Hagen-Mitte. Wie es zur Rettung der alten Buntglasfenster aus der früheren Hussel-Zentrale in Hagen-Eilpe gekommen ist und welche Gelder geflossen sind.
Nicht nur ein Stück Hagener (Handels-)Geschichte ist gerettet, sondern auch das Café Hand-Werk auf dem Elbersgelände wurde schmuckvoll aufgewertet. Die Rede ist von einem farbenprächtigen, dreiteiligen Bleiglasfenster, das aus der ehemaligen Hussel-Zentrale in der Eilper Straße 115 ausgebaut und in besagtem Café, das von Bethel Regional betrieben wird, aufgehängt wurde.
Kunst am Bau von Hans Slavos
Weitere Kunst am Bau von Hans Slavos (1900-1969) fand man am alten Hagener Rathaus - dort hatte der Künstler 1946 dekorative Glasfenster eingesetzt. 1951 entstand für das Fichte-Gymnasium ein Sgraffito (besondere Putztechnik). Die Andachtshalle des Remberg-Friedhofs ziert bis heute ein großformatiges Glasbild.
Das 1,90 x 2,60 Meter große Triptychon des Hagener Künstlers Hans Slavos, das die Kaffee-Ernte und den Transport von El Salvador zeigt (Firmengründer Rudolf Hussel war Ehrenkonsul von El Salvador und röstete in der Eilper Straße auch Kaffeebohnen), passt thematisch gut in das gemütliche Café in der Dödterstraße 10.
Zum Hintergrund: Die Familie Hussel hat den Gebäudekomplex in Eilpe – das ehemalige Lager- und Verwaltungsgebäude wurde als solches seit Jahren nicht mehr genutzt – Anfang des Jahres an den Hagener Unternehmer Bastian Bender verkauft. Bender will dort unter anderem neue Büroflächen schaffen.
Triptychon restauriert
Bastian Bender hatte versichert, dem Wunsch der Familie Hussel, die alten Buntglasfenster des Gebäudes zu retten, nachzukommen. Der Hagener Heimatbund sowie der Fachbereich „Geschichte Europas in der Welt“ der Hagener Fernuni (der Fachbereich beschäftigt sich u.a. mit dem Thema „Koloniale Vergangenheit der Stadt Hagen“) erklärten sich bereit, bei der Rettung der Buntglasfenster behilflich zu sein, sprich, nötige Gelder zu beschaffen und einen geeigneten neuen Aufhängeort zu finden.
Vorsichtig wurde das Hauptbild, das besagte Szene in einem sonnendurchfluteten südamerikanischen Hafen zeigt, von einem Glaser ausgebaut und transportiert. „Die alten U-Profile waren verrostet und so instabil wie ein Pudding“, blickt Jens Bergmann, Vorsitzender des Hagener Heimatbundes, zurück.
Aber alles lief glatt – die Kunstglaserei Pohl aus Sprockhövel restaurierte das Triptychon und fasste es neu mit einem Messing-Profil ein. Die Tischlerei Ernst baute zeitgleich drei Lichtkästen, dadurch konnte das dreiteilige Fenster an der Wand des Cafés installiert werden.
Christian Isenbeck, Geschäftsführer der Elbershallen, hatte den Kontakt zu Bethel Regional hergestellt. Er freut sich, genau wie Bethel-Bereichsleiter Stefan Linse, über die kunstvolle Aufwertung des Cafés, „das dekorative Fenster passt hervorragend zum gemütlichen Ambiente des Cafés Hand-Werk“, resümiert Isenbeck zufrieden.
Weitere Fenster gerettet
Aber zurück zur Finanzierung der „Rettungsaktion“: „Wir haben bei der Bezirksregierung in Arnsberg einen Heimat-Scheck beantragt“, erklärt Jens Bergmann. Dem Antrag auf Förderung wurde stattgegeben, woraufhin vom Heimatministerium 2000 Euro nach Hagen flossen. Eine Privatspende über 500 Euro ging ein, außerdem steuerte die Bezirksvertretung Mitte 5500 Euro bei. Mit den zur Verfügung stehenden 8000 Euro konnten Transport, Restaurierung der Fenster sowie deren Einbau bezahlt werden.
Drei weitere, kleinere Fenster wurden ebenfalls mit Unterstützung des Hagener Heimatbundes gerettet. Sie sollen demnächst in der Fernuni aufgehängt werden. „Und eines der Fenster soll in der für Frühjahr 2021 geplanten Fernuni-Ausstellung über Kolonialismus gezeigt werden“, so Jens Bergmann.