Hagen. Die halbnackte „Kaffeepflückerin“ hat für Streit gesorgt. Jetzt bekommt das Buntglasfenster von Hans Slavos einen neuen Platz. Die Fakten:

Neues vom Campus der Fernuni: „Ich bin froh, dass die historischen Buntglasfenster in Kürze wieder unverhängt und für die Öffentlichkeit sichtbar ausgestellt werden“, sagt Christian Isenbeck, Geschäftsführer der Elbershallen, und spielt damit auf die Kunstwerke des Hagener Künstlers Hans Slavos an, die seit 2022 im Gebäude 3 der Fernuniversität Hagen hängen. Eines der Bilder wird in Kürze im „Café Hand-Werk“ bei Elbers platziert, das zweite Motiv eventuell im Theater an der Volme.

Heiße Debatte

In der Fernuni hatten die Kunstwerke für hitzige, öffentliche Diskussionen gesorgt. Der Grund: Eines der Buntglasfenster zeigt eine barbusige, indigene Kaffeepflückerin. Aufgrund der kontroversen Debatte entschied sich die Fernuni, das Kunstwerk mit einer satinierten Glasscheibe zu verhängen, sodass die Figuren je nach Betrachtungsweise und Lichteinfall nur schemenhaft zu sehen waren.

Das Buntglasfenster des Hagener Malers und Grafikers Hans Slavos wird hinter einer Milchglasscheibe versteckt.
Das Buntglasfenster des Hagener Malers und Grafikers Hans Slavos wird hinter einer Milchglasscheibe versteckt. © WP | Michael Kleinrensing

In einer Diskussionsveranstaltung an der Fernuni im Januar 2024, die der Hagener Heimatbund und die Hochschule gemeinsam initiiert hatten, wurde besonders um den Kunstbegriff, (Post-)Kolonialismus, Rassismus und Sexismus (und die unterschiedlichen Perspektiven darauf) diskutiert. Am Ende wurde beschlossen, einen neuen Ausstellungsort für die Werke zu suchen.

Zahlreiche  Besucher nahmen an der Podiumsdiskussion in der Fernuni teil.
Zahlreiche Besucher nahmen an der Podiumsdiskussion in der Fernuni teil. © WP | Michael Kleinrensing

Zum Hintergrund: Die beiden historischen Buntglasfenster, die Hans Slavos 1956 schuf, stammen aus der ehemaligen Geschäftszentrale der Firma Hussel in Hagen und wurden dort auf Initiative des Hagener Heimatbundes ausgebaut und der Fernuni als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Die Suche des Heimatbundes und der Bildungseinrichtung nach einem neuen Ort und die Gespräche dazu in den vergangenen Monaten seien schließlich erfolgreich gewesen, teilt die Fernuni in einem Schreiben mit.

Adäquate Ausstellungsplätze

Die Bilder würden demnächst in den Elbershallen, dem Gastro- und Kreativquartier in der Innenstadt, aufgehängt. „Wir übernehmen die Kunstwerke und stellen adäquate Ausstellungsplätze zur Verfügung“, bestätigt Christian Isenbeck auf Nachfrage der Stadtredaktion.

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Der Schreiner Bernhard Lösewitz von der Firma Gimbel hat am Donnerstag, 29. August, die beiden Bilder samt der fragilen Bleiverglasung abgenommen; sie werden nun in der Schreinerei im Lennetal zwischengelagert und in wenigen Wochen bei Elbers aufgehängt.

Schreiner der Firma Gimbel im Lennetal bauen die Buntglasfenster, die für Diskussionen gesorgt haben, in der Fernuniversität Hagen ab. Links im Bild ist  Historiker Fabian Fechner zu sehen. 
Schreiner der Firma Gimbel im Lennetal bauen die Buntglasfenster, die für Diskussionen gesorgt haben, in der Fernuniversität Hagen ab. Links im Bild ist Historiker Fabian Fechner zu sehen.  © WP | FernUniversitaet in Hagen

Milchglasscheibe wird im Fernuni-Archiv eingelagert

„Die Milchglasscheibe ist in der Fernuni geblieben, sie soll dort wohl im Archiv eingelagert werden“, sagt Christian Isenbeck. Jenes Bild, das eine stilisierte Kaffeepflanze zeigt, soll im Café Hand-Werk an der Wand, an der bereits zwei Slavos-Werke hängen, sichtbar werden. Über das Bild mit der barbusigen Kaffeepflückerin werden noch Gespräche mit dem Vorstand von Bethel - das Café wird von der kirchlichen Einrichtung geleitet - geführt. „Entweder wird die Kaffeepflückerin ebenfalls im Gastrobetrieb aufgehängt oder im Theater an der Volme“, verspricht Isenbeck.