Wetter/Herdecke. Hochwasser-Fazit: Das THW war nicht nur in Wetter und Herdecke im Einsatz, sondern in acht Städten. Die enormen Schäden beeindrucken Ehrenamtler.

Lange lief auf dem THW-Gelände des Ortsverbands Wetter/Herdecke wenig. Corona sorgte dafür, dass Mitglieder des Technischen Hilfswerks in Voßhöfen nur Fahrzeuge und Material kontrollieren konnten oder an der befahrbaren Impfstation des Ennepe-Ruhr-Kreises in Schwelm täglich viele Dienste übernahmen. Besprechungen verlagerten sich ins Internet, ehe nach acht Monaten Pause Mitte Juni wieder der Übungs- und Ausbildungsdienst begann.

Und dann kam das Hochwasser. Die 54 Kräfte, die dem hiesigen Ortsverband während der Pandemie allesamt die Treue hielten, fuhren zu zahlreichen Einsätzen in acht Städte. Was am 5. Juli in Fröndenberg begann, endete drei Wochen später in Sprockhövel.

2523 Kilometer, 2100 Einsatz-Stunden

„Allein in den letzten zehn Tagen dieser technischen Hilfeleistungen kamen bei uns 2523 Kilometer und 2100 Stunden zusammen“, berichtet André-Marcelle Hubert. Auch der THW-Ortsbeauftragte ist immer noch beeindruckt, welche Schäden in der Monatsmitte vielerorts entstanden. „Selbst erfahrene Kollegen meinten, dass sie so etwas noch nicht gesehen haben. Die Schnelligkeit und zerstörerische Kraft waren viel ausgeprägter als bei den Flut-Katastrophen 2003 oder 2013.“

Info-Abend am 17. August für neue Einsatzkräfte

Zum THW Wetter/Herdecke gehören aktuell neben den 54 Aktiven auch 31 Mitglieder der Abteilung Jugend/Minis sowie sechs Kräfte in der Grundausbildung.Das Technische Hilfswerk bietet am Dienstag, 17. August, einen Informations-Abend für neue Einsatzkräfte an. Interessierte Erwachsene (ab 18 Jahren) können dann ab 18.30 Uhr auf dem Gelände an der Voßhöfener Straße 311 in Wetter erfahren, welche Aufgaben das heimische THW übernehmen kann und wofür beispielsweise welches der vorhandenen Fahrzeuge geeignet ist. Die Ehrenamtler können auch eingehende Fragen beantworten.Zwecks Planung bittet das THW um eine vorige Anmeldung per E-Mail (ov-wetter@thw.de).

Hubert verweist auf den „sehr hohen Ausbildungsstand“ im Ortsverband, weswegen die heimischen Kräfte auch nach der langen Pause sofort ausrücken konnten. Wobei sich eine übergreifende THW-Reform im vergangenen Jahr direkt als richtig erwiesen habe: „Aus der zweiten Bergungsgruppe wurde die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung, die soll sich um kritische Infrastrukturthemen kümmern. Und genau das war während der Hochwasser-Einsätze oder der Impf-Unterstützung in Schwelm gefragt.“ Konkret meint Hubert Aktivitäten wie Pumpen, Aufbau eines Minicamps oder Elektro-Versorgung inklusive Nachtbeleuchtung.

Zwölf heimische THW-ler gehören zu dieser besagten Einheit, die im Juli etwa zu Pumparbeiten nach Hattingen fuhr. Der Ortsverband Wetter/Herdecke unterhält auch eine Fachgruppe Wassergefahr, die am Monatsanfang zur Unterstützung ausrückte und in Fröndenberg Materialfahrten übernahm.

Lange Nächte in der Monatsmitte

Die Folgen des dortigen Unwetters sollten sich als Vorboten für das gravierende Hochwasser in der Monatsmitte herausstellen. In der Nacht zum 14. Juli war das THW Wetter/Herdecke schon früh in Hagen aktiv. Zunächst wegen Transportfragen angefordert, konnten heimische Kräfte dann mit ihrem hoch gelegenen Fahrzeug einen Einsatzleiter der dortigen Feuerwehr durch überschwemmte Straßen befördern, damit der sich einen Überblick verschaffen konnte. Als die Fachgruppe Notinstandsetzung aus der Volmestadt nachmittags wieder abrückte, bereiteten sich die Kollegen auf neues Ungemach vor.

Es sollte nicht lange dauern, ehe das THW nachts zu Pumparbeiten in Herdecke und zum Sandsacktransport nach Gevelsberg fuhr. Bis weit in den Tag hinein unterstützen die Kräfte dann auch die Freiwillige Feuerwehr in Wetter: In zwei großen Lagerhallen an der Hagener Straße und Wasserstraße halfen die Ehrenamtler beim Entfernen des Wassers. „Das war ein intensiver Einsatz mit zwei weiteren THW-Ortsverbänden“, berichtet Hubert. 18 Pumpen brachten die Kräfte in Stellung, um 23.000 Liter pro Minute aus den überschwemmten Räumen zu befördern.

Mit Blick auf weitere Hilfeleistungen (etwa am Wasserschloss Kemnade) erinnert sich André-Marcelle Hubert vor allem an einen Einsatz in Remscheid. THW-Boote sollten auf der Wuppertalsperre Treibgut einsammeln. „So etwas habe ich noch nie gesehen. Das war ein großer Teppich, einiges ölverschmiert.“ 19 Kräfte vom heimischen Ortsverband räumten derweil in Eschweiler Trümmer aus einem evakuierten Krankenhaus und sorgten dort für Zugänge. Die Kameraden kehrten nach einem Tag beeindruckt zurück. „Das Erlebte lässt sich kaum in Worte fassen, man muss es selbst gesehen haben, um es zu begreifen.“

Die meiste Arbeit sollte dann in Herdecke anstehen. Wie berichtet, errichteten mehrere THW-Einheiten in der Schmale Straße drei Tage lang ein Brückengerüst für Anwohner und sicherten am Herdecker Bach eine Ufermauer.

Huberts Gesamtfazit nach dem arbeitsreichen Juli: „Während der Hochwassereinsätze hat der Ortsverband erneut bewiesen, wie leistungsstark das THW hier ist.“