Hagen. Die Ratssitzung am Donnerstag in Hagen begann mit einer Überraschung: Baudezernent Henning Keune teilte mit, dass die Roteiche erhalten bleibt.

Die Roteiche am Hengsteysee wird erhalten. Diese ebenso überraschende wie für die Baumfreunde in Hagen erfreuliche Nachricht verkündete Baudezernent Henning Keune am Donnerstag in der Sitzung des Stadtrates. Der über 100 Jahre alte Baum, der mittlerweile für viele Naturschützer in Hagen zu einer Art Wahrzeichen für den Umwelt- und Klimaschutz geworden ist, darf somit mitten auf dem Ruhrtalradweg stehen bleiben.

Die Roteiche am Hengsteysee; Seepark; Südufer Hengsteysee
Die Roteiche am Hengsteysee darf mitten auf dem Radweg stehen bleiben. © Alex Talash | Alex Talash

Die Entscheidung für den Erhalt der Eiche fiel offenbar in Düsseldorf. Wie Keune erläuterte, habe das für die Tourismusförderung zuständige Landeswirtschaftsministerium grünes Licht dafür gegeben, den Ausbau des Radweges auch zu finanzieren, wenn der Baum bleibt, wo er ist. Bislang hatte es immer geheißen, die förderrechtlichen Vorgaben seien daran gebunden, dass die Eiche gefällt wird. Entscheidend für den Sinneswandel der Landesregierung war neben den massiven Protesten wohl eine Eingabe des Hagener Grünen-Politikers Rüdiger Ludwig, der den Petitionsausschuss des Landtages eingeschaltet hatte, um den Baum zu retten.

Baumfreunde halten Wache an der Eiche

Für den Erhalt der Eiche hatten sich zahlreiche Menschen in Hagen stark gemacht. Sie organisierten Demonstrationen und Protestmärsche, sammelten über 27.000 Unterschriften und brachten Plakate am Stamm des Baumes an. Bis zuletzt soll der harte Kern der Baumfreunde sich täglich zu einer Mahnwache am Hengsteysee versammelt haben. „Die 110 Jahre alte Roteiche ist es wert, dass sie für alle sichtbar als Naturdenkmal ausgewiesen wird und somit durch Hinweise auch ein Highlight der Internationalen Gartenausstellung 2027 werden könnte“, so Horst-Helmuth Fichtel, einer der Aktivisten: „Sie macht nach so vielen Jahren dem Hagener Stadtwappen alle Ehre.“

M. Kleinrensing WP Hagen Demonstration
Baumschützer demonstrierten an Ort und Stelle für den Erhalt der Eiche. © WP | Michael Kleinrensing

Andererseits gilt die Roteiche als gesundheitlich angeschlagen, enthält nach Darstellung der Stadtverwaltung einen hohen Anteil an Totholz und ist von Pilzen durchsetzt. Das hatten Sonaruntersuchungen und weitere Prüfungen durch städtische Baumspezialisten ergeben. Laut gutachterlicher Einschätzung habe der Baum lediglich noch eine Restlebensdauer von fünf bis zehn Jahren.

Geld für Wurzelbrücke vorhanden

Die Stadtverwaltung hatte zudem mit der enormen finanziellen Mehrbelastung argumentiert, die bei einem Erhalt der Eiche anfallen würde. So sollte eine Wurzelbrücke aus Gittermodulen, die um den Baum herum gebaut werden und die Druckbelastung von den Wurzeln der Eiche abhalten sollte, rund 216.000 Euro kosten. Wie es jetzt aussieht, kostet der Erhalt der Roteiche gar nichts, sondern wird auf die denkbar einfachste Art ermöglicht: indem nämlich der Ausbau des Radweges zehn Meter vor und hinter der Eiche unterbleibt und dort alles so bleibt, wie es ist (auch dieser Vorschlag war zuvor immer als nicht durchführbar abgetan worden).

Wie Baudezernent Keune in der Ratssitzung berichtete, habe die Bezirksregierung inzwischen sogar die notwendige Mehrausgabe für die Wurzelbrücke und die damit verbundene Verbreiterung des Radweges in Aussicht gestellt. Da der Stadtrat diese Alternative allerdings bereits im September - damals noch im Glauben, die Stadt Hagen müsse für die 216.000 Euro aufkommen - abgelehnt hatte, habe die Verwaltung diese Option nicht weiter verfolgt, so Keune, der außerdem durchblicken ließ, dass er und seine Kollegen im Verwaltungsvorstand mit der nun gefundenen Lösung nicht einverstanden seien.

Denn aus Sicht der Stadt Hagen sei die Engstelle an der Roteiche nach wie vor eine Gefahrenstelle für Fußgänger und Radfahrer: „Wir hätten uns daher eine andere Lösung gewünscht.“