Hagen/Menden. Jenni Gröhlich konnte vor Schmerzen nicht mehr laufen. Sie dachte an einen eingeklemmten Nerv - doch fand Hilfe in der Klinik für Gefäßchirurgie in Hagen:
Jenni Gröhlich ist viel unterwegs. Als Roadie baute sie Konzertbühnen, für die Stadt Menden organisierte sie Stadtfeste und Märkte, als „Wertebotschafterin“ spricht sie an Schulen mit jungen Menschen über Demokratie, privat feuert der glühende Fußballfan im Dortmunder Signal-Iduna-Park den BVB an. Doch ihr rasantes Leben kam vor einem Jahr zum Stillstand. „Ich konnte nicht mehr laufen“, blickt die 58-Jährige mit Schaudern zurück.
Im Frühjahr ließ sie sich am Hagener St.-Josefs-Hospital operieren. Eine Operation, die half, dass Jenni Gröhlich heute wieder laufen kann. „Für mich haben die gezaubert“, sagt sie.
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Schmerzen in den Beinen
Dass mit ihren Beinen etwas nicht stimmt, das merkte Jenni Gröhlich erst langsam. „Im letzten Herbst hatte ich schon heftige Schmerzen in den Beinen, die gingen aber auch wieder weg.“ Ein willkommener Grund, nicht direkt den Weg zum Hausarzt zu suchen. Denn so oft ging sie ja nicht zum Arzt, gesteht die Mendenerin reuig. Doch die Schmerzen kamen wieder - und wurden stärker. Schritte schmerzten so stark, dass sich kalter Schweiß auf ihrer Stirn bildete.
„Ich wollte vom Hotel ins Restaurant, das war nicht weit weg. Aber der Schmerz in den Beinen war so stark, da habe mir einen Mietwagen für die paar Meter geholt. Das war mir fast peinlich.“
Sie erinnert sich an ein Erlebnis, da war sie in Berlin. „Ich wollte vom Hotel ins Restaurant, das war nicht weit weg. Aber der Schmerz in den Beinen war so stark, da habe mir einen Mietwagen für die paar Meter geholt. Das war mir fast peinlich.“ Sie erinnert sich an einen anderen Abend, da war sie auf der Party eines Freundes. „Ich habe den ganzen Abend nur auf einem Stuhl gesessen.“
Termin bei Gefäßchirurgie
Doch woher kamen die Schmerzen in ihren Beinen, die sich bis in den Rücken zogen? „Mein erster Gedanke war, da ist ein Nerv eingeklemmt.“ Auch ein Problem mit dem Rücken war für sie denkbar. Die Schmerzen wurden so groß, dass sie den Weg zu ihrem Hausarzt in Menden antrat. Der hat eine Diagnose ins Auge gefasst, die seine Patientin überraschte: „Er hat mich zur Gefäßchirurgie geschickt. Davon hatte ich vorher noch nicht gehört“.
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Verkalkung in Schlagadern
Die Klinik für Gefäßchirurgie am St. Josefshospital behandelt täglich verschiedene Erkrankungen an Gefäßen, Venen und Arterien. „Oft gehen Patienten mit Rückenschmerzen erstmal zum Orthopäden“, weiß Chefärztin Dr. Christiane Trube-Kallen. „Viele werden dann zu uns geschickt.“ Denn nicht selten liegen die Probleme nicht im Bewegungsapparat, sondern in den Blutbahnen, so wie in diesem Fall.
Dr. Trube-Kallen untersuchte die Arterien und Venen der Menderin und stellte fest, dass kaum noch Blut in ihren Beinen ankam. Bauch- und Beckenschlagadern waren verkalkt wie Rohre in einem Wohnhaus. „Hinter der Verkalkung beginnt der Schmerz, weil kaum noch Blut durchkommt.“
Diagnose: Arterielle Verschlusskrankheit. Keine seltene Krankheit, vielmehr ein Leiden, dass viele Menschen in Deutschland haben, gerade in höherem Alter. Bei den über 65-Jährigen leidet jeder Fünfte an dieser Krankheit, beziffert die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie. Weil jeder Schritt schmerzt, bleiben Betroffene auf der Straße häufig vor Schaufenstern stehen, aus Scham oder um sich abzulenken. Daher wird dieses Leiden im Volksmund auch „Schaufenster-Krankheit“ genannt.
Drahtgeflechte schaffen Abhilfe
Um die Blutbahnen im Unterleib von Kalk zu befreien, musste früher in einer Operation der Bauch um den Nabel herum aufgeschnitten werden. Die betroffene Schlagader wurde aufgeschnitten und ausgeschält, wie Chefärztin Dr. Trube-Kallen erläutert. Von der Operation blieb eine große Narbe. Bei Jenni Gröhlich war es nur ein kleiner Schnitt. Dank moderner Verfahren genügte ein kleiner Zugang in der Haut. Über einen kleinen Schlauch, groß wie ein Kugelschreiber, setzte Dr. Trube-Kallen mehrere Stents in die betroffenen Adern. Die winzigen Drahtgeflechte dehnten sich aus und drückten so den Kalk an die Innenwände der Adern, damit das Blut wieder fließen kann.
Keine Schmerzen mehr
Vor rund drei Monaten unterzog sich Jenni Gröhlich der Operation. Heute ist sie dankbar, den Schritt trotz der Risiken eines Eingriffs gewagt zu haben. Denn der Erfolg zeigte sich schnell, die Schmerzen sind weg. „Ich kann wieder laufen“, sagt Jenni Gröhlich und lächelt. Regelmäßig gehe sie zur Nachuntersuchung. Woher die Krankheit bei ihr kam - oder was sie zumindest begünstigt hat - darüber macht sich die 58-Jährige keine Illusionen. „Ich bin starke Raucherin“, sagt sie. Seit der Operation rauche sie aber weniger.
Rauche als Risikofaktor
Rauchen sei der größte Risikofaktor für Gefäßerkrankungen, erläutert Dr. Trube-Kallen, aber auch nicht der einzige: So könnten zum Beispiel auch Diabetes und Fettstoffwechselstörungen solche Erkrankungen begünstigen. Dennoch: „Sie sollten wirklich weniger rauchen“, flüstert die Chefärztin ihrer Patientin zu.