Hagen. SIHK-Jahresfeier mit rund 900 Gästen: Neben wirtschaftlichen Probleme treibt viele Unternehmer der Ausgang der Bundestagswahl um.

Die wirtschaftliche Lage ist schwierig wie lange nicht mehr. Die Sorge, als Wirtschaftsnation mehr und mehr abgehängt zu werden, ist am Montagnachmittag in der Hagener Stadthalle deutlich vernehmbar unter den rund 900 Gästen bei der Jahresfeier der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer Hagen. Auch Ralf Stoffels, Präsident der Kammer, benennt noch einmal die Themen, die die Unternehmerinnen und Unternehmer bewegen und die vor allem als Versäumnisse der „Ampel-Regierung“ in den vergangenen drei Jahren wahrgenommen werden: „Eine in Teilen verfehlte Klimapolitik, man kann sie auch falsch nennen. Die Energiepolitik auf jeden Fall“, beginnt Stoffels die recht lange Liste der aus Sicht der Wirtschaft leidlich bekannten Störfaktoren am Standort Deutschland. Bürokratie fehlt dabei natürlich nicht, „ungesteuerte Migration statt zielgerichtete Fachkräftezuwanderung“, nennt Stoffels ebenso. Die Region Südwestfalen ist mit der Rahmede-Talbrücke geradezu Sinnbild der Infrastrukturprobleme im gesamten Land geworden. Und so weiter.

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Gut zehn Wochen vor der nächsten Bundestagswahl treibt vielen Unternehmerinnen und Unternehmern allerdings noch etwas anderes die Schweißperlen auf die Stirn, wenn sie in ihre Betriebe hören. Die Unzufriedenheit der Beschäftigten ist groß, auch dort, wo keine Kurzarbeit Alltag ist oder gar Entlassungen drohen. Es ist die große Sorge vor dem Erstarken politisch extremer Parteien. Ein schleichender Vertrauensverlust in staatliche und demokratische Institutionen - wie die Kammer selbst eine ist - macht sich breit. „Unsere Demokratie steht auf dem Spiel“, warnt Stoffels, der von einem bevorstehenden Superwahljahr spricht. Der Präsident appelliert an die Gäste im Saal: „Es reicht nicht mehr, wenn wir uns freundlich zurückhalten. Der ehrbare Kaufmann muss seine Stimme erheben.“ Ehrengast Bundestagspräsidentin Bärbel Bas nimmt diesen Ball auf. Ehrbarer Kaufmann zu sein, heiße, für die Demokratie einzustehen.

Selten ist so viel gesellschaftspolitische Rede auf der Bühne einer SIHK-Jahresveranstaltung, wenn auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Während Bas betont, dass die Demokratie wirtschaftlichen Wohlstand sichere, sieht SIHK-Geschäftsführer Ralf Geruschkat die es andersherum: „Wirtschaftlicher Erfolg sichert auch die Demokratie.“ Wenn beide recht haben, trifft man sich wohl in der sicheren Mitte wieder.