Breckerfeld. Ein Bericht über das Spiel? Nebensächlich. Was beim Weihnachtsmarkt-Match des TuS in der Oberliga abging, zeigt: sie haben es geschafft.
Es hört nicht auf. Seit dem diese Zeitung vom „Basketballmärchen in Breckerfeld“ berichtete - was nun fast ein Jahr her ist - ist die Euphorie auf dem Berg nicht die Spur abgeebbt. Zum „Weihnachtsmarktspiel“, wie die Oberliga-Basketballer des TuS ihr Spiel gegen die Reserve des TuS Hamm angekündigt hatten, kamen 300 Zuschauer. Was sich in der Spiel- und Sporthalle Breckerfeld ungefähr so anfühlt, als wäre die Ischelandhalle ausverkauft. Das Ergebnis eines Spiels, von dem die meisten TuS-Spieler anschließend erzählten, dass sie sich nicht mit Ruhm bekleckert hätten, war eigentlich Makulatur. Der TuS beweist weiterhin, dass er Basketball als eventfähige Sportart im 9000-Seelen-Dorf etabliert hat. Tatsächlich mit großer dörflicher Klammer.
DJ, Tanzformation und jetzt auch noch ein Maskottchen. „Sechsi“. Ein überdimensionierter Sechskantschlüssel der Firma Inbus mit Schnauzbart und Kappe. Und der Namensgeber kam bei seinem Einfall vermutlich vor Lachen nicht in den Schlaf. Die erotische Anspielung funktioniert und sorgte auf der Tribüne für Schmunzler. Wie ausgefeilt das Marketing rund um die TuS-Truppe mittlerweile ist, zeigt das Schnäpschen, das „Sechsi“ in der Halle verteilt: „Intus“ heißt der. Heute gehört die Marke Inbus der Inbus IP GmbH mit Sitz in Breckerfeld. Werkzeuge und Schrauben mit dem weltberühmten Zeichen werden in Kooperation mit der HaFu Werkzeugfabrik H.J. Fuhrmann im westfälischen Breckerfeld gefertigt. Und deren Geschäftsführer, Felix „Fiffi“ Fuhrmann, ist Guard in der Oberliga-Mannschaft des TuS.
Die hat zuletzt immer 150 bis 200 Menschen in die Sporthalle gelockt. Es ist eine Gemeinschaft aus Fußballern, Dorfbewohnern und jenen, die sich einfach über gute Samstagabende freuen, entstanden. In der Mitte der nur drei Reihen großen Tribüne stehen die Lautesten von ihnen. Trommeln, starke Sprüche, anpeitschen. Die Stimmung gleicht eher einem Regionalligaspiel. Es gibt Bier, Laugenstangen und die Blau-Gelben, die „Erste“, das Team. Auch wenn dieses Team gegen Hamm jetzt nicht so spielt, dass man gleich eine Dauerkarte kaufen möchte, so merkt man doch, dass sie bei diesem durchschnittlichen Tag und einem 64:47-Sieg von vor allem einer Qualität leben: Sie sind eine echte Mannschaft, die zusammenhält.
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Altebkannte (nicht alte) Gesichter wie Fabian Köppen, der auch in diesem Spiel wieder das Zeitfenster findet, in dem er Dreier wirft wie andere Korbleger machen. Felix „Fiffi“ Fuhrmann, der sich bei seiner ersten Runde auf dem Feld eher fürs Kreieren zuständig sieht und erst zum Spielende offensiv angreift. Dauerläufer Lennart Kühnelt, die zupackenden Genslers oder Kevin Stern, der jede Defensive mit seinem Antritt und dem zügig losgelassenen Floater (ein Wurf aus dem Lauf, einbeinig abgesprungen und einhändig geworfen) vor Probleme stellt. Kurzum: Sie haben von allem etwas und verteidigen wie die Büffel, was auch an offensiv gebrauchten Tagen in einer Halle mit 300 Zuschauern einfach richtig gut ankommt und einen eben doch über die Dauerkarte nachdenken lässt, die es formal gar nicht gibt.
„Unser Ziel war es, dass die ,Erste’ wieder das Aushängeschild des Clubs wird, mit dem sich alle identifizieren können und das in den Club hinein strahlt“, hatte TuS-Kapitän Max Dittmann vor knapp einem Jahr gegenüber unserer Zeitung gesagt. Und: „Wir haben uns alle die Frage gestellt: Wie kriegen wir einen Event-Charakter hin, wenn die Erste spielt.“ Das Wie, das ist angesichts der vielen Stellschrauben sicher abendfüllend. Dass sie es allerdings geschafft haben, steht außer Zweifel. Basketball ist gerade der emotionale Sport in Breckerfeld. Nah, verbindend, leidenschaftlich. Eben ein guter Grund, sich die Jacke anzuziehen und ins Sportzentrum zu gehen. Und bei der dritten Halbzeit in der Pausenhalle vielleicht auch mal den Absprung nicht zu schaffen.