Hagen. Überraschend gibt die Hagener Fernuni bekannt, dass die Rektorin das Haus verlässt. Die Hintergründe
Seit 2016 stand Ada Pellert an der Spitze von Deutschlands einziger staatlicher Fernuniversität in Hagen und war im September 2021 für die vierjährige Periode von März 2022 bis März 2026 wiedergewählt worden. Die Universität Klagenfurt hat am 6. Februar nun bekannt gegeben, dass Pellert die Nachfolge des amtierenden Rektors Oliver Vitouch antreten wird.
In einer persönlichen Erklärung erläutert die 61-jährige österreichische Wirtschaftswissenschaftlerin die Gründe für ihren Wechsel: „Ich beende meinen Vertrag an der Fernuniversität 15 Monate früher als ursprünglich geplant. Diesen Schritt setze ich nicht leichten Herzens.“ Es sei, so Pellert in ihrer Erklärung, auch keine Entscheidung gegen die Fernuniversität, sondern für die Chance, nach 15 Jahren in Deutschland die Leitung einer Universität in ihrer alten Heimat Österreich übernehmen zu können.
Weg führt zurück in die Heimat
„Die Universität Klagenfurt ist die Universität, an der ich habilitiert habe. Als Tochter einer Essenerin habe ich in den letzten Jahren die mütterlichen Spuren in NRW erkundet, nun folge ich den Spuren meines Klagenfurter Vaters.“ Und weiter: „Ich habe die acht Jahre als Rektorin der Fernuniversität sehr genossen und werde auch dieses letzte neunte Jahr mit voller Kraft gestalten. Ich weiß aber die Universität in guten Händen vieler engagierter Kolleginnen und Kollegen in allen Bereichen.“
Die Mission der Fernuniversität sei so wichtig wie noch nie, sie nehme sich dieser auch weiter entschlossen an und sei stolz, einen Teil dieser erfolgreichen Entwicklung mitgestaltet haben zu dürfen. „Das ist auch jetzt noch nicht zu Ende: Gemeinsam mit allen an der Fernuniversität möchte ich auch in diesem Jahr die eine oder andere Weiterentwicklung gut auf den Weg bringen. Darauf freue ich mich.“
Verfahren zur Neubesetzung
Das Verfahren zur Neubesetzung des Amts der Rektorin oder des Rektors ist in der Grundordnung der Hagener Fernuniversität festgelegt: Nach einer öffentlichen Ausschreibung wählt eine Findungskommission geeignete Bewerberinnen und/oder Bewerber aus, die sich einer Hochschulwahlversammlung zur Wahl stellen. „Wann dieses Verfahren durchgeführt wird, wird die Fernuniversität zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben“, heißt es in einer Erklärung.
Zum Hintergrund: Am Dienstagabend hatte die Universität Klagenfurt bekannt gegeben, dass Pellerts Vorgänger Oliver Vitouch ab Ende November nicht mehr Rektor der Hochschule sein werde. Der Universitätsrat hatte in seiner Sitzung am Dienstag Ada Pellert zur neuen Rektorin gewählt – es gab noch zwei Mitbewerber. Die Entscheidung fiel einstimmig in einer geheimen Abstimmung.
„Pellert bringt sehr viel Führungserfahrung und auch ein großes Netzwerk nach Klagenfurt mit. Von Bedeutung war auch ihre große Team-Erfahrung“, ließ sich Werner Wutscher, Vorsitzender des Universitätsrates, von den Medien in Österreich zitieren. Er sei überzeugt, dass die neue Rektorin in der Region mit allen „sehr gut zusammenarbeiten“ werde: „Bei vielen sehr guten Bewerbungen war klar, dass sie die Beste war.“
Sitzung wurde vorverlegt
Pellert freut sich in einer ersten Reaktion nach der Wahl auf ein „inspirierendes Miteinander am beeindruckenden Universitätscampus“. Die Uni Klagenfurt kennt sie gut. Im Jahr 1998 habilitierte sie sich im Bereich Organisationsentwicklung mit dem Schwerpunkt auf Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen. Bis 2005 war sie zudem außerordentliche Universitätsprofessorin in der Abteilung Hochschulforschung.
Der Universitätsrat hätte ursprünglich erst am 8. März zur entscheidenden Sitzung zusammenfinden sollen, aufgrund der frühzeitigen Entscheidung des Senats wurde diese auf den 6. Februar vorverlegt. Von politischer Seite gratulierte noch am Abend Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer der designierten Rektorin. Ihre Wahl sei mit einem großen Vertrauensvorschuss verbunden. In Richtung des scheidenden Rektors meint Köfer in einer Pressemitteilung: „Oliver Vitouch hat der Uni Klagenfurt immer wieder Angriffspunkte geliefert und ist mit teilweise zweifelhaften und diskussionswürdigen Äußerungen und politischen Positionierungen aufgefallen.“