Hagen. Die Fernuni Hagen eröffnet das „Immersive Collaboration Hub“. Firmen, Schulen und mehr sollen es nutzen können. Was dahintersteckt:
Virtuelle Realität, authentische Hologramme, der Mensch als Teil digitaler Präsentationen. Vieles von dem hat man jahrelang nur in Berichterstattungen über Messen gesehen, die einen Blick in eine digitale, in eine künstlich-intelligente Zukunft werfen wollen. In Hagen ist diese Zukunft nun Realität. Die Fernuni hat ihren einstigen Bibliotheks-Lesesaal in das sogenannte „Immersive Collaboration Hub“ umgebaut. Kurz: „ICH“. Ein physischer Ort zum gemeinsamen Entdecken und Erproben von Technologien der „Virtual und Augmented Reality“ (VR/AR)
Im Eingangsbereich, den man über den Haupteingang der Bibliothek auf dem Campusgelände erreicht, steht ein faszinierender holographischer Körperscanner. Fernuni-Rektorin Ada Pellert begrüßt einen darin so, als stünde die Wienerin direkt vor einem. Die innovative Technologie ermöglicht es, Menschen holographisch zu projizieren. Direkt daneben kann man seinen Körper einscannen lassen. Die Maschine macht in einer Sekunde 210 Fotos von einem.
Wenige Meter weiter bildet der Tracking- und Experimentierraum das Herzstück für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im „ICH“ rund um VR und AR. Tracking-Technologien, darunter Sensoren und Marker, stehen hier. Sie ermöglichen es, Bewegungen präzise zu erfassen und immersive Erlebnisse zu schaffen. Immersiv bedeutet einbettend, eintauchend. Der Mensch kann hier in jeder darstellbaren Welt bewegt werden, was für viele Forschungen wichtig sein kann.
Auch für die Öffentlichkeit zugänglich
Die benachbarte „Projection Wall“ (eine Projektionswand) ist eine einseitig offene und einsehbare Wand, die dank hochmoderner Beamer-Technologie eine faszinierende 3D-Welt projizieren kann - von der der Mensch direkt Teil wird. Diese Fläche eröffnet neue Dimensionen für kreative Präsentationen, Lehrmethoden und Erlebnisse.
In einem „Content Creation Lab“, einer Bürofläche mit Hochleistungsrechnen, stehen zur Inhaltserstellung zwei Photogrammetrie-Scanner bereit, die es ermöglichen, reale Objekte digital zu erfassen, nachzubearbeiten und in virtuelle Welten zu transferieren.
„Das hier ist ein Begegnungsort, das ist Lehre auf dem nächsten Level. Der Mensch lernt am besten, wenn er mit allen Sinnen angesprochen wird. Dadurch, dass dies hier ein Hub, also eine Art Drehkreuz ist, steht es auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Wir haben schon jetzt 30 Buchungen, obwohl wir erst am Samstag eröffnen.“
Der Wirtschaftsinformatiker Thomas Ludwig hat die Professur für Bildungstechnologie im Forschungsschwerpunkt „Arbeit, Bildung, Digitalisierung“ an der Fernuniversität inne und das Konzept für den Hub entwickelt. „Das hier ist ein Begegnungsort, das ist Lehre auf dem nächsten Level. Der Mensch lernt am besten, wenn er mit allen Sinnen angesprochen wird. Dadurch, dass dies hier ein Hub, also eine Art Drehkreuz ist, steht es auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Wir haben schon jetzt 30 Buchungen, obwohl wir erst am Samstag eröffnen.“
So gibt es zum Beispiel schon eine Zusammenarbeit mit der Kreishandwerkerschaft. Thomas Ludwig verweist darauf, dass in großen deutschen Kliniken längst mit der Unterstützung von VR-Brillen operiert wird. „Alle Branchen, Firmen oder auch Schulen sind hier hin herzlich eingeladen, um Veranstaltungen zu machen, gemeinsam zu lernen, Workshops zu halten oder Projekte in die digitale Welt umzusetzen.“
Lehrer könnten hier beispielsweise im Umgang mit VR-Brillen geschult werden. „Damit es nicht so läuft wie beim Digitalpakt, als man viel Hardware in die Schulen gesteckt hat, aber sich nicht um Qualifikation gekümmert hat“, sagt Thomas Ludwig. „Wir möchten im Hub Praxispartner aus Wirtschaft, Handwerk und Bildung mit Wissenschaft zusammenbringen und ihnen den Einstieg in immersive Technologie- und Anwendungskonzepte ermöglichen.“ Von hier aus könne über Schulungsprogramme ein Transfer in die Wirtschaft erfolgen. Für Lehre und Forschung steht das „ICH“ auch zur Verfügung.
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Digitale Zeugenbefragung
Ein Workshop findet zum Beispiel Ende September für die juristische Ausbildung statt. Grundlage eines neuen Trainingsprogramms ist dann ein virtueller Gerichtssaal, in den die Probanden mittels VR-Brille eintauchen. Dort treffen sie auf einen Avatar, den sie als Zeugen eines Verkehrsunfalls befragen können.
„Der Avatar ist mit der Künstlichen Intelligenz von ChatGPT gekoppelt und wurde zuvor durch umfangreiche Befehle zu einem fiktiven Unfall und zu seiner Zeugenrolle instruiert. Ihm können per Spracheingabe Fragen gestellt werden, auf die er entsprechend reagiert.“
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Das „ICH“ wird am kommenden Samstag mit einem Festakt eröffnet und steht im Anschluss auch für Buchungen bereit (Kontakt unter 02331/9874719 oder an thomas.ludwig@fernuni-hagen.de).