Herdecke/Hagen. In Vorhalle baut Herdecker Traditionsfirma Dörken ein neues Kompetenzzentrum zur Baufolien-Produktion. Auch am Standort Wetterstraße gibt’s Pläne.

Wer an die Traditionsfirma Dörken denkt, hat Herdecke und das Werk an der Wetterstraße im Sinn. Doch der Blick der Belegschaft und der Kunden richtet sich immer häufiger nach Hagen. Im Stadtteil Vorhalle, den manch einer aus den Führungsgremien schon mal augenzwinkernd „Herdecke-Süd“ nennt, baut der Hersteller von Lacken, Folien und Farben derzeit eine neue Produktionsstätte für rund 50 Millionen Euro.

Das teuerste Projekt der Unternehmensgeschichte auf der anderen Seite der Ruhr entstand, weil in der Heimat an der Wetterstraße viel zu wenig Platz zur Verfügung steht. Grundsätzlich betonen Firmen-Verantwortliche stets ihre Verbundenheit zu den Wurzeln in Herdecke. Auch beim Baustellen-Rundgang auf dem Gelände neben dem Güterbahnhof Vorhalle haben Christian Harste (Geschäftsführer der Dörken GmbH Co. KG) und Andreas Opitz vom Gebäudemanagement oft das Stammwerk in der benachbarten Kleinstadt vor Augen, wenn sie über die Gruppen-Ausrichtung der Ewald Dörken AG sprechen.

Die hatte Dörken-Vorstand Thorsten Koch vor wenigen Monaten einfach erklärt: Chemie inklusive Farben, Lacke und „Coatings“ (Schichten) in Herdecke, Physik bzw. Membrane in Vorhalle.

In der Hagener Brüninghausstraße entsteht neben den vorhandenen Hallen seit 2020 ein riesiger Gebäudekomplex als Kompetenzzentrum Membrane. Dazu gehören neue Baufolien-Produktionsanlagen plus Infrastruktur. Entstehen soll dabei der effizienteste Standort in Europa für die Fertigung von bauphysikalischen Systemen zum Erhalt und zur Überwachung von Gebäuden und Strukturen, so das Unternehmen.

Entwicklung an der Brüninghausstraße

Die weltweit agierende Dörken-Firmengruppe beschäftigt an ihren beiden wichtigsten Standorten Herdecke (Gründungsort 1892, zweitgrößter Arbeitgeber in der Stadt) und Vorhalle insgesamt rund 900 Mitarbeiter.1999 erschloss die Dörken AG den Standort an der Brüninghausstraße in Vorhalle und begann dort mit der Produktion von Grundmauerschutzfolien (Noppenbahnen), 2015 kam die Fabrik zur Spinnvliesfertigung hinzu.

„In Herdecke ist der Materialfluss nicht optimal, da ist es zu eng. Wir wollen die Abläufe entzerren, denn wir und auch unsere Schwesterfirma Dörken Coatings hätten gerne mehr Platz“, sagt Christian Harste. Mit der Dörken GmbH & Co. KG zieht er im Laufe des Jahres 2022 in zwei Schüben von der Wetterstraße nach Vorhalle. Auf dem freien Areal der insgesamt 70.000 Quadratmeter können die Mitarbeiter bald ebenerdig produzieren und Rollen bewegen, in Herdecke liegt das rund 65.000 qm große Werk bekanntlich an einem Hang. Während derzeit knapp 85 „Dörkianer“ zur Fertigung von Noppenbahnen (60) und Spinnvliesen zur Brüninghausstraße fahren, wächst die Zahl bald auf 300 – ein Drittel der Belegschaft. Wobei zum künftigen Team Hagen auch Angestellte aus den Membranes-Abteilungen Qualitätsmanagement, Entwicklung und Forschung gehören. Sie alle erhalten moderne Arbeitsbedingungen und Räume in einem Multi-Funktions-Gebäude.

Mitte 2022 geht Blick ins Stammwerk

„Wir haben einen ehrgeizigen Zeitplan“, meint Projektleiter Opitz. Während er in Vorhalle mit dem Baufortschritt trotz mancher Probleme (Corona, Materialknappheit) zufrieden ist, denkt er auch an künftige Entwicklungen in Herdecke. Durch den Auszug von Dörken Membranes entsteht an der Wetterstraße neuer Platz für die „Schwester“.

Traditionsfirma Dörken aus Herdecke: Neue Fabrik in Vorhalle

.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
.
. © Unbekannt | Unbekannt
1/23

Somit kann und will das Unternehmen das Werk an der Wetterstraße zum „Kompetenzzentrum Coatings“ ausbauen, erste Pläne liegen bereits vor.

Auch Schallschutz und Soziales im Fokus

Das Zwischenfazit aus Hagen: Es geht gut voran mit dem Neubau der Herdecker Ewald Dörken AG auf dem Werksgelände in Vorhalle, fast täglich lasse sich Neues entdecken. Der neue Gebäudekomplex soll fristgerecht zum Beginn des zweiten Quartals 2022 bezogen werden – trotz Corona-Auflagen auf der Baustelle und Lieferschwierigkeiten bei einigen Materialien.

Die Arbeiten begannen im letzten November. Für das Fundament wurden 20.000 Tonnen Boden, Fels und Asphalt ausgehoben und fachgerecht entsorgt, so Dörken. Dank der zeitoptimierten Beton-Fertigbauweise stand der Rohbau im Mai, bis Mitte Juli war das Gebäude wetterfest, so dass es termingerecht im Inneren weitergehen konnte.

Testbetrieb für Produktion

Jetzt im Oktober startete der Aufbau der Produktionslinie A für die neuen Folien, Bahnen und Funktionsschichten für die Baubranche. Diese Linie soll bis Jahresende komplett stehen, im Januar 2022 angefahren werden und ab Februar in den Testbetrieb gehen. Parallel dazu werde ab Jahresende die Produktionslinie B aufgebaut, die im Spätsommer 2022 in Betrieb gehen soll.

Da auch die neue Fertigung im vollkontinuierlichen 24-Stunden-Betrieb sieben Tage die Woche laufen soll, legte Dörken nach eigenen Angaben besonderen Wert auf den Schallschutz und investierte eine größere Summe. Die Fertigungshallen entstanden als Stahlbetonkonstruktion, die deutlich bessere Schallschutzwerte aufweisen als etwa Trapezblech. Für Nachttransporte gibt es eine spezielle Verladehalle, um Anwohner nicht durch späte Staplergeräusche zu stören. Auch bei den neuen Silos (dort kommt oben Kunststoffgranulat hinein, um diesen Rohstoff nach einem Schmelzvorgang im Inneren unten dann weiterverarbeiten zu können) haben Fachleute die Leitungen zusätzlich gedämmt, um Durchflussgeräusche zu minimieren.

Mitarbeiter sollen sich begegnen

Das neue Kompetenzzentrum soll mehr als nur eine hochmoderne und effiziente Linienfertigung sein. Dafür entsteht neben der neuen Fertigung ein L-förmiger Gebäuderiegel, der in einem Arm die produktionsnahen Abteilungen wie Labor und Werkstatt sowie andernorts Büros, Besprechungsräume und ein Bistro sowie Sozialräume beherbergt. Beschäftigten aus der Produktion und Verwaltung sollen sich somit eng austauschen können.

Hinzu komme ein begrünter Innenhof zur Erholung und als Freiluft-Arbeitsraum. Das Konzept ist angelehnt an die kommunikative Ausrichtung im Verwaltungstrakt an der Wetterstraße in Herdecke.