er den Wechsel bereut. „Es ist ein angenehmes Arbeiten hier.“

Diese Zufriedenheit teilt er mit Till Deipenwisch, dem Leiter der Anstalt. Der bestätigt, dass die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Vollzugsbeamten direkt gut funktioniert habe. „Wir haben ihn gerne übernommen“, betont er. Ohnehin: „Ich habe eigentlich gedacht, dass ein gemischtes Team das insgesamt besser auffangen kann – also von Vorteil ist. Und das hat sich als wahr erwiesen.“ Bei bestimmten Dingen sei es sicherlich besser, mit einer Frau zu reden – bei anderen besser mit einem Mann. „Das ist sicherlich eine Typ-Frage.“

Einzigartige Einrichtung in NRW

Die Jugendarrestanstalt (JAA) Wetter ist als einzige Arrestanstalt für die Vollstreckung von Arrest zuständig, der gegen Mädchen und junge Frauen aus ganz NRW verhängt wurde. So wurde in den letzten Jahren Freizeit-, Kurz- sowie Dauerarrest bis zu vier Wochen in mehr als tausend Fällen vollstreckt. Die Zahl der Vollstreckungen ist konstant.