Hohenlimburg. Björn Schlese unterrichtet Physik und Mathe am Gymnasium Hohnelimburg – und wird von seinen Schülern gefeiert. Sie bringen ihn nun ins Fernsehen:
Er unterhält seine Schüler im Physikunterricht gerne mit halsbrecherischen Experimenten und zockt daheim viel am Computer: Björn Schlese ist Lehrer am Gymnasium Hohenlimburg und kommt bei seinen Schülerinnen und Schülern mit seiner lockeren Art gut an. Dafür haben sie ihn als “Held des Alltags“ für das ZDF-Mittagsmagazin („Mima“) vorgeschlagen. Mit Erfolg: Moderator Cherno Jobatey hat den Lehrer im Unterricht überrascht und ihm den Preis verliehen.
Vor der Ausstrahlung des Beitrags im Fernsehen (10. Oktober, zwischen 13 und 14 Uhr im ZDF) erreichen wir Björn Schlese am Telefon.
Wie war das, als sie zum „Mima Helden des Alltags“ gekürt wurden?
Die Schüler waren im Unterricht und haben mich lautstark begrüßt, wie ich das immer mache. Ich schreie immer „Moin, Moin“ und sie schreien „Moin Moin, Herr Schlese“ zurück. Dann standen da schon hundert Schaumküsse auf dem Tisch als Pyramide, und von der Seite sprang der ZDF-Moderator Cherno Jobatey auf mich zu und gratulierte mir. Das prasselte alles auf mich ein, und ich habe es locker runtergespielt. Wir Lehrer sind ja auch nur Schauspieler.
Und das waren ihre ehemaligen Schüler?
Das waren Schüler damals aus der 6. Klasse, die zum ersten Mal Physik bei mir hatten. Die sind inzwischen in der 7. Klasse. Zusätzlich waren noch einige Schüler dabei, die jetzt in der achten Klasse sind und von denen ich damals als Klassenlehrer in der sechsten Klasse auch auf Klassenfahrt war. Ich mache auch gerne Späße mit den Schülern. Zum Beispiel hatte sich ein Schüler auf der Klassenfahrt eine Wassermelone gekauft. Die haben wir dann ausgehöhlt, wie Schutzhelme aufgesetzt und sind aufeinander zugelaufen.
Während der Klassenfahrt war das?
Ja, genau. Ich mache sowas gerne mit.
Es ist Ihnen auch als Lehrer wichtig, ein bisschen Kind zu bleiben, oder?
Ja, ich nenne mich immer „das größte Spielkind, das es überhaupt gibt“. Ich spiele viel am Computer, baue mit Klemmbausteinen große Bauwerke und habe einfach Spaß an meinem Beruf als Lehrer. Ich arbeite gerne mit den Kindern und vielleicht deshalb, weil ich so authentisch rüberkomme, haben die auch mehr Spaß.
Sie sind 36 Jahren alt und damit auch noch nicht so weit weg von der Generation...
Genau, aber wir haben hier generell ein sehr junges Kollegium am Gymnasium Hohenlimburg seit den vergangenen Jahren.
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Jetzt war ich als Schüler noch nicht bei Ihnen im Unterricht. Sie sollen im Physikunterricht aber spannende Experimente machen bei „Schlese in Gefahr“. Wie muss man sich das vorstellen?
Das sind Experimente, die nicht zum normalen Lehrplan gehören. Die sind etwas gefährlicher und die Schüler dürfen sie nicht machen, sie sehen diese Experimente aber unheimlich gerne. In der 6. Klasse lege ich den Unterricht so, dass ich zehn Minuten vor Schluss noch Zeit habe dafür.
Wie sehen diese Experimente aus?
Ich spanne zum Beispiel eine Gurke mit zwei Nägeln zwischen zwei Tesla-Coils und dann jage ich da Strom durch. Dann hat man eine Gurke als Glühlampe. Vorne im Fachraum kann ich unter Schutzbeaufsichtigung diese Experimente vormachen. Oder zwei Platten mit zehntausend Volt aufladen, um Überschlagblitze zu haben, womit ich mich dann auch selber „unter Strom setze“.
Es passiert, dass sie sich selbst unter Strom setzen?
Ja, das gehört dazu. Dafür ist man Physiklehrer (lacht).
Und auch das leidige Fach Mathe schaffen sie, den Schülern interessant zu vermitteln? Das ist doch ein Kampf, oder?
Ich empfand es bisher nicht als Kampf. Es gibt eben Schüler, die es schwieriger haben als andere. Aber wenn man diese Schüler unterstützt, dann klappt das auch. Ich weiß nur nicht, was ich da anders mache als die Kollegen.
Sie scheinen bei Schülern einen Nerv zu treffen...
...wie auch immer ich das schaffe. Ich bin der Meinung, ich mache im Unterricht nichts besser oder schlechter als andere Kollegen und es gibt genug, die es genauso gut können. Die Kollegin Pfeil zum Beispiel, die das Fach Nachhaltigkeit bei uns entwickelt hat und damit deutschlandweit unterwegs ist, weil es als neues Fach eingeführt wird.
Die Ehrung im ZDF-Mittagsmagazin ist bisher wohl das Größte, was sie in ihren sechs Jahren am Gymnasium Hohenlimburg erlebt haben, oder?
Ja, das Fernsehen kommt ja nicht alle Tage.
Und sie werden sich die Ausstrahlung ihre Ehrung vor dem Fernseher anschauen?
Ja, sehr wahrscheinlich – und dann peinlich berührt sein, weil ich mich während der Aufzeichnung damals bestimmt wieder um Kopf und Kragen geredet habe (lacht).
Kannten sie die Rubrik „Mima Helden des Alltags“ vorher?
Nein, kannte ich nicht. Ich habe es dann kennengelernt und war auch da peinlich berührt, wenn ich überlege, was andere Leute gemacht haben, die diesen Preis vor mir erhalten haben. Da sind doch einige Leistungen dabei, die viel mehr Wert sind als das, was ich als einfacher Lehrer mache.
Was haben Sie als „Mima-Held“ bekommen?
Ich habe eine Anstecknadel bekommen.
Und die werden sie nun täglich im Unterricht tragen...
Nicht jeden Tag, ich möchte ja nicht meine ganze Kleidung durchlöchern. Aber ab und zu nehme ich sie mit.
Letzte Frage: Sie haben gesagt, Sie spielen privat gerne am Computer und mit Klemmbausteinen. Was spielen und was bauen Sie gerade?
Bei Klemmbausteinen will ich bald anfangen mit Burg Hohenzollern von Bluebrixx. Und was das Spielen am PC angeht, da mag ich Strategiespiele wie „Civilization“. Außerdem freue ich mich auf die „Stronghold Definitive Edition“, die kommt bald raus (Strategiespiel über Burgenbau im Mittelalter, Anm.d.R.).
Danke, dass sie sich für ein Interview am Telefon zur Verfügung gestellt haben!
Kein Problem dafür musste der Zahnarzt nun warten.