Hagen-Mitte. Die fast 2 Mio. Euro teure Sanierung der Sprinkleranlage wurde verschoben, trotzdem gibt‘s im Theater Hagen viel zu reparieren. Wir waren dabei:
Neues aus dem Theater: Unter dem Orchestergrabenpodest ist es schummerig. „In hochgefahrenem Zustand ist das Podest 2,48 Meter hoch, und es kann hydraulisch stufenlos hoch- und runtergefahren werden“, erläutert Jörn Hüsken, Bühnenmeister und Technischer Direktor am Theater Hagen.
Ganz schöne Maloche
In ein paar Tagen werden die acht schweren Hydraulikstempel sowie die vier Bremsstempel von Mitarbeitern einer Fachfirma ausgebaut, überarbeitet und nach dreieinhalb Wochen wieder eingebaut, „die Reparatur ist nicht mal so eben gemacht, das ist eine ganz schöne Maloche“, weiß Jörn Hüsken, der seit 2003 am Hagener Theater beschäftigt ist.
Seit 2013 ist er im Haus als Bühnenmeister im Dienst, vor einem Jahr hat er seinen Vorgänger Uwe Mingo im Amt beerbt, sprich, ist seitdem Technischer Leiter. Und somit für fast 50 Mitarbeiter aus den Bereichen Werkstätten, Bühne, Licht und Technik verantwortlich.
Dass die spielzeitfreie Zeit im Theater genutzt werden muss, um das Haus wieder auf Vordermann zu bringen, wissen er und seine Kollegen nur allzu gut. In der Regel bleibt die Spielstätte für 45 Tage geschlossen, und ein Großteil der Mitarbeiter hat Urlaub.
„Die knapp 300 Scheinwerfer müssen ebenfalls jährlich gesäubert und überprüft werden, eine dann folgende elektrotechnische Abnahme ist Pflicht.“
Standard-Arbeiten in der Ferienzeit sind die Kontrollen der Brandschutztore und Krananlagen, „und die knapp 300 Scheinwerfer müssen ebenfalls jährlich gesäubert und überprüft werden, eine dann folgende elektrotechnische Abnahme ist Pflicht“, unterstreicht Jörn Hüsken.
Ein Komplettaustausch der Sitze ist nicht geplant
Und was tut sich im Zuschauerraum? „Ein Komplettaustausch der insgesamt 760 Sitze wäre schön, wurde aus Kostengründen aber auf die lange Bank geschoben, dafür hat die Stadt Hagen derzeit kein Geld“, bedauert der Technische Leiter.
Allerdings würden im laufenden Betrieb und auch während der Ferien Einzelsitze, die es nötig haben, erneuert. „Der Denkmalschutz, der im Theater greift, gilt auch für die Polsterstoffe und den bestimmten Farbton der Polster, daher müssen die Sitze stets originalgetreu ausgetauscht werden, was die Sache natürlich enorm verteuert und zeitlich verzögert“, weiß Hüsken.
Aushänge werden geflickt
Lisa Kuhlmann richtet ihren Blick nach oben. „Alle Aushänge, also zum Beispiel die schweren, schwarzen Vorhänge, werden in den kommenden Wochen ausgehängt, kontrolliert, gesäubert, geflickt und dann wieder eingehängt“, erklärt die Bühnendekorateurin, die seit einem Jahr am Hagener Haus beschäftigt ist.
Dann schiebt sie den Tanzteppich-Wagen, auf dem „Umgangsteppich“ platziert wurde, aus dem Weg, „Ordnung ist hier das A und O, wir müssen während der Renovierungsphase den Überblick behalten“, sagt Lisa Kuhlmann.
Eine weitere große Baustelle sind die Böden: Wie in jeder Spielzeitpause wird die 500 Quadratmeter große Hauptbühne geschliffen und gestrichen, und auch die Probebühne Opus wird in diesem Jahr aufwendig aufgearbeitet: „Erst wird die Farbe abgeschliffen, damit die Schrauben überhaupt sichtbar werden und fünf Millimeter tief versenkt werden können. Dann werden Schadstellen ausgebessert, und es wird schwarze Bühnenbodenfarbe als Versiegelung aufgetragen“, erklärt Hüsken.
„Aus organisatorischer Sicht ist die diesjährige Sanierung eine Mammutaufgabe.“
Die Arbeiten im Opus dauern vier Wochen, „es ist für uns eine logistische Herausforderung, da uns die Lagerflächen während der Zeit im Opus fehlen. Und auch in unserem Außenlager in der Minervastraße in Wehringhausen, das normalerweise als Puffer dient, wird der Boden instandgesetzt. Aus organisatorischer Sicht ist die diesjährige Sanierung eine Mammutaufgabe“.
Auftakt am 31. August
Am Sonntag, 7. Juli, endet die Spielzeit 2023/24 mit der Aufführung des Musicals „My Fair Lady“.
Die neue Spielzeit startet am Samstag, 31. August, um 15 Uhr, mit der Veranstaltung „Auftakt“, also einem Haus der offenen Tür. Die Werkstätten, das Große Haus, die Probebühne Opus und das junge Theater Lutz präsentieren drinnen und draußen ihre Arbeit; Führungen durchs Haus werden auch angeboten.
Um 18 Uhr startet auf der Hauptbühne die Pocketgala mit Gesangssolisten, dem Hagener Ballett, dem Chor des Theaters sowie dem Philharmonischen Orchester.
Um 20 Uhr findet auf dem Elbersgelände ein Open-Air-Konzert statt. Präsentiert werden Highlights aus der Rock-Pop-Punk-Theatershow „Simply The Best“. Der Eintritt zu allen drei Veranstaltungen ist frei.
Wobei der „ganz große Wurf“ in diesem Sommer ausbleibt: „Wir haben in diesem Jahr darum gebeten beziehungsweise darauf bestanden, dass keine Großsanierung im Juli/ August stattfindet“, unterstreicht Dr. Thomas Brauers, Geschäftsführer des Theaters Hagen. Die eigenen Mitarbeiter und auch das Publikum hätten einfach ein Anrecht auf eine „mal normale Spielzeitpause“.
„ Wir haben in diesem Jahr darum gebeten beziehungsweise darauf bestanden, dass keine Großsanierung im Juli/August stattfindet.“
Im letzten Jahr sah nämlich alles anders aus – da wurde das Theater für 13 Wochen in Zwangsferien geschickt. Zur Erinnerung: Die alte Sprinkleranlage muss aufwendig saniert werden, das steht schon seit längerem fest. Die Kosten liegen bei rund 1,8 Millionen Euro.
Vor zwei Jahren wurde die Sanierung der Löschwassersprühanlage laut Aussage der Stadt Hagen „aufgrund des kurzfristigen Ausfalls benötigter Fachmitarbeiter“ nicht umgesetzt, im Sommer 2023 passierte „aufgrund des weiterhin schwierigen personellen Umfelds und einer notwendigen landesweiten Ausschreibung“ ebenfalls nichts.
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Dauerhafte Betriebserlaubnis liegt vor
Für Theatergänger wichtig zu wissen: Die Stadt wie auch Theater-Geschäftsführer Brauers versichern, dass der Betrieb des Theaters durch die Verschiebung nicht gefährdet ist. Konkret: Aufgrund einer vorhandenen mobilen Löschwasseranlage liegt dem Theater eine dauerhafte Betriebserlaubnis vor.
Zur Kompensation der veralteten Sprinkleranlage hat die Stadt zwei Tanks, sprich, zwei Löschcontainer, angeschafft, um im Falle eines Feuers auch den hinteren Teil der Bühne schnell löschen zu können. Außerdem kann die Sprinkleranlage von außen zusätzlich mit Löschwasser versorgt werden.
Die Stadt stellte im vergangenen Jahr die kostspielige Sanierung für 2024 in Aussicht; das wiederum hat die Theaterleitung aufgrund des Wunsches, „in einer normal langen Ferienzeit einmal durchatmen zu können“, ausgebremst.