Hagen. Gott sei Dank muss die Riesenbrücke am Volmeabstieg in Hagen nicht gesperrt werden. Probleme gibt es wahrlich genug.

Wenn man die nicht abreißenden Nachrichten über gesperrte, marode oder nur eingeschränkt nutzbare Straßenbrücken in und um Hagen herum verfolgt, könnte man meinen, die Infrastruktur stehe kurz vor dem Kollaps. Denn es ist ja so, dass jede neue Problem-Brücke die Belastung anderer Brücken und Straßen verschärft und deren Abnutzung forciert.

Das hervorstechendste Beispiel ist sicherlich die Rahmedetalbrücke auf der A45 bei Lüdenscheid. Seitdem dieses Bauwerk vor fast drei Jahren gesperrt wurde, haben sich die Verkehrsteilnehmer Alternativen gesucht, um ihr Ziel zu erreichen: Land- und Kreisstraßen, Schleichwege, Ausweichstrecken. Dass diese eine solche Zusatzbelastung gar nicht verkraften können, bewies und beweist immer noch die Lage auf der B54 im Volmetal, die zeitweise nur einspurig bzw. gar nicht zu befahren war.

Infrastruktur sträflich vernachlässigt

Aber auch in Hagen hat sich die Lage spätestens seit der Sperrung der Altenhagener Hochbrücke zugespitzt. Seitdem rollen weniger Fahrzeuge durch die Finanzamtsschlucht, dafür hat das Aufkommen am Ischeland enorm zugenommen. Der Verkehr wird ja nicht weniger, wenn eine Strecke gesperrt wird, die Leute müssen ja auch weiterhin zur Arbeit oder zu wichtigen Terminen und suchen sich eben Umwege, um durchzukommen. Zudem besteht in Hagen und Umgebung aufgrund der wirtschaftlichen Struktur eine hohe Belastung durch den Schwer- und Schwerlastverkehr. 

Jahrelang wurde die dafür notwendige Infrastruktur sträflich vernachlässigt, haben Politik und Behörden ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Die Situation ist jener im Gesundheitssektor vergleichbar, wo sich mit Ausbruch der Corona-Krise herausstellte, dass Deutschland auf eine solche Ausnahmesituation in keiner Weise vorbereitet war.

„Nicht immer so bedient, wie es wünschenswert gewesen wäre“

Das Verwaltungsversagen wird häufig kaschiert. Desto erfreulich ist eine Stellungnahme auf der Internetseite des Landesbetriebs Straßen NRW, wo es mit erfreulicher Ehrlichkeit heißt, dass Investitionen in Brücken des sogenannten nachgeordneten Netzes (gemeint sind die Verkehrswege abseits der Autobahnen) unterblieben seien: „Dies betrifft insbesondere die Region Südwestfalen, da ein Großteil der knappen Personalressourcen im konstruktiven Ingenieurbau im sechsstreifigen Ausbau der A45 und dem damit verbundenen vorgezogenen Ersatzneubau der Talbrücken gebunden waren. Aus diesem Grund konnten beispielsweise erhaltungsbedürftige Bauwerke im nachgeordneten Netz nicht immer so bedient werden, wie es wünschenswert gewesen wäre.“

Die Quittung bezahlen in erster Linie Pendler, Berufskraftfahrer und alle diejenigen, die an einer der hochbelasteten Umleitungen ihr Zuhause haben.