Hohenlimburg. Die Anlage läuft gut, aber defizitär. Seit dem 1. Juli ist es teurer geworden. Wie gebe ich in Hagen nun richtig Grünschnitt ab?

Manchmal ist es ein bemerkenswertes Schauspiel. Dann könnte man den Eindruck gewinnen, die Kompostierungsanlage an der Donnerkuhle sei ein Festival-Gelände, auf das alle dringend noch wollen. Anlieferungsschlangen können sich auch mal bis zum Abzweig Herbeck oder hoch Richtung Thorn-Prikker-Siedlung ziehen. Seinen Grünschnitt dort loszuwerden, boomt. Es kommt aber auch zu zahlreichen Diskussionen vor Ort. Und weil die Kompostierungsanlage ohnehin in den vergangenen Jahren defizitär unterwegs ist, was die Wirtschaftlichkeit angeht, müssen sich Hagens Heckenschneider und auch die Gartenprofis auf erhöhte Preise einstellen. Und vielleicht auch andere Wege finden.

Ein Blick darauf, wie die Kompostierungsanlage Donnerkuhle funktioniert und wie sich die Preise verändert haben.
Ein Blick darauf, wie die Kompostierungsanlage Donnerkuhle funktioniert und wie sich die Preise verändert haben. © WP Hagen | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

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Die Preise im Überblick

Gartenabfälle bis maximal zwei Kubikmeter (eine Hängerladung) können ganzjährig an der Müllverbrennungsanlage „Am Pfannenofen“ angeliefert werden. Dieser Service ist laut Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) aber aktuell nicht möglich. „Leider reicht die derzeitige Kapazität an der MVA nicht aus, um auch Grünabfall hier sachgerecht anzunehmen“, meldet HEB-Sprecherin Jacqueline Jagusch auf Anfrage. Die Abgabe dort ist eigentlich gebührenpflichtig und basiert auf den Preisen der Kompostierungsanlage an der Donnerkuhle. Und die gehen so: Kleinstmengen bis 100 Liter kosten 3 Euro, bis 300 Liter 7,50 Euro, bis 500 Liter 12 Euro und bis 5 Kubikmeter ab sofort 24 Euro statt bislang 20 Euro. Ab 5 Kubikmeter 20 statt 17 Euro. Mischerde (ausgebuddelter Gartenboden zum Beispiel) abzugeben, hatte bislang immer 17 Euro pro Kubikmeter gekostet und kostet nun 25 Euro.

20 kostenlose Termine im Jahr

Weiterhin besteht die Möglichkeit, gesammelten Grün- und Strauchschnitt an den Wertstoffhöfen Obernahmer und Haspe anzuliefern. Die Abgabe erfolgt ebenfalls zu Preisen der Kompostierungsanlage Donnerkuhle. An über 20 Terminen im Jahr nimmt die Kompostierungsanlage darüber hinaus angeliefertes Laub sowie Grün- und Strauchschnitt kostenlos an. Die Termine für den Herbst 2024 werden noch in diesem Sommer veröffentlicht. Es gibt auch einen Abholservice vor Ort in Hagen. Der kostet 30 Euro je angefangene halbe Stunde inklusive Anfahrt und Entsorgung (mehrwertsteuerfrei und nur freitags). Die Vorlaufzeit liegt allerdings bei mehreren Monaten.

Der komplexe Kompostierungsprozess

Die Kompostierungsanlage an der Donnerkuhle wurde 1996 eröffnet. In der Gartensaison rollen über 300 Pkw täglich auf die Anlage, die 12.000 Quadratmeter groß ist. Die Anlage ist angelegt für ein Aufnahmevolumen von 30.000 Kubikmetern und hier wird in einem sehr durchdachten, aber langwierigen Vorgang aus Grünabfall Komposterde hergestellt. Nach einer ersten Lagerung des Grünschnitts der Bürger, die drei Monate dauert, werden die gelagerten Grünabfälle von einem externen Unternehmen auf der Anlage geschreddert. Ein Häcksler zerkleinert und durchmischt das gesamte Material. Das zerkleinerte Material wird auf einem neuen Haufen aufgesetzt. Während dieses Prozesses herrschen in dem Haufen rund 70 Grad. Nach weiteren drei Monaten wird der Haufen erneut durchsiebt. Was bleibt, ist Komposterde. Er dient als Dünger und zur Bodenverbesserung für den Hausgarten. Komposterde ist auch ein Mittel zur Schädlingsabwehr. Die Mikroorganismen wirken gegen schädliche Bodenorganismen.

Kompost-Abgabe steigerungsfähig

Beim verantwortlichen Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) erklärt man, dass die Abgabemengen an Komposterde durchaus steigerungsfähig sind. Dazu kommt, dass im Aufbewahrungsteil der Anlage Reparaturbedarf herrscht. Darüber hinaus sind Anforderungen zum Brandschutz seitens der Feuerwehr gefordert (Anpassung der Löschwasserentnahmestelle des Löschwasserteiches), wodurch die laufenden Unterhaltungskosten für den Brandschutz steigen. Die Unterhaltungskosten der Anlage sind ohnehin gestiegen. „Das liegt bei gleichbleibenden Umsätzen insbesondere im erhöhten Material- und Unternehmeraufwand und den Personalkosten sowie des durch die Ukraine-Krise bedingten allgemeinen Preisanstieges begründet“, erklärt der WBH.

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Neues Abgabesystem

Vor dem Hintergrund, dass die Grünschnittannahme bisher in 50-Liter-Schritten abgerechnet werde, wodurch insbesondere bei der Annahme häufig Diskussionsbedarf entstehe, solle zur Vereinfachung des Annahmeprozesses von Grünschnitt mit und ohne Kompostmitnahme zukünftig mit drei Pauschalen für Mengen bis 0,5 Kubikmeter abgerechnet werden. Größere Mengen würden weiterhin nach Aufmaß abgerechnet. Hierdurch solle einerseits der größere Kundenstamm für kleinere Abgabemengen weiterhin bedient werden, gleichzeitig aber auch die Anzahl der Anlieferungen gesenkt werden, wodurch eine schnellere Abwicklung des Kundenverkehrs erwartet werde. 

Das Defizit der Anlage lag zuletzt (frischeste Zahlen von 2022) bei knapp 42.000 Euro. 2021 sogar bei 137.000 Euro. Durch die neuen Preise will der WBH die Einnahmen von zuletzt rund 108.000 Euro auf 151.000 Euro steigern, um das Defizit zu decken. Übrigens ist an der Kompostierungsanlage demnächst auch Kartenzahlung möglich.