Hohenlimburg. „Weniger Hagen wagen“: Ruhrpott-Karneval in Dortmund bringt den Hohenlimburger Freiheitsdrang auf die Bühne - dank einer Berchumerin

Rainer und Conny aus Hohenlimburg haben die Nase voll. Als „Hohenlimburger Unabhängigkeitskommando“ wollen sie ihre Heimat nach 50 Jahren als Teil der Stadt Hagen wieder in die Eigenständigkeit führen. „Weniger Hagen wagen“ und „Hohenlimburg statt Hagen“ steht auf den Schildern, die sie voller Inbrunst vor dem Hagener Rathaus in die Höhe recken. Soweit ein Ausschnitt aus einem Sketch, der noch bis Veilchendienstag (4. März) mehrmals pro Woche beim viel beachteten und besuchten Ruhrpott-Karneval „Geierabend“ in Dortmund aufgeführt wird.

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Duisburger spielt Hohenlimburger

Der Zank um die Zugehörigkeit - ein Thema, das viele Hohenlimburger bis heute bewegt. Hinter Rainer aus Hohenlimburg steckt der Schauspieler Patrick Dollas. Ein gebürtiger Thüringer, dem vergleichbare Befindlichkeiten aus seiner Wahlheimat Duisburg allzu bekannt sind. „Dort verhält es sich ähnlich mit Reinhausen, das damals nach Duisburg eingemeindet wurde“, sagt Dollas. „Das Ruhrgebiet besteht aus einer Anzahl von Vielheiten. Dieses Gefühl tragen ganz viele Menschen in sich und daran knüpfen wir an.“

Hohenlimburger beim Geierabend
Schauspieler Patrick Dollas „protestiert“ als Hohenlimburger Freiheitskämpfer auf der Bühne des Geierabends auf Zeche Zollern  in Dortmund. Foto: Tania Reinicke © Bussenius & Reinicke | Bussenius & Reinicke GbR // Ekkehart Bussenius/Tania Reinicke

Freiheitskämpfer aus anderen Städten

So gesellen sich zu Rainer aus Hohenlimburg später im Sketch noch Unabhängigkeitsbewegte aus Essen-Kettwig und Mitglieder der „Wattenscheider Separatistenbrigade“ aus Bochum-Wattenscheid. Der Tenor: Damals wurde Wattenscheidern, Kettwigern, Rheinhausern und eben Hohenlimburgern großes Unrecht angetan, indem die vormals selbstständigen Städte und Gemeinden zu Stadtteilen ihrer ungliebten Nachbarstädte degradiert wurden.

„Ich bin in Hohenlimburg zur Schule gegangen und erinnere mich, dass die Eingemeindung immer mal wieder Thema war. Ich finde es witzig, wie lange sich solche Zugehörigkeitsgefühle schon halten.“

Jana Fischer, Autorin aus Berchum,
hat den Hohenlimburg-Sketch für den Geierabend verfasst

Den Groll um die Gebietsreform passend zum 50. Geburtstag der Reform als Ruhrpott-Klamauk auf die Bühne zu bringen, diese Idee hatte Jana Fischer. Sie ist die Autorin des Sketches - und stammt selbst aus Berchum. „Ich bin in Hohenlimburg zur Schule gegangen und erinnere mich, dass die Eingemeindung immer mal wieder Thema war“, berichtet die 34-Jährige, die erst lange nach der Gebietsreform auf die Welt kam. Dennoch begegne ihr das Thema bis heute, zum Beispiel in Gesprächen in ihrer Theatergruppe im Werkhof Kulturzentrum. „Ich finde es witzig, wie lange sich solche Zugehörigkeitsgefühle schon halten.“

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Sketch augenzwinkernd gemeint

Allzu gut kennt auch sie die Reibereien um die Identität auch aus ihrer Familie, die sich als Berchumer fühlen, aber deren Dorf vor 50 Jahren nach Hagen eingemeindet und zum Stadtbezirk Hohenlimburg gezählt wurde. Jana Fischer selbst lebt inzwischen in Köln-Deutz und damit für viele „echte“ Kölner auf der anderen - falschen - Rheinseite. „Man kann dieses Thema auf jeder kleinen Ebene runterbrechen“, sagt Fischer. Die Freiheitskämpfer aufs Korn nehmen und lächerlich machen, das wolle sie mit ihrem Sketch beim Geierabend aber nicht. „Dieser Sketch ist mehr augenzwinkernd gemeint.“

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Szene dauert fünf Minuten

Gemessen an dem dreistündigen Programm des „Geierabends“ auf Zeche Zollern nimmt ihr Sketch über den Freiheitskampf der Klein- und Mittelstädte nur eine sehr kleine Rolle ein. Rund fünf Minuten dauert die Szene mit den Demonstranten vor dem Hagener Rathaus. Erfüllt wird der Traum von Rainer nach einem (wieder) unabhängigen Hohenlimburg übrigens nicht, soviel kann Schauspieler Patrick Dollas verraten.

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Kompromiss zum Schluss

Wie der Sketch endet und was Rainer und seine Mitstreiterin Conny aus Hohenlimburg von einem Kompromissvorschlag des auf der Bühne von Sebastian Thrun gespielten Hagener Oberbürgermeisters halten, das behält Schauspieler Patrick Dollas aber für sich. „Es wird eine überraschende Wendung geben“, will er Neugier auf das Stück wecken.

Hohenlimburg selbst besucht, das hat Patrick Dollas übrigens noch nicht. „Aber ich habe mir zur Vorbereitung auf den Sketch viele Fotos angeschaut.“ Er sei nicht abgeneigt, künftig mal im Lennestädtchen vorbeizuschauen. „Hohenlimburg liegt wirklich sehr malerisch.“

Der alternative Karneval „Geierabend - Zart wie Kruppstahl“ auf Zeche Zollern in Dortmund läuft noch bis Veilchendienstag, 4. März 2025. Info und Tickets unter www.geierabend.de.