Hagen. Dance-Track soll das Wir-Gefühl in der Stadt beschwören, die voller Gegensätze ist. Die Botschaft steht: Es ist schön, hier zu leben.
Das Gesicht von Robin Schröder ist in schummriges, orangefarbenes Licht getüncht. Wir wollen nicht die Floskel vom „wahren Leben“ bemühen, aber in der Welt vor den Türen dieses Studios, das er und seine Mitstreiter Andreas, Sandro und Roger selbst erschaffen haben und das wie eine kreativ-isolierte-abgeschieden-abgedunkelte Männerhöhle daherkommt, ist er ein Mitarbeiter der SIHK. Hier verwirklichen sie aber ihre Leidenschaften. Hier leben sie den Traum von der Musik. Von diesem einen Hit. Von der Fantasie, aus einem Mischpult, einigen Instrumenten und einem Block und einem Stift etwas zu kreieren. Und genau hier haben sie ihrer Stadt eine Hymne geschrieben. Sie heißt ganz schnöde „Meine Stadt“.

„Sie kennen doch ,Bochum‘ von Grönemeyer“, fängt Robin Schröder an. Ja, Grönemeyer hat vor 40 Jahren geschaffen, was als Maßstab aller Stadt-Hymnen gelten darf. Mit ewigen Zeilen, die man selbst in Hintertupfing kennt. Das Himmelbett für Tauben. Vor Arbeit ganz grau. Der Pulsschlag aus Stahl. Du Blume im Revier.
Die Jungs der Hagener Band, die so heißt wie ihr Studio - nämlich Hubraum - wollen sich mit Grönemeyers Lyrik nicht messen. Aber mit seiner Vision. Denn der junge Grönemeyer wollte dem Geist seiner Stadt ein Denkmal setzen. Ihrer Zerrissenheit. Er wollte deutlich machen, dass es schön ist, dort zu leben, obwohl das niemand gerne über sein Bochum sagte.

„Und das ist auch unser Antrieb“, sagt Robin Schröder. „Hagen du bleibst meine Stadt, das hab‘ ich versprochen. Auch wenn du viele Fehler hast, hab‘ ich nie mit dir gebrochen“, hat die Band Hubraum getextet. Und: „Auch wenn du keine Schönheit bist, hab‘ ich mein Herz an dich verlor‘n. Grüne Wälder, Autobahn, Bismarckturm Olé. Du bist das Tor zum Sauerland und immer noch okay.“
Auch interessant

Hagen ist immer noch „okay“
Auf die Zeile „immer noch okay“ sind sie stolz bei Hubraum. „Hagen hat Probleme und Schieflagen. Hier ist es vielerorts nicht schön. Aber dass diese Stadt noch okay ist, ist der Grund, warum so viele geblieben sind. So vielen liegt Hagen am Herzen, so viele wollen sich hier engagieren. Klingt immer so platt, aber wir meinen das total ernst: das hier, unser Hagen, ist unser Heimat.“
Band-Freund Philipp Jung, der in Hagen als parteiloser OB-Kandidat antreten will, hat die Band nach eigener Aussage inspiriert. Jung, der auf einen Neustart setzen will und im Netz unter www.neustart-hagen.de bereits einen Ideen-Tank aufgebaut hat, will, bevor sich alle irgendwann in einen Wahlkampf stürzen, zunächst mal eine Klammer schaffen. „Kann man mir jetzt glauben oder nicht. Mir geht es da erstmal nicht um Stimmen. Die Menschen können wählen, wen sie für richtig halten. Aber wenn wir mit einem Lied ein Wir-Gefühl erzeugen können, dann gelingt uns auch ein Perspektivwechsel. Wir müssen neben vielen Veränderungen nämlich sehen, dass Hagen auch echt viel Gutes hat.“
Vielleicht schon zum Karneval am Start
Die Band hofft, sich mit dem Song vielleicht schon in den Karneval mischen zu können. „Da passt das Lied mit seiner Mischung sehr gut hin“, sagt Robin Schröder. Den Song haben sie sogar im legendären Hagener Woodhouse-Studio von Siggi Bemm vorgespielt. Bemm hat Größen wie Udo Lindenberg und Peter Maffay hier in Hagen produziert und laut Robin Schröder in seiner untertreibenden Art geurteilt: „Ist doch okay.“ „Seine Frau hat uns erklärt, dass es richtig gut ist, wenn Siggi etwas ,okay‘ findet. Das gibt uns Rückenwind.“
Entstanden ist keine balladen- oder rockartige Hymne, sondern eine Dance-Nummer mit 144 Beats pro Minute sowie leicht schlagerartigem Einschlag. „Die Leute sollen es in der Kneipe oder der Ischelandhalle oder auf dem Fußballplatz hören können. Der Song soll eben für alle sein“, sagt Robin Schröder. Der Song ist ab kommenden Wochenende unter Hubraum58 auf allen Streaming-Plattformen hörbar.