Breckerfeld. Die Basketball-Truppe „Grobmotoriker“ gibt es in Breckerfeld seit 30 Jahren. Wichtig ist nicht nur auf, sondern vor allem neben dem Platz.
Diese Reportage startet in der Kabine. Da, wo die Herren im besten Alter die Klamotten abstreifen, das Trikot und die Hosen anziehen und ihre Basketball-Schuhe schnüren. Einige mögen langsamer geworden sein - auf dem Feld. Was die Sprüche in der Kabine angeht, so hat sich die Rasanz in den letzten 30 Jahren nicht verändert.
Jörg Baumann ist der einzige, der den gesamten Zeitraum überblicken kann. Er ist das einzig verbliebene Gründungsmitglied einer Truppe im TuS Breckerfeld, die sich selbst gerne aufs Korn nimmt. Was schon im Namen deutlich wird: „Grobmotoriker“ nennen sie sich. Wohl auch, weil sie wissen, dass sie sich nicht mehr wie die Gazellen über den Hallenboden bewegen. „Jahrelang hatten wir ja gar keinen Namen“, sagt Jörg Baumman, „dann haben wir zum ersten Mal beim BG-Turnier gemeldet. Da musste man einen angeben.“
Alter Center, junges Knie
Wer nur den Kopf in die Kabine hält, wer an einem Dienstagabend nur kurz durch die Glastür der kleinen Sporthalle im Schul- und Sportzentrum Breckerfeld auf das Feld blickt, dem wir schnell klar, dass das keine ganz gewöhnliche Basketball-Mannschaft ist, die da auf dem Feld steht. Wobei das Verb „steht“ im Lauf der Jahre an Bedeutung gewonnen hat. Ohne einigen Herren - Vertreter diverser Generationen - zu nahe treten zu wollen: Es gab Jahre, da wurde auch hier bei einem Basketballspiel noch mehr gelaufen. Der Aufbauspieler geht und bringt den Ball. Der Center steht und wartet auf das, was kommen mag.
Was seinem Alter geschuldet ist. Rudolf Graw geht auf die 75 Jahre zu. Wobei: Wenn man einen Durchschnitt aus seinem Lebensalter und dem seines ebenso neuen wie bandagierten Kniegelenks bildet, ist der großgewachsene Basketballer höchstens Mitte-Ende 30. Er war es, der nach einem lauten Ausruf dem Reporter diese Frage stellte, kaum dass er die Kabine betreten hatte. „Aaaach, die Presse! Wo ist denn deine Sporttasche?“
Bier nach dem Training
Daheim, das Knie ist malade. Es will nicht mehr. Es wird bei Belastung dick. „Ich kann dir einen Chirurgen empfehlen“, sagt Graw, der die Ausrede nicht gelten lässt.
„Damals haben wir sogar noch richtig trainiert. Technik und Abläufe.“
Es gibt ein Bier nach dem Training. Das ist neu, das ist anders. Rudolf Graw hatte den Kasten eines Tages an der Hand. Womit im Grunde schon programmiert war, dass aus der Premiere eine Tradition werden würde. Eine, die passt. Weil das gute Gespräch am Ende wichtiger ist als jeder Korb.
Am Anfang war die Trainerin
Es passt auch, weil die Grobmotoriker, die ja anfangs namenlos waren, beim Bier entstanden. „Meine Frau hatte damals einen Trainerschein gemacht“, sagt Jörg Baumann. „Und da tauchte auf einer Party die Frage auf, was sie denn nun damit anfangen wolle.“ Am Anfang also war die Trainerin, um die herum sich ein mehr oder minder talentiertes Team formierte.
„Es gab Zeiten, da waren wir plötzlich nur noch zu dritt. Aufgehört haben wir trotzdem nicht.“
„Damals“, sagt Baumann, „haben wir sogar noch richtig trainiert. Technik und Abläufe.“ Dann aber wurde die Trainerin schwanger und schied aus. Und die fast reine Männer-Truppe ist seit jenen engagierten Anfangsjahren sich selbst überlassen. Sie wollen nur spielen, diese Herren.
Der gute Geist
Gleichwohl braucht es mindestens einen guten Geist. Jemanden, der die anderen beisammen hält. Hans-Gerd Altfeld kümmert sich um sich und seinesgleichen. „Es gab Zeiten, da waren wir plötzlich nur noch zu dritt“, sagt er. „Aufgehört haben wir trotzdem nicht.“
Seither aber sind die Grobmotoriker gewachsen. Und zwar rasant. 26 Spieler stehen auf der Liste. Wobei einige Stoßgebete gen Himmel schicken, dass die nicht alle gleichzeitig zur Dienstags-Einheit mit Sporttasche erscheinen. Dann würden sie aus allen Nähten platzen - die Kabine und die kleine Sporthalle, die zwar unlängst mit neuen Körben bestückt wurde, die aber nicht einmal groß genug ist, damit ein vollständiges Basketball-Feld darin Platz findet. Die Dreierlinien treffen an den beiden Längsseiten irgendwann auf die Aus-Linien.
Überschaubares Tempo auf dem Feld
Insofern ist es auch nicht von Nachteil, dass das Tempo auf dem Feld eher überschaubar ist. Denn direkt hinter der Linie folgt die harte Wand. Abbremsen aus Höchstgeschwindigkeit - unmöglich.
Seit 22 Jahren packt Hans-Gerd Altfeld, zwischenzeitlich Jugendtrainer und Schiedsrichter für den TuS, an nahezu jedem Dienstagabend seine Tasche und macht sich auf den Weg. Er streift seine Klamotten ab, zieht Trikot und Hose an, schnürt seine Basketball-Schuhe. Dann geht er in die Halle.