Hagen-Wehringhausen. Schade: Die Nacht der langen Tische und der Tag der offenen Hinterhöfe lockten viele Leute nach Hagen-Wehringhausen. Nun nicht mehr. Die Gründe:

Echt traurig: Zwei in Wehringhausen überaus beliebte Veranstaltungen finden in diesem Jahr nicht statt. Die Rede ist vom „Tag der offenen Hinterhöfe“, der stets kurz vor oder nach den Sommerferien auf die Beine gestellt wurde, sowie von der „Nacht der langen Tische“ auf der Lange Straße. Nicht finanzielle Engpässe oder das Wegbrechen von Fördergeldern führen zu dem Entschluss, die Veranstaltungen nicht mehr zu stemmen, sondern schlichtweg fehlende „Manpower“.

Auch das „Erzählcafé Altes Backhaus“ hat in den vergangenen Jahren im Rahmen der Veranstaltung „Tag der offenen Hinterhöfe“ seinen Garten für Besucher geöffnet.
Auch das „Erzählcafé Altes Backhaus“ hat in den vergangenen Jahren im Rahmen der Veranstaltung „Tag der offenen Hinterhöfe“ seinen Garten für Besucher geöffnet. © WP | Michael Kleinrensing

Viele sind aus Wehringhausen weggezogen

Stephan Peddinghaus vom „Grünen Stern Wehringhausen“ (der Verein engagiert sich mit eigenen sozialen Projekten im Stadtteil) bestätigt auf Nachfrage der Stadtredaktion Hagen, dass es die beliebte Veranstaltung „Tag der offenen Hinterhöfe“, die 16 Jahre im Quartier stattfand, zumindest in diesem Sommer nicht geben wird. „Es war immer ein tolles Event, aber mittlerweile sind viele, die einen besonderen Garten hatten und sich beteiligt haben, aus Wehringhausen weggezogen. Die Gärten stehen für eine temporäre Öffnung für Besucher also gar nicht mehr zur Verfügung.“ Andere Teilnehmer würden sich mittlerweile zu alt fühlen, ihre Gärten für jedermann zu öffnen, „das muss man akzeptieren“, unterstreicht Stephan Peddinghaus.

Immer schwieriger, Leute fürs Ehrenamt zu begeistern

An fehlendem Geld oder Fördermitteln läge es nicht, „aber bisher wurde die Veranstaltung immer von Ehrenamtlichen gestemmt, wenn die aber nicht mehr zur Verfügung stehen, wird die Durchführung unmöglich“. Bürger beim Ehrenamt zu halten oder neue, jüngere Leute für ehrenamtliche Tätigkeiten zu gewinnen, sei in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, „fast niemand will mehr Verantwortung übernehmen“. Ob die Veranstaltung in den kommenden Jahren noch mal stattfindet, steht derzeit in den Sternen.

Viele Jahre war der „Tag der offenen Hinterhöfe“ ein fester Bestandteil  im Wehringhauser Veranstaltungsprogramm. Das Foto ist 2017 entstanden.
Viele Jahre war der „Tag der offenen Hinterhöfe“ ein fester Bestandteil im Wehringhauser Veranstaltungsprogramm. Das Foto ist 2017 entstanden. © WP

Aufwand für wenige Schultern zu groß

Ähnlich sieht es bei der Veranstaltung „Nacht der langen Tische“ aus: Das beliebte Open-Air-Event, das stets kurz nach den Sommerferien auf der Lange Straße mitten im Quartier Wehringhausen stattfand und von den dortigen Anwohnern beinahe durchweg positiv aufgenommen wurde, findet in diesem Sommer nicht statt. „Der Aufwand ist einfach zu groß für so wenige Schultern, die das Event stemmen“, bringt es Christian Grüner auf den Punkt. Er ist Eigentümer des Fair-Sicherungsladens an der Lange Straße und seit Jahren in der Händler- und Handwerkergemeinschaft „Wir in Wehringhausen“ aktiv.

Verschiedene Akteure beteiligt

Die Veranstaltung „Tag der offenen Hinterhöfe“ wurde bislang von verschiedenen Initiativen und der evangelischen Kirchengemeinde organisiert und durchgeführt, die „Nacht der langen Tische“ von der Händler- und Handwerkergemeinschaft „Wir in Wehringhausen“ gestemmt.

Das Schnurlos-Festival am Bismarckturm in Wehringhausen findet in diesem Jahr wie gewohnt statt, und zwar am 24. und 25. August.

An der „Nacht der langen Tische“ nahmen über Jahre etliche Wehringhauser Bürger teil. Es wurde zusammen gegessen, getrunken und sich über Dinge, die das Viertel betreffen, ausgetauscht. Das Foto stammt aus dem Jahr 2019.
An der „Nacht der langen Tische“ nahmen über Jahre etliche Wehringhauser Bürger teil. Es wurde zusammen gegessen, getrunken und sich über Dinge, die das Viertel betreffen, ausgetauscht. Das Foto stammt aus dem Jahr 2019. © Alex Talash | Alex Talash

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Zusammengehörigkeitsgefühl der Nachbarn gestärkt

Mehr als zehnmal hat die ohne Zweifel charmante Veranstaltung, die ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Nachbarn im Viertel stärkte, stattgefunden, Christian Grüner hat das Event häufig mitorganisiert, „doch zuletzt waren wir nur noch zu dritt, und uns drei Ehrenamtlichen ist alles über den Kopf gewachsen. Uns fehlen einfach die Kapazitäten“, so Grüner desillusioniert.

Ein Open-Air-Event, zu dem viele Bürger - und nicht nur Wehringhauser - strömten: die „Nacht der langen Tische“ auf der Lange Straße.
Ein Open-Air-Event, zu dem viele Bürger - und nicht nur Wehringhauser - strömten: die „Nacht der langen Tische“ auf der Lange Straße. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

An den Tischen stets entspannte Stimmung

Zu Bestzeiten hätten bestimmt 100 Bierzeltgarnituren die Lange Straße gesäumt, „es herrschte immer eine entspannte Stimmung, und es tut uns leid, dass es mit der ,Nacht der langen Tische‘ in diesem Sommer nichts wird, aber vielleicht ja wieder in den kommenden Jahren. Wir basteln an einem neuen Format“, blickt der Mit-Leib-und Seele-Wehringhauser verhalten optimistisch in die Zukunft.

Zehnmal Führungen angeboten

Das hofft auch Jürgen Quass-Meurer, Wehringhauser Bürger, der sich seit Jahren für den Stadtteil ins Zeug legt. Häufig sei er bei der ,Nacht der langen Tische‘ dabei gewesen, „und bestimmt zehnmal habe ich Führungen im Rahmen der ,Tage der offenen Hinterhöfe‘ durchgeführt“, erinnert sich Jürgen Quass-Meurer gern an die beiden beliebten Open-Air-Events zurück und ergänzt: „Bleibt für Wehringhausen und seine Bürger nur zu hoffen, dass es zur Adventszeit wenigstens noch die ,Nacht der 1000 Lichter‘ gibt.“