Hagen-Mitte. Der Ballon-Laden in der Mittelstraße ist geschlossen. „Seit vier Jahren zahlen wir drauf“, sagt die Chefin. Und ihr Hauptgeschäft in Hagen-Boele?

Schlechte Nachrichten aus der City: „Den Laden weiterzuführen, lohnt sich einfach nicht, deshalb packen wir ein“, sagt Simone Hacker ohne Umschweife. Die Geschäftsführerin des Ballon-Shops in der Mittelstraße 17 in Hagen hat die Nase voll. „Im Sommer 2020, also vor viereinhalb Jahren, haben wir den etwa 120 Quadratmeter großen Laden in der Fußgängerzone eröffnet, und seitdem zahlen wir drauf. An manchen Tagen haben wir gerade mal 80 Euro in der Kasse.“

Mieten in der Innenstadt kaum zu erwirtschaften

Und das läge nicht am Produkt, das sie anböte, „unser Hauptgeschäft in Boele läuft gut. Aber die Mieten, die in der Hagener Innenstadt aufgerufen werden, sind kaum zu erwirtschaften. Es scheint, als glaube jeder Immobilienbesitzer, er würde ein Ladenlokal an der Schlossallee in Düsseldorf vermieten“.

„Im Sommer 2020, also vor viereinhalb Jahren, haben wir den etwa 120 Quadratmeter großen Laden in der Fußgängerzone eröffnet, und seitdem zahlen wir drauf. An manchen Tagen haben wir gerade mal 80 Euro in der Kasse.“

Simone Hacker
betreibt zwei Ballon-Supermärkte, einen kleinen Shop in der City und ein großes Geschäft in Boele
M. Kleinrensing WP Hagen Einzelhandel
Der Ballon-Shop in der Mittelstraße 17 in der Hagener City ist seit kurzem geschlossen. Der große Ballon-Supermarkt an der Schwerter Straße in Boele (im Bild) bleibt allerdings bestehen, unterstreicht die Chefin. © WP | Michael Kleinrensing

Ballons und Dekoartikel für Feiern wie Hochzeiten, Kindergeburtstage oder Babypartys gibt‘s in beiden Geschäften, außerdem Geschenkideen und -verpackungen. „Unser Hauptgeschäft an der Schwerter Straße 157 betreiben wir - mein Lebensgefährte und ich - seit 20 Jahren. Der Laden ist etwa 1000 Quadratmeter groß, wir haben kostenlose Parkplätze und viele Stammkunden“, sagt Simone Hacker zufrieden. Natürlich sei es schade, dass sie ihr zweites Standbein - den wesentlich kleineren Shop in der Mittelstraße - nun schließen würden, „aber der Mietvertrag läuft Ende Dezember aus, und wir verlängern ihn nicht“.

Geschäft ab sofort geschlossen

Ob sie das Weihnachtsgeschäft bis Heiligabend noch mitnehmen würde? „Nein, so grottenschlecht wie derzeit lief es selten. Wir räumen momentan schon alles zusammen und ziehen den Laden leer. Wir haben ja das Glück, dass wir aufgrund unseres zweiten Geschäftes unsere Artikel nicht verramschen müssen. Wir machen keinen Räumungsverkauf, sondern transportieren den Rest unserer Ware nach Boele“, erklärt Simone Hacker.

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„Es lohnt sich einfach nicht, unseren Ballon-Shop in der Mittelstraße weiterzuführen“, sagt Inhaberin Simone Hacker resigniert. Das Hauptgeschäft - der Ballon-Supermarkt in der Schwerter Straße in Hagen-Boele (im Bild) - läuft hingegen gut und bleibt geöffnet. © WP | Michael Kleinrensing

Keine Top-Mieten in Hagens City

Laut Handelsexperte Gisbert Schneider, Inhaber des Beratungsunternehmens für Einzelhandelsflächen „Schneider und Straten“ in Düsseldorf, haben über 90 Prozent aller Städte in Deutschland eine bessere Kaufkraft pro Einwohner als Hagen.
Der Leerstandsexperte berät und unterstützt die Stadt Hagen in Sachen Neuvermietungen in der Innenstadt.
Die Leerstandsquote in der Hagener Fußgängerzone liegt bei 5,7 Prozent, ist im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, der bei zehn Prozent liegt, also gar nicht schlecht. Allerdings sinke die Miethöhe überall, auch in Hagen, sagt Gisbert Schneider, „die Zeiten, in denen in der Hagener Innenstadt Top-Mieten erzielt wurden, sind vorbei“.

„So grottenschlecht wie derzeit lief es selten. Wir räumen momentan schon alles zusammen und ziehen den Laden leer. Wir haben ja das Glück, dass wir aufgrund unseres zweiten Geschäftes unsere Artikel nicht verramschen müssen. “

Simone Hacker
schließt nach viereinhalb Jahren den Ballon-Shop in der Mittelstraße
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Der Ballon-Supermarkt in Hagen-Boele wurde vor 20 Jahren eröffnet. „Der Laden läuft erfreulich gut“, resümiert Eigentümerin Simone Hacker. © WP | Michael Kleinrensing

Über eine Sache ärgert sich die Einzelhändlerin besonders: „Wer zum Beispiel in der Mittelstraße einen Shop neu eröffnen möchte, muss aufgrund des Innenstadt-Förderprogramms nur einen Bruchteil der früheren Pacht für die Fläche zahlen. Aber die Bestandsmieter, die gucken in Sachen Unterstützung in die Röhre.“

Viele Vermieter bleiben stur

Und trotz Fördergeldern würden etliche neue Pächter nach nur wenigen Monaten schon wieder die Segel streichen. Statt in puncto Miete mit sich reden zu lassen und die Pacht zu senken, blieben viele Vermieter stur und nähmen lieber einen vielleicht mehrmonatigen Leerstand in Kauf, „da läuft doch etwas falsch“, schüttelt Simone Hacker den Kopf.