Hohenlimburg. Eine Gruppe von Hohenlimburgern will die Schließung ihrer Buchhandlung im Ort nicht hinnehmen - und organisiert eine Rettungsaktion.
Zugegeben, in einen Stiefel passte jenes Geschenk nicht, mit dem Ursula Heering am Nikolaustag bedacht wurde. Dennoch saß sie am 6. Dezember sichtlich gerührt in ihrer Buchhandlung. Grund dafür ist eine Gruppe von engagierten Hohenlimburgern, die ihrem von der Schließung bedrohten Laden nichts weniger schenken als eine Perspektive für die Zukunft.
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Geschäftsführerin hört auf
„Für mich ist es das schönste Weihnachtsgeschenk“, sagt Ursula Heering, die seit 34 Jahren als Buchhändlerin in Hohenlimburg arbeitet und vor neun Jahren die Geschäftsführung der Buchhandlung in der Hohenlimburger Fußgängerzone übernommen hat. Nachdem für die 64-Jährige klar war, dass sie ihr Geschäft zum Jahresende 2024 aus gesundheitlichen Gründen abgibt, hatte sie lange erfolglos nach einem Nachfolger gesucht. Doch fünf Hohenlimburger um den Initiator Stephan Schulte wollten ihre Buchhandlung - die einzige zwischen Hagen und Letmathe - nicht einfach sterben lassen. Sie taten sich zusammen, um den Betrieb langfristig zu erhalten.
„Wir wollen auch Anstoß geben für Andere, mutiger zu sein. Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es.“
Gesellschaft in Gründung
Die Innenstadt von Hohenlimburg liege ihnen am Herzen, sagt Schulte und erhofft sich eine Signalwirkung über die Ladentür hinaus in die Fußgängerzone, die schon lange mit Leerstand zu kämpfen hat. „Wir wollen auch Anstoß geben für Andere, mutiger zu sein“, sagt Schulte und schiebt ein bekanntes Zitat des Schriftstellers Erich Kästner hinterher: „Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es.“
Künftig wird die Hohenlimburger Buchhandlung von der gemeinnützigen „Buch + Kultur gGmbH“ betrieben. Dahinter stehen neben Hauptinitiator Stephan Schulte noch vier weitere Gesellschafter aus Hohenlimburg, wie Dr. Thomas Scheffler und Gunter Fessen sowie die Hagener Kanzlei Dr. Wehberg und Partner mbB, die zu den langjährigen Kunden der Buchhandlung zählt. Es sei ihnen ein Herzensanliegen, versichern sie.
„Wir sind überzeugt: Hohenlimburgs Innenstadt hat eine Zukunft - trotz der Herausforderung durch die Leerstände“, sagt Mitgesellschafter Gunter Fessen. Man wolle die Buchhandlung als lebendigen Ort der Begegnung und Inspiration erhalten, ergänzt Dr. Thomas Scheffler. So sollen künftig auch Lesungen und Bildungsprojekte in der Buchhandlung stattfinden, um den Laden über das reine Buchgeschäft hinaus als Treffpunkt zu etablieren.
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Unterstützung von Citymanagement
Unterstützung sichert bereits das Citymanagement Hohenlimburg zu. „Das ist eine fantastische Initiative, weil es zeigt, was möglich sein kann“, lobt Citymanagerin Anne Kraft die Anpack-Mentalität aus der Bürgerschaft. „Dieses Projekt könnte beispielhaft für andere Städte sein.“
Aktuell befindet sich die gemeinnützige Gesellschaft in Gründung, zum 1. Januar 2025 soll sie aber die Buchhandlung kaufen und den Betrieb weiterführen. Der Name „Hohenlimburger Buchhandlung“ bleibt ebenso erhalten wie die beiden bisherigen Mitarbeiterinnen. Eine dritte Angestellte, die das Ausscheiden von Chefin Ursula Heering kompensiert, wird aktuell von den Gesellschaftern gesucht.
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Gesellschafter tragen Risiko
Die nötige Anschubfinanzierung für die „Buch + Kultur gGmbH“ stehe bereits, sagt Hauptinitiator Stephan Schulte, der für verschiedene deutsche Unternehmen im kaufmännischen Bereich gearbeitet hat. Er wird auch die Geschäftsführung der neuen Gesellschaft übernehmen. Sollten Gewinne anfallen, werden diese wieder in den laufenden Betrieb der Buchhandlung investiert.
Allerdings: „Die Zahlen sind schwierig“, weiß der Hohenlimburger, der sich derzeit in die durch Onlinehandel und digitale Angebote unter Druck stehende Buchbranche einarbeitet. „Das unternehmerische Risiko liegt bei den Gesellschaftern.“ Sie sehen es als Investition in ihre Heimatstadt, nehmen ihre Hohenlimburger Landsleute aber auch in die Verantwortung: Denn letztlich entscheide der Umsatz darüber, ob die einzige Buchhandlung im Ort langfristig überlebt oder nicht. „Es steht und fällt mit der Resonanz.“
Bei der Übergabe ihres Geschäftsbetriebes an die neuen Gesellschafter will Buchhändlerin Ursula Heering in den kommenden Wochen tatkräftig mitwirken, sagt sie: „Da wartet noch reichlich Arbeit, bevor ich mich verabschieden kann.“